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Das Wesen. Psychothriller

Das Wesen. Psychothriller

Titel: Das Wesen. Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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zu reden. Das ärgerte ihn, und ich wollte ihn in diesem Moment ärgern. »Ich habe damals den Mund nicht aufgemacht, weil ich ein Frischling war und du mir den Kopf abgerissen hättest, und das weißt du genau, Herr Hauptkommissar.«
    Wir hatten Brand erreicht, und ich bog in die Straße ein, in der er wohnte. Wir schwiegen, bis ich vor Menkhoffs Haus anhielt. Er löste den Gurt und sah mich ernst an. »Vertrau mir, Alex.« Seine Stimme klang wieder ganz ruhig. Ich nickte. »Das tue ich seit vielen Jahren, aber das heißt nicht, dass ich immer alles richtig finde, was du machst.«
    »Glaubst du wirklich, es war ein Fehler, ihn heute Abend einzubuchten?«
    »Nein, das glaube ich nicht. Es sieht ja auch alles danach aus, dass er tatsächlich eine Tochter hat. Nein, es war richtig, aber trotzdem …. Als ich gerade ein paar Monate bei der Mordkommission war, hat ein erfahrener Polizist, der zufälligerweise auch noch mein Partner war, mir etwas sehr Wichtiges gesagt:
Wenn Sie Gefühle zulassen, verlieren Sie den neutralen Blick, Sie übersehen Details.
Tja, und diesen Ratschl…«
    Bernd Menkhoff legte mir die Hand auf die Schulter, drückte kurz zu und stieg aus. Bevor er die Tür schloss, beugte er sich noch einmal herunter. »Acht Uhr?«
    »Acht Uhr. Und grüß Luisa von mir, falls sie noch nicht schläft.«
    Er nickte, dann fiel die Tür mit einem satten Geräusch zu.
    Die Fahrt von Menkhoffs Haus bis nach Kornelimünster, wo ich mir mit Mel kurz nach unserer Hochzeit 2000 ein im modernen Stil ausgebautes Bauernhaus gekauft hatte, dauerte keine zehn Minuten. Ich fuhr durch die Grachtstraße und bog in Krauthausen in die Bilstermühler Straße ab. Fünf Minuten später parkte ich den Audi vor unserem Haus und stieg aus. In der Garage war nur Platz für einen Wagen, und wir hatten uns darauf geeinigt, Mels Golf Cabrio dort unterzustellen und den Dienstwagen draußen zu parken. Sie arbeitete in einer Bankfiliale in der Aachener Theaterstraße und mochte es gar nicht, auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen zu sein. Ich warf einen Blick auf die Uhr. Fünf vor zehn. Gerade hatte die Tageszeit begonnen, die ich so liebte an den Sommermonaten, diese Phase von vielleicht zwanzig Minuten, in der die herannahende Nacht mit immer neuen, hauchdünnen Schleiern aus Dunkelheit, die sie im Minutentakt über die Helligkeit legte, den Tag langsam herunterdimmte.
    Mit einem tiefen Atemzug schloss ich die Tür auf. Vielleicht würde Melanie auf der Terrasse noch ein Glas Wein mit mir trinken. Schon am Eingang des Wohnzimmers sah ich sie durch die weit geöffneten Glaselemente auf der Terrasse sitzen. Sie hatte ein Buch in der Hand, die nackten Füße lagen auf dem Polster eines zweiten Stuhls. Ihre schulterlangen blonden Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz zusammengefasst, der bis über den Rand des weißen Trägershirts reichte. Als ich auf sie zuging, ließ sie das Buch sinken und sah mir lächelnd entgegen. »Na, du Nachtarbeiter, hast du etwa schon Feierabend?« Ich beugte mich zu ihr hinunter und gab ihr einen Kuss auf die von zarten Sommersprossen überzogene Nase. »Tut mir leid wegen des Essens, ehrlich. Wir standen schon vor Bernds Haus, als dieser Anruf kam.«
    Sie legte das Buch auf den Tisch, das Lächeln war aus ihrem Gesicht verschwunden. »Habe ich das am Telefon richtig verstanden? Ist es tatsächlich dieser Psychiater von damals, den ihr festgenommen habt?«
    »Dr. Lichner, ja. Was denkst du, wie wir aus der Wäsche geschaut haben, als der plötzlich vor uns stand.«
    »Ihr wusstet vorher gar nicht, bei wem ihr da klingelt?«
    Ich hob eine Hand und sagte: »Ich erzähle es dir gleich, ich hole mir nur schnell ein Glas Wein. Möchtest du auch eins?« Ihr strafender Blick genügte. Natürlich mochte sie.
    Ich brauchte fünf Minuten, um ihr alles Wichtige zu erzählen, und sie unterbrach mich nicht. Als ich fertig war, nippte sie an ihrem Glas und stützte es dann auf dem Oberschenkel ab. »Was ist das nur für ein Mensch, der sein eigenes Kind entführt? Denkst du, er hat ihr wirklich etwas angetan?«
    »Ich weiß es nicht, aber ich weiß, dass er ein ganz seltsamer Kerl ist. Du kennst ja die Geschichte von damals. Ich glaube, ich habe noch keinen Menschen getroffen, der so unerträglich arrogant und so voll beißendem Sarkasmus ist wie er.«
    »Trotzdem hattest du Zweifel.«
    »Ja, vielleicht gerade deshalb. Ich wollte vielleicht damals einfach nicht glauben, dass das Offensichtlichste auch die Wahrheit sein

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