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Das Werk der Teufelin

Titel: Das Werk der Teufelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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soll sich einen Teller Brei holen und mir etwas mitbringen.«
    In der unteren Stube stand eine Wasserkanne voller Blumen, die Angelika mitgebracht hatte, doch der Kranz war achtlos auf den Tisch geworfen und welkte langsam dahin. Sie selbst lag oben in ihrer Kammer auf ihrem Bett und starrte Löcher in die Luft. Auf Almuts Anweisung erhob sie sich träge und schlich die Stiegen hinunter.
    »Eine solche Transuse ist mir noch nie begegnet!«, meinte Almut, als sie verschwunden war.
    »Das ist sie ganz sicher, und eine erschreckend unbedarfte dazu. Ich habe mich heute Vormittag mit ihr unterhalten. Ich fürchte, ich habe eine unangenehme Entdeckung gemacht, Almut.«
    »Nur zu, mich überrascht bald nichts mehr.«
    »Wie du sicher bemerkt hast, wird ihr morgens häufig schlecht, nicht wahr?«
    »Ich ahne, was du mir sagen willst!«
    »Genau. Unser Schäfchen ist trächtig. Aber sie weiß nicht, von wem und wie das passiert ist.«
    »Ach nein?«
    »Oder besser«, Johanna verschluckte ein Kichern, »sie meinte, natürlich sei das möglich. Sie sei doch bei ihrer Suche nach einer Unterkunft an Sankt Kunibert vorbeigekommen und habe dort am Kunibertspütz gesessen. Die Frauen, die dort gebetet haben, hätten ihr erzählt, aus diesem Brunnen kämen die kleinen Kinder. Sie weiß offensichtlich wirklich nicht, wie sie zu dem Kind gekommen ist!«
    Almut schüttelte den Kopf. Natürlich beteten die Frauen, die empfangen wollen, dort um Fruchtbarkeit und eine leichte Geburt. Sie selbst hatte einst viele Stunden dort auf den Knien verbracht. Doch bei ihr hatte es nichts genützt.
    Johanna fuhr fort: »Aber es ist ein Aberglaube, dass die Kinder leibhaftig aus dem Pütz stammen. Angelika nimmt es allerdings für wahr an.«
    »So ist sie nun mal. Wir werden es aus ihr nicht herauskriegen, was wirklich geschehen ist. Lange kann es aber noch nicht her sein, was meinst du?«
    »Sie ist etwa im dritten Monat, denke ich. Vermutlich wird sie auf ihrem Weg zu uns von den Söldnern vor der Stadt vergewaltigt worden sein.«
    »Das könnte sein, aber sie ist erst vor ungefähr drei Wochen aus dem Kloster entwischt. Sieht so aus, als hätte sie dort schon ähnliche Eskapaden unternommen.«
    »Weiß man’s? Sie scheint zumindest Gefallen daran gefunden zu haben, sonst hätte sie sich heute nicht schon wieder zu den Männern vor dem Tor begeben.«
    »Das Lamm, das sich als die große Hure entpuppt!«, murmelte Almut.
    »Was meinst du?«
    »Ach nichts, aber das macht die Sache natürlich nicht leichter für uns. Ich hatte nämlich vor, das Kloster zu benachrichtigen, aus dem sie sich abgesetzt hat. Die werden sich bedanken für eine schwangere Nonne!«
    »Es gibt da Möglichkeiten…«
    »Ja, ich weiß. Aber das ist gefährlich, und, Johanna, es ist eine Sünde.«
    Johanna senkte mit roten Wangen den Kopf.
    Die Tür wurde polternd aufgestoßen, und Angelika kam mit einem Korb voller Esswaren und einem Krug Apfelwein herein, den sie wortlos auf den Tisch knallte und sich anschließend sofort aus der Kammer zurückzog. Almut, deren Magen kleine Knurrlaute von sich gab, spähte in den Korb und gab einen Schnaufer des Behagens von sich. Gertrud hatte es wieder einmal gut mit ihr gemeint. Brot und kalter Braten waren darin, ein wenig fetter Schinken, eine Schüssel gebratener Pilze, ein Hühnerschenkel und als Krönung zwei süße Wecken, dick gesprenkelt von saftigen Rosinen.
    Doch bevor sie sich über den verlockenden Inhalt hermachen konnte, wurde sie noch einmal unterbrochen. Clara steckte ihren Kopf zur Tür hinein und bat: »Almut, kannst du mir mit meinem Fensterladen helfen, er klemmt mal wieder. Und du weißt doch, meine Schultern…«
    »Ja, ja, ich weiß, Clara!«, antwortete Almut mit einem schiefen Grinsen und stand auf. Das Problem war schnell gelöst, der knarzende Laden sprang auf, als Almut mit einem kräftigen Schlag dagegen stieß, der zeigte, dass sie ihre Zeit nicht ausschließlich mit Blumenpflücken verbrachte.
    »Danke, Almut. Du bist so kräftig!«
    »Ja, ja, könntest du auch sein, wenn du nicht immer nur Federn spitzen würdest. Ach übrigens, du wolltest mir doch das Kapitel über die guten und die bösen Frauen zu lesen geben!«
    »Bekommst du morgen, ich habe es gestern Thea ausgeliehen, sie wollte es aber heute zurücklegen.«
    »Oh, schön. Nun, dann gute Nacht!«
    »Ein wenig lese ich noch.«
    »Dann verdirb dir nicht die Augen bei dem schlechten Licht!«
    Almut kehrte in ihre Kammer zurück und begann heißhungrig,

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