Das Werben des Lord MacKenzie
eigenen Zimmer geschlafen, und Isabella hatte lange wachgelegen und versucht, ihre Enttäuschung zu überwinden.
Um drei Uhr am Nachmittag schlug die Türglocke an, und Morton kam die Hintertreppe hinauf, um zu öffnen. Mac, gekleidet in einen feinen Nachmittagsausgehanzug, komplett mit Hut und Spazierstock, stand auf der Schwelle. »Ich bin gekommen, der Dame des Hauses einen Besuch zu machen«, verkündete er in ernstem Ton.
Isabella spähte vom Treppenabsatz auf ihn hinunter und musste ein Lachen unterdrücken. Morton verabscheute Spiele, und Mac musste mehr oder weniger darauf beharren, dass der Butler ihn in den Salon führte.
Morton kam wieder heraus und schaute irritiert zu Isabella hoch. »Mylady …«
»Danke, Morton.« Isabella raffte ihren Rock und schritt die Treppe hinunter. »Seien Sie nachsichtig mit Seiner Lordschaft. Er liebt seine Späßchen.«
»Ja, Mylady«, sagte Morton traurig und verschwand in den rückwärtigen Teil des Hauses.
Als Isabella den Salon betrat, erhob sich Mac, den Hut in der Hand. »Mylady. Ich hoffe, Sie sind wohlauf.«
»Das bin ich. Ich erfreue mich bester Gesundheit.«
»Und ich bin erfreut, das zu hören. Würden Sie mir das Vergnügen Ihrer Begleitung bei einem Spaziergang durch den Park machen?«
»Aber gewiss, Mylord. Und danke für die Blumen. Sie sind sehr aufmerksam.«
Mac machte eine wegwerfende Handbewegung. »Nichts zu danken. Ich hörte, Sie mögen gelbe Rosen. Ich hoffe, sie haben Ihnen gefallen.«
»Sie haben mir sehr gut gefallen.« Isabella hörte Aimees kleine Stimme in der Halle und fügte ihrer letzten Erwiderung hinzu: »Du hast doch nichts dagegen? Nanny Westlock sagt, dass Aimee frische Luft braucht, und ich dachte, sie könnten uns begleiten.«
Ein Ausdruck der Überraschung zeigte sich für einen kurzen Moment in Macs kupferfarbenen Augen, aber er verbarg ihn hinter einer kurzen Verbeugung.
»Behütet von einer Nanny und einem Baby«, murrte er. »Nun gut.«
Das Wetter war so schön, dass der Hyde Park von Menschen wimmelte. Mac ließ die Rolle des schicklichen Bewerbers Rolle sein und beharrte darauf, den Kinderwagen zu schieben. Immer wieder zog er zurückgrüßend den Hut, wenn ihnen Bekannte begegneten. Isabella schlenderte neben ihm her und genoss den Anblick ihres breitschultrigen, Kilt tragenden Gemahls, der den Kinderwagen schob. Miss Westlock folgte den beiden in geziemender Entfernung, ganz die Nanny, die Nachsicht mit ihrer Herrschaft übte.
Die Rotten Row war voll von Pferden und Kutschen, und auf den anderen Wegen flanierten Familien, Paare und Nannys mit Kindern. Aimee saß in ihrem Wagen, hielt sich rechts und links an den Seiten fest und schaute sich alles interessiert an. Sie war ein robustes Kind – herzhaft, nannte Miss Westlock die Kleine – und freute sich daran, die Welt zu betrachten.
Wie Aimee den Verlust ihrer Mutter empfand, konnte Isabella nicht einschätzen. Vielleicht war das Kind noch zu klein, um zu begreifen, was geschehen war, aber alles in allem schien sie die Wendung ihres Schicksals akzeptiert zu haben. Sie verschenkte glücklich liebevolle Küsse sowohl an Mac als auch an Isabella, wobei sie keinen Zweifel darüber ließ, dass sie Mac den Vorzug gab. Inzwischen war sie es auch zufrieden, wenn sie entweder bei Isabella oder Nanny Westlock bleiben musste.
Isabella fragte sich, ob ihr leiblicher Vater versuchen würde, ihnen Aimee wegzunehmen. Isabella wusste nicht, welche Fäden Mr Gordon gezogen hatte, um die Adoption zu legalisieren, aber er hatte ihnen versichert, dass alles in Ordnung sei. Dennoch war Isabella besorgt, obwohl Aimee nicht notwendigerweise von einem Wahnsinnigen geraubt werden musste, der Feuer an Häuser legte und Frauen in Parks überfiel.
»Mac, altes Haus!«, rief eine laute Männerstimme. Als Isabella aufschaute, sah sie vier Gentlemen auf sich zukommen.
Sie unterdrückte einen Seufzer. Es waren Macs alte Freunde aus Harrow und Cambridge, die Mac schon während ihrer Schulzeit verehrt und zu ihrem Anführer erkoren hatten. Sie waren jetzt erwachsene Männer, aber im Grunde waren sie die wilden Jungen ihrer Kinderzeit geblieben, die alles getan hatten, um Macs Anerkennung zu finden.
Derjenige, der voranging, ein kleiner, recht schlanker junger Mann mit blondem Haar, war der Marquis of Dunstan, der diesen Titel im Alter von zweiundzwanzig Jahren geerbt hatte. Sein Taufname war Cadwallader, aber alle nannten ihn Cauliflower oder kurz Cauli. Die drei anderen waren Lord Charles
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