Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Werk der Teufelin

Titel: Das Werk der Teufelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
Vom Netzwerk:
es dir heute gut, keine Übelkeit, kein Bauchgrimmen?«
    »O nein!«
    »Ein schöner Morgen, nicht wahr, Angelika?«
    »O ja!«
    »Wie gemacht dafür, die Stauden zurückzuschneiden.«
    »O ja!«
    »Dann hol dir mal aus dem Stall die Schere und eine kleine Schaufel.«
    Angelika schlenderte gehorsam zum Stall und kam mit einer Hacke zurück.
    »Schere, Angelika. Aber die Hacke können wir auch gebrauchen!«
    Als sie alles beisammen hatten, erklärte Almut dem Mädchen, welche Pflanzen geschnitten werden mussten und welche sie ausgraben sollte. Angelika nickte dazu und kniete sich dann anmutig nieder, um mit spitzen Fingern an einem abgeblühten Ästchen zu schnipseln. Almut zuckte innerlich mit den Schultern, mehr Einsatz war von dem zarten Geschöpf wohl nicht zu erwarten. Sie lief zum Brunnen und wusch sich. Sie war bei ihrer Arbeit zu dem Entschluss gekommen, sich unbedingt mit Pater Ivo unterhalten zu müssen. Das Schicksal der Weverin lag ihr wie ein Stein auf der Seele. Als sie in einer sauberen grauen Tracht aus ihrem Häuschen trat, warf sie noch einmal einen Blick auf das Kräuterbeet. Angelika saß inmitten eines Haufens frischer grüner Blätter, die sie abgeschnitten hatte, und zahlloser entwurzelter Pflanzen.
    »Angelika!« Ein Ausruf der Empörung entfuhr ihr. »Ich habe gesagt, die verblühten Pflanzenteile abschneiden, du dummes Schaf!«
    »Die hier haben nur Blätter, die blühen nicht!«
    »O barmherzige Mutter, schenke mir Geduld! Kind, die verblühten und vertrockneten Blätter und Stängel! Das hier ist frische Petersilie, und das sind Melissenblätter. Du bist so entsetzlich blöde, man sollte dich einsperren. Verdammt noch mal, Elsa wird sich die Haare raufen, wenn sie das sieht.«
    »Warum befehlt Ihr mir auch immer, solche hässlichen Arbeiten zu machen. Ich habe ganz schmutzige Finger bekommen.«
    Almut riss endgültig der dünn gescheuerte Geduldsfaden, und sie zerrte Angelika mit einem harten, schmerzhaften Griff zum Trog am Brunnen und tauchte sie halb unter.
    »Die kann man waschen!«, herrschte sie das jammernde Mädchen an. Mit ein paar herben Handreichungen half sie ihr dabei. Aber als sie die tropfende, schniefende Angelika betrachtete, verflog ein wenig von ihrem Zorn, und in kühlerer, gelassenerer Stimme verfügte sie dann: »Geh zu Johanna und bitte sie, die Kräuter durchzusehen, die du abgeschnitten hast. Vielleicht kann sie sie noch trocknen.«
    »Ja, Schw…, Almut!« In äußerst demütiger und gebeugter Haltung nahm die junge Nonne den Befehl hin. Almut sah das Mädchen gereizt an und fügte hinzu: »Ich muss noch mal mit Pater Ivo sprechen. Sag das bitte Gertrud oder Clara. Ich bin spätestens zur Vesper zurück.«
    Angelika senkte den Kopf und ließ die Schultern hängen.
    Als Almut auf die Gasse trat, überlegte sie, wohin sie sich wenden sollte. Da es schon früher Nachmittag war, würde Pater Ivo wohl nicht mehr in den Weinbergen anzutreffen sein, sondern sie würde ihn am ehesten jetzt im Kloster finden. Also lenkte sie ihre Schritte zum Rhein hin und von dort in Richtung Groß Sankt Martin, mitten in der Stadt. Am Fluss wehte eine frische Brise, und der Wasserstand stieg nach der sommerlichen Trockenheit nun langsam wieder. Ein Gespann von vier mächtigen Pferden zog einen beladenen Kahn stromaufwärts, Ruderboote beförderten Waren und Menschen von einem Ufer zum anderen, und mitten im Strom klapperten die Getreidemühlen. Die Wellen glitzerten im Sonnenschein, und der wuchtige Turm von Groß Sankt Martin warf seinen dunklen Schatten auf ihren Weg, bevor sie das Tor des Klosters erreicht hatte.
    »Begine?«
    Überrascht schaute sie auf. Pater Ivo schob seine Kapuze ein wenig zurück, damit sie sein Gesicht erkennen konnte. Es trug einen ungewöhnlich düsteren Ausdruck.
    »Pater Ivo, zu Euch wollte ich.«
    »Das trifft sich, ich muss ebenfalls mit Euch reden. Ich komme soeben von der Hacht. Es sieht nicht gut aus!«
    »Was ist geschehen?«
    »Nicht hier, Begine. Gehen wir in die Kirche.«
    Er wies auf das kleinere Gebäude von Sankt Brigiden, das sich an die Seite der Klosterkirche schmiegte und als Pfarrkirche der Gemeinde diente. Almut folgte dem Benediktiner in das kühle Innere, das nur durch einige Kerzen und das matte Licht, das durch die verglasten Fenster fiel, erhellt wurde. Es war menschenleer und sehr still hier. Am seitlichen Marienaltar blieben sie stehen, und Almut fragte noch einmal: »Was habt Ihr für Neuigkeiten? Magda? Die Weverin?«
    »Unangenehme

Weitere Kostenlose Bücher