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Das Wesen aller Kriege (Die Ratte des Warlords IX-A) (German Edition)

Das Wesen aller Kriege (Die Ratte des Warlords IX-A) (German Edition)

Titel: Das Wesen aller Kriege (Die Ratte des Warlords IX-A) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Löwen , Eduard Dyck
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wortlos den Schlüssel und das Geld. Als er sich umdrehte, warf er einen Blick auf das Bild. Der Drache dort glich der Frau doch ziemlich.
    Im ersten Punkt gab Kepler ihr Recht, er hatte eine große Schnauze. Im zweiten Punkt irrte sie sich, und zwar ziemlich. Kepler befand sich sehr wohl in einer Welt, in der er sich auskannte. Und weder der Kanghui noch die Frau waren die ersten Drachen, denen er in dieser Welt begegnete.
    Als er die Treppe in den zweiten Stock hochging, dachte er darüber nach, dass Drachen in China ambivalent waren. In den meisten Volksmärchen brachten sie das Unheil. Andererseits waren es Kaisertiere, die Staatsmacht symbolisierten.
    Und diese Macht hatte Lisa in ihre Gewalt gebracht. Damit gab es eine einzige Konsequenz. Die Chinesen mussten mit ihr noch klarkommen. Kepler hatte sie schon akzeptiert. Er stand kurz davor, ein Drachentöter zu werden.
    Das Zimmer war mehr eine lange schmale Kammer, in der ein Bett, ein Stuhl und eine Kommode standen. Es gab ein Fenster und sogar eine Nasszelle.
    Kepler warf den Rucksack auf den Stuhl, dann streifte er träge den Regenmantel ab. Danach stand er unschlüssig eine Minute lang da. Er musste unbedingt duschen, aber hatte keine Kraft mehr, um sich auszuziehen. Seine letzte halbwegs klare Handlung war es, die Glock aus der Weste zu ziehen und sie hinter dem Rücken in den Gürtel zu stecken. Anschließend fiel Kepler bäuchlings auf das Bett. Warum auch immer, aber sein Kopf fühlte sich wirr an. Ermattet langte er zum linken Handgelenk und öffnete die Stoffklappe, die die Uhr abdeckte. Er hatte etwa sechs Stunden zum schlafen. Er schloss die Augen.
    Wie immer umgab ihn sofort die erholsame leere Schwärze des Schlafes. Doch bevor sein Verstand vollständig abschaltete, wunderte Kepler sich einen Augenblick später, dass in seinem müden Bewusstsein diesmal ein Traum aufflackerte.

I.
    1. Im Osten war der Himmel schon so dunkel, dass die Sterne sichtbar wurden. Die Bewegung der Atmosphäre ließ sie flackern, ihr stechendes Weiß verwandelte sich in fröhliches Blau und sofort wieder zurück. Für einen Augenblick leuchteten sie sanft auf, nur um gleich wieder grell und kalt zu funkeln. Im Westen ließen die letzten Sonnenstrahlen die tief hängenden Wolken in der dunklen Farbe des Blutes aufleuchten. Dann löschte die Dunkelheit das griesgrämige Schimmern aus und senkte sich wie zähes Pech über das Land.
    Der Geologe lehnte sich gegen das Geländer des Balkons und sah erst nach links, dann nach rechts. Die Stadt um ihn herum, auch wenn sie – noch – so klein war, sie war seine. Er hatte die riesigen Vorkommen des silbernen Metalls in dieser Wüste gefunden, und erst daraufhin, nur seinetwegen, haben die Maschinen diese Stadt gebaut. Und im Moment waren hier die allermeisten der siebzehntausend Techniker des Planeten versammelt, um seine Entdeckung zum Wohle der Menschheit zu erschließen. Der Geologe sah auf seine Hände. Sie zitterten leicht. So wie sein ganzer Körper es tat. Er hat etwas vollbracht.
    S chon bald würden hier nicht nur Techniker, sondern auch ganz normale Menschen leben. Der Geologe überlegte, ob er nicht mit seiner Familie hierhin ziehen sollte. Er mochte das warme und trockene Wetter dieser Wüste. Und alle paar Jahre, wenn die Ozeanströmungen sich umkehrten, sättigten die Küstennebel sich so mit Feuchtigkeit, dass sie als Regen über der trockensten Wüste des Planeten niedergingen. Und sie in eine Oase aus Myriaden unbändig blühender blauer, gelber und violetter Blumen verwandelten.
    Der Geologe schloss die Augen, um den Rausch zu zähmen, den das Gefühl der eigenen Bedeutsamkeit bei ihm verursachte. Er konzentrierte sich auf den betörenden Duft der blühenden Wüste. Sein Zittern wurde weniger.
    A ls ein seltsames Dröhnen in seine Ohren drang, öffnete er die Augen. Erst nachdem er sich erstaunt umgesehen hatte, richtete er den Blick in den Himmel.
    Er hatte der Menschheit e inen fast unermesslichen Dienst erwiesen. Und jetzt würde er das mit einer weiteren Entdeckung krönen. Er jauchzte fast vor Freude, als er mit dem Blick den hellrot gleißenden Schein verfolgte, der über den Himmel raste. Ein Meteorit war einfach immer für eine Sensation gut.
    Der Geologe hätte gern den Einschlag gesehen, aber er musste sich beeilen, damit andere ihm nicht zuvorkamen. Er hämmerte schon gegen die Tür des Zimmer s, in dem sein Assistent wohnte.
    Kurz bevor sie den Wohntrakt verließen, erreichte ein dumpfes Grollen das

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