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Das Werk der Teufelin

Titel: Das Werk der Teufelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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den Korb zu plündern, nicht ohne zuvor Johanna anzubieten, mit ihr zu speisen. Aber die lehnte ab.
    »Ich bin satt, danke, Almut. Das Essen ist fein hier bei Euch, das hatte ich eigentlich nicht erwartet.«
    »Fast so fein wie im Badehaus, nicht wahr?«
    »Für die Gäste ja, wir Mägde bekamen das, was übrig blieb.«
    Eine Weile aß Almut schweigend, dann nahm sie einen großen Schluck Apfelwein.
    »Nanu, der schmeckt aber komisch. Was hat Gertrud denn da hinein getan?«
    »Der Apfelwein? Am Tisch hat er ganz normal geschmeckt. Vielleicht verträgt er sich zu den süßen Wecken nicht so besonders.«
    »Das mag wohl sein. Also, Johanna, ich muss dir von unserer Meisterin erzählen.«
    Almut berichtete, was sie von den Maßnahmen des Vogts erfahren hatte, und Johanna erbleichte, als sie von den Daumenschrauben hörte.
    »Aber das darf er nicht machen!«
    »Er tut es aber, Johanna, und solange der Verdacht besteht, die besagte Teufelin weile unter uns, wird er sie dort behalten und weiter verhören. Wenn du ein Gewissen hast, dann sei jetzt um der Liebe Gottes willen aufrichtig zu mir!«
    »Ich war immer aufrichtig. Ich habe nichts zu verbergen!«
    »Du hast einiges verborgen, und es wäre besser, wenn du es jetzt zugibst. Du kanntest den Domherrn Sigbert von Antorpf, nicht wahr?«
    Johanna wollte aufbegehren, sackte aber dann zusammen und nickte.
    »Erzähl mir von ihm.«
    »Da gibt es nicht viel zu sagen. Er kam ins Badehaus, er verlangte stets nach mir. Nicht nur zum Scheren und Barbieren, zum Abreiben und Kneten, sondern er wollte anschließend mit mir in die Kammer.« Johanna schüttelte sich bei der Erinnerung daran. »Er war ein brutales, widerliches Ekel.«
    »Schon gut, Johanna. Ich habe von seinem Ruf gehört. Wie lange ging das?«
    »Ich weiß nicht, drei Jahre ungefähr. Er war zum Glück nicht oft in der Stadt. Domjrafen haben ja so viel zu tun«, höhnte sie. »Er hatte Ländereien, auf denen er oft weilte.«
    »Weißt du, wo?«
    »Überall. In Paffrath, in Sinzig und am Rolandseck, soweit ich weiß. Möglicherweise noch ein paar mehr. Er war reich, richtig reich, aber wir haben nie eine Münze von ihm gesehen.«
    »Er hat mit Ablassbriefen gezahlt, heißt es.«
    Johanna schnaubte verächtlich. »Billige Währung! Weise einen Zettel von dem vor, und der Teufel facht das Feuer noch mal heißer an!«
    »Vermutlich. Je mehr ich von ihm erfahre, desto unangenehmer erscheint mir dieser Herr. Erzähl mir, Johanna, wie hast du Ewald kennen gelernt?«
    Diesmal war Johanna wirklich erschrocken. Sie schnappte nach Luft und starrte Almut mit großen Augen an.
    »Was… was weißt du von Ewald?«
    »Er ist ein Novize im Kloster von Groß Sankt Martin und kam in Schwierigkeiten, als er im Badehaus erwischt wurde.« Mehr wollte Almut ihr noch nicht verraten.
    »Ewald ist… Ach, du weißt nicht, wie es im Badehaus zuging.«
    »Doch, ich weiß es inzwischen. Ich war da und habe mich ein wenig umgesehen. Also, erzähl mir von ihm.«
    »Du bist dorthin gegangen?«
    »Ja, und ich hoffe, du bewahrst darüber Stillschweigen, es verstößt eindeutig gegen unsere Regeln. Aber es war notwendig, Johanna, denn du warst ja nicht bereit, darüber zu reden. Also – Ewald?!«
    »Ich… Er… Na ja, wenn du da warst, wirst du mitbekommen haben, dass auch Klosterbrüder und so dort hingehen, obwohl sie es nicht dürfen. Es gibt vor allem ein paar Novizen, die sich heimlich wegschleichen, um die Badehäuser zu besuchen. Es ist weniger das Baden, was sie anzieht, verstehst du. Zwei von ihnen hatten Ewald eines Tages mitgeschleppt, und er war ehrlich entsetzt, als er sah, wie lüstern sich seine Kumpanen über uns Mägde hermachten. Er sah aus, als wäre er gerne geflohen. Er weigerte sich anfangs strikt, seine Kutte abzulegen, und sie lästerten schrecklich über ihn. Er tat mir Leid, Almut, darum habe ich ihn ein bisschen beobachtet und darauf gesehen, ihn von den anderen zu trennen.« Sie gab ein ungewohntes kleines Glucksen von sich. »So verlegen war noch nie einer, nur weil ich ihm den Rücken gewaschen habe. Aber er war die ganze Zeit sehr höflich zu mir. Kein Tatschen, kein Kneifen, keine zweideutigen Bemerkungen. Er hat sich mit mir richtig unterhalten. Hat von seiner Arbeit als Schreiber erzählt und von den Büchern, die er lesen durfte. Es war wundervoll, und die Zeit ging viel zu schnell vorbei. Seine Freunde hatten ihren Spaß gehabt, und er ging mit ihnen fort.«
    »Und wurde erwischt?«
    »Nein, damals noch nicht. Der

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