Das Werben des Lord MacKenzie
Freund?«
»Der, der Lektionen darin brauchte, wie man einer Lady den Hof macht.«
»Oh, den Freund meinst du.« Er räusperte sich. »Nun, er ist noch immer bemüht, die Kunst des Umwerbens zu lernen.«
»Wir haben schon einmal damit begonnen, sie zu üben. Vielleicht sollten wir noch einmal ganz von vorn beginnen?«
»Möchtest du das?«, fragte Mac. »Von vorn beginnen?«
Sie nickte. »Ich glaube, ja.«
Mac sah sie in atemlosem Schweigen an. Sie erwiderte den Blick, ihre schimmernden grünen Augen waren so wunderschön.
»In dem Fall«, sagte er mit leichter Stimme, »sollten wir all das vergessen, was gestern Nacht in unserem Schlafzimmer geschehen ist. Das war viel zu skandalös für ein Paar, das sich gerade erst kennen lernt.«
Sie lächelte leicht. »In der Tat. Es war sehr unanständig. Du darfst ihm gegenüber die letzte Nacht nicht erwähnen.«
»Ich verliere meinen Freunden gegenüber niemals ein Wort über das, was in meinem Bett vor sich geht. Das geht sie verdammt noch mal nichts an.« Mac ergriff ihre behandschuhte Hand, drückte einen leichten Kuss darauf und setzte sich wieder Isabella gegenüber hin. »Ein Gentleman sollte niemals auf derselben Bank wie die Lady in einer Kutsche sitzen. Er sollte mit dem Rücken zum Kutscher sitzen, damit sie in Fahrtrichtung sitzen kann.«
Isabella lachte. Verdammt, es war gut, sie lachen zu hören. »Es wird amüsant sein zu beobachten, wie du versuchst, höchst anständig zu sein«, sagte sie.
Mac durchbohrte sie mit einem Blick, der weder spöttisch noch bedrängend war. »Wenn es nötig sein sollte, werde ich es sein. Ich will dich zurückgewinnen, Isabella. Ob ich dazu ein Jahr brauche oder zwanzig, ist mir gleichgültig, ich bin ein geduldiger Mann. Ich werde dein Herz wiedergewinnen, das schwöre ich. Selbst wenn ich dafür so hochanständig werden muss, dass meine Ahnen sich im Grabe umdrehen, wenn sie sehen, wie ich mich für eine Sassenach anstrenge.«
Isabella lächelte, doch der Ausdruck auf ihrem Gesicht sagte ihm, dass sie noch nicht nachgegeben hatte. Ihre stillschweigende Zustimmung zu seiner Anwesenheit in der Kutsche und bei den Besorgungen, die folgten, ließen ihn immerhin hoffen, dass sie ihm eine Chance geben würde. Sie wollte, dass er es versuchte, und sie wollte, dass er Erfolg hatte. Das zumindest machte ihm Mut.
Am nächsten Morgen traf ein Strauß Blumen zusammen mit einer Karte für Isabella ein. Sie berührte die Blüten und stellte anerkennend fest, dass der Strauß klein und geschmackvoll war – gelbe Rosen, Veilchen und Schleierkraut. Keine Orchideen oder andere exotische Blumen. Die Karte war goldgerändert und in Macs Handschrift stand darauf:
Ich bin höchst dankbar, Mylady, für das Privileg einer Ausfahrt am gestrigen Nachmittag. Würden Sie mir heute die Freude eines Spaziergangs im Park machen, wenn das Wetter so schön bleibt? Ich werde um fünfzehn Uhr bei Ihnen sein, wenn Ihnen das genehm ist.
Ihr höchst ergebener Diener
Roland F. MacKenzie
Isabella lächelte vor sich hin. Mac spielte den korrekten Gentleman, da er mit seinem vollen Namen unterschrieben hatte. Er hasste es, als Roland Ferdinand MacKenzie oder Lord Roland angesprochen zu werden, und zog den Spitznamen vor, den er im Alter von zwei Jahren bekommen hatte, als er von seinem langen Namen nur die Silbe »Mac« hatte aussprechen können.
»Ein Gentleman schickt dir Blumen?«, fragte Mac mit gespielt knurriger Stimme hinter seiner Zeitung am Frühstückstisch hervor. »Ist es ein Gentleman der anständigen Sorte?«
»Ich glaube schon.« Isabella setzte sich an ihren Platz und betastete die Karte, die sie in ihre Tasche gesteckt hatte. »Er hat mich für heute Nachmittag zu einem Spaziergang eingeladen.«
Mac bog eine Ecke seiner Zeitung herunter und schaute Isabella ernst an. »Und wie hast du dich entschieden?«
»Ich werde zusagen. Ein Spaziergang in einem öffentlichen Park ist schicklich. Und angemessen.«
»Sei vorsichtig, was seine Absichten betrifft. Ich habe vom schlechten Ruf dieses Lord Roland gehört.«
»Ich glaube, er hat sich gebessert«, entgegnete Isabella. »Das hat er mir jedenfalls versichert.«
Mac schnalzte missbilligend mit der Zunge. »Sei auf der Hut, meine Liebe. Sei auf der Hut. Ich glaube, er malt Frauen – ohne Kleider.«
»Übertreib es nicht, Mac.«
Mac lächelte und blickte wieder in die Zeitung. Sein Lächeln konnte die guten Absichten einer Lady ins Wanken bringen. Mac hatte letzte Nacht in seinem
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