Das Werben des Lord MacKenzie
die mein Vater für mich ausgesucht hatte.«
»Es ist wahnsinnig schwer, dir zu gefallen. Du willst den wilden Mac nicht, aber den häuslichen Mac willst du auch nicht? Willst du mir das sagen?«
»Ich will, dass du aufhörst zu versuchen, so zu sein, wie du es nicht bist. Ich prophezeie dir, in ein paar Monaten wird es dir in deiner neuen Rolle langweilig werden. Du bist abwechselnd von etwas besessen oder wirst es dann leid und vergisst es. Mich eingeschlossen.«
Mac betrachtete sie lange Zeit schweigend. Sie errötete unter seinem Blick, aber seine Wut hatte sich zu Leere gewandelt. Als er sprach, klang seine Stimme ruhig. »Du bist eine Närrin, Isabella MacKenzie.«
»Was?« Sie sah verletzt aus.
»Du hast entschieden, welche Art Mann ich bin, was es verdammt schwer macht, mit dir zu reden. Du glaubst nicht, dass ich mich ändern kann, aber das habe ich bereits. Du willst es nur einfach nicht wahrhaben.«
»Ich weiß, dass du aufgehört hast zu trinken. Ich habe diesen Fortschritt bemerkt.«
Mac lachte. »Zu trinken aufgehört? Wie du das sagst, klingt es so mühelos. Ich war krank und elend, ein ganzes Jahr lang. Ich hatte nicht bemerkt, wie sehr ich den Whisky benutzt hatte, um den Schmerz meiner eigenen Existenz zu betäuben. Ich habe mich selbst mit dem Gesicht auf dem Boden eines Hotelzimmers in Venedig wiedergefunden, mit höllischen Schmerzen, und ich habe um die Kraft gebetet, nicht auf die Suche nach Wein zu gehen, um die Qual zu erleichtern. Ich hatte davor noch nie richtig gebetet. Ich wurde als Junge zur Kirche mitgenommen, um Gebete zu sprechen, aber dieses Mal habe ich gebetet. Es war eher ein Flehen, um genau zu sein. Eine recht ungewohnte Erfahrung für mich.«
Isabella hörte zu, die Lippen leicht geöffnet. »Mac.«
»Ich könnte dir Dinge erzählen, bei denen würdest du blass werden, meine Liebe, aber ich will sie dir ersparen. Das Flehen und Beten hat nicht nur eine Nacht gedauert. Ich habe es in vielen, vielen Nächten getan, habe niemals nachgelassen. Und dann, gerade als ich dachte, ich hätte es geschafft und mich besser fühlte, kam noch eine Nacht. Meine Freunde meinten, sie würden mir helfen müssen, indem sie mich festhielten und mir Whisky in den Hals schütteten. Sie hörten erst auf, als ich den Trick herausfand, alles wieder auszuspeien, über ihre feinen Kleider. Schließlich haben meine Freunde mich verlassen. Alle.«
Isabellas Gesicht war weiß. »Sie hatten kein Recht, das zu tun.«
Mac zuckte die Schultern. »Sie waren Taugenichtse und Speichellecker. Keine wahren Freunde, nicht einer von ihnen. Es gibt nichts Besseres als das Elend, um dir zu zeigen, wem du wirklich etwas bedeutest.«
»Hattest du denn überhaupt niemanden? Oh Mac.«
»Doch, ich hatte jemanden. Ich hatte Bellamy. Er hat dafür gesorgt, dass ich gegessen und die Nahrung bei mir behalten habe; er war es, der mir eimerweise Tee zu trinken gegeben hat, als reines Wasser mich nur krank machte. Ich bin ein ziemlicher Teekenner geworden, sachkundiger jedenfalls als die hochmütigen Engländer, die glauben, dass ihr Wissen über Tee unübertreffbar sei. Ein Assamtee mit Jasmin gebrüht ist recht gut. Du solltest ihn probieren.«
Isabellas Augen waren feucht geworden. »Ich bin froh, dass Bellamy sich um dich gekümmert hat. Ich werde ihm sagen, wie dankbar ich bin. Er verdient ein Geschenk. Was würde ihm gefallen, was denkst du?«
»Ich habe ihm bereits das Salär erhöht. Und ich preise ihn beständig. Ich verehre Bellamy wie einen Gott. Was ihm verdammt peinlich wäre, wenn er es wüsste, das versichere ich dir.«
Isabella wandte den Blick ab. Sie war eine stolze Frau, und dass er sie begehrte, beschäftige ihn jeden wachen Moment seines Lebens. Sich von ihr fernzuhalten, war die absolute Hölle gewesen, aber als sie ihn verlassen hatte, hatte Mac sich gezwungen, sie in Ruhe zu lassen, weil sie Recht gehabt hatte. Wäre er zu ihr zurückgekehrt, bevor die Abkehr vom Trinken ihn so massiv verändert hatte, hätte er das Muster so lange fortgesetzt, bis er Isabella ganz vertrieben und sie niemals wieder erreicht hätte. Weil er ihr Zeit gegeben hatte zu heilen, konnte er jetzt so nah bei ihr sitzen.
Isabella schaute lange aus dem Fenster, und als sie sich ihm schließlich wieder zuwandte, war die starre Wut aus ihren Augen verschwunden. »Was ist aus deinem Freund geworden?«, fragte sie. »Dem, von dem du mir auf Lord Abercrombies Ball erzählt hast.«
Mac verstand nicht. »Welcher
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