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Das Werk der Teufelin

Titel: Das Werk der Teufelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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erhalten.
    »Selbstgerechter Stiesel!«
    »Man sagte das nicht so in diesen direkten Worten, Begine, aber ich fürchte, seine Verwandtschaft teilt Eure Meinung! Hilger Wevers hat sich auch bei seinen Zunftgenossen nicht immer beliebt gemacht, und der junge Meinulf wurde wohl recht bedauert.«
    »Er muss wütend gewesen sein, als er von der Spende erfahren hat. Ich frage mich, wer den alten Wevers auf die Idee gebracht hat, sein Geschäft dem Domkapitel zu vermachen. Was wäre denn, wenn unser Domherr ihn dazu überredet hätte? Er scheint ja mit Ablasszetteln nur so um sich zu werfen. Die Leistungen des Baders hat er praktischerweise ebenfalls damit entgolten.«
    »Auf ihn also bezogt Ihr vorhin diese kryptische Äußerung mit den Ablasszetteln. Großer Gott, seid Ihr sicher?«
    »Die Bademagd hat sich darüber aufgeregt, weil sie deshalb weder ihren Sündenlohn noch die Befreiung von der Sünde erhielten. Nur der Bader kann sich rühmen, das Fegefeuer zu umgehen.«
    Das Gesicht des Benediktiners zeigte wieder eine Gewittermiene, doch Almut ahnte, dass dieser Groll nicht ihr galt.
    »Es ist durchaus denkbar, Begine, dass der Domherr und der alte Wevers sich kannten. Man wird das herausfinden. Es würde verständlich machen, warum sich dieser Meinulf und er an jenem Sonntag trafen.«
    »Und es würde auch verständlich machen, warum der zornige junge Mann den Dolch zog und den Domherrn umbrachte.«
    »Den Dolch, den seine Frau nicht erkannte.«
    »Ich würde wahrscheinlich in ihrer Situation den Dolch, die Mordwaffe, auch nicht erkennen wollen, Pater.«
    Er seufzte. »Da habt Ihr leider Recht. Und so denkt der Vogt auch und wird versuchen, ihrem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen.«
    Almut schauderte bei dem Gedanken, welche Mittel der Vogt dazu anwenden würde.
    »Die arme Ursula. Wäre es nicht besser, sie würde von sich aus alles berichten, was sie weiß? Ich meine, sie hat doch den Domherrn nicht umgebracht. Sie hat es genauso wenig mit ihrem Mann geplant. Ich denke, er hat ihn im Streit erstochen, denn welchen Nutzen hätte er von seinem Tod?«
    »Keinen, soweit man es auf den ersten Anschein sehen kann. Aber unser Wigbold Raboden stellt so feinsinnige Fragen nicht, Begine. Er ist in der Zwickmühle, sein Vorgesetzter ist in Bonn beim Erzbischof, und der Ritter von Antorpf will seine Rache.«
    »Aber man kann doch die Weverin nicht schuldig an dem Mord sprechen?«
    »Im Augenblick zwar nicht, das Hohe Gericht ist ja nicht arbeitsfähig, solange die Schöffen sich weigern, in die Stadt zurückzukehren. Aber irgendwann wird dieser unsinnige Streit vorbei sein, und bis dahin kann er sie ohne weiteres im Kerker belassen.«
    »Und Magda ebenfalls, obwohl sie noch weniger mit der Sache zu tun hat.«
    »Und Eure Meisterin ebenfalls, richtig, solange Ihr nicht die Teufelin findet, die, wie wir jetzt annehmen können, nicht die Mörderin des Domherren ist, sondern diejenige, die ihn verstümmelt hat. Und die befindet sich – nach seiner Aussage – bei den Beginen am Eigelstein.«
    »Wir drehen uns im Kreis, Pater! Denn da kommt ja nun eigentlich nur Johanna in Frage.«
    »Oder eine Eurer Beginen. Oder das kleine Schaf, das Ihr aufgenommen habt.«
    »Oder gar Magda selbst!«, schnaubte Almut ihn wütend an.
    »Faucht mich nicht an, Begine. Ich werde so rasch wie möglich herausfinden, wann und wo dieses Verbrechen begangen wurde.«
    Almut sah zu der Mariengestalt auf, die milde vom Altar auf sie hinabblickte, und bat um Nachsicht. Im flackernden Kerzenschein strahlte das sanfte Gesicht Güte aus, und ihre Nerven beruhigten sich ein wenig.
    »Schon gut, entschuldigt meine unbeherrschten Worte«, sagte sie etwas besänftigt zu dem Benediktiner.
    »Ich kann mit Euch fühlen, Begine, es ist nicht leicht für Euch. Geht jetzt heim und sucht Trost bei Eurer kleinen Maria. Das wird Eure Gedanken sicher klären.«
    »Noch nicht einmal diese Stärkung ist mir vergönnt, Pater. Die Statue ist bei Rebbe Goldfarb, der sie hoffentlich wieder reparieren kann.«
    »Sie ist zerstört worden? Wie geschah dies?«
    »Ich dachte, die Katze habe sie vom Tisch gestoßen, aber Meister Krudener und dieser Rebbe meinten, sie sei mutwillig zerschlagen worden. Auch das macht mir ein wenig Sorgen, denn das würde bedeuten, jemand hat mir mit Absicht einen bösen Streich gespielt.«
    »In der Tat, das würde es bedeuten. Wer würde das tun, Begine? Habt Ihr eine Ahnung?«
    »Nein, aber es gibt einige meiner Schwestern, die nicht besonders

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