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Das Wesen. Psychothriller

Das Wesen. Psychothriller

Titel: Das Wesen. Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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saß und nicht wusste, wann ich nach Hause kommen würde, hielt sich erwartungsgemäß in Grenzen. Ich versprach ihr, das Essen gleich am nächsten Abend nachzuholen, hatte aber schon ein schlechtes Gewissen, während ich es aussprach.
    Menkhoff führte mehrere Telefonate, bei denen er schlechtgelaunt in den Hörer blaffte. Als er wieder ein Gespräch beendet hatte, ließ er sich mit Schwung gegen die Rückenlehne fallen, die die Misshandlung mit lautem Knarzen quittierte. »Die Spurenschnüffler sind fertig. Noch keine Hinweise auf seine Tochter, aber sie haben alles aufgesammelt, was von Interesse sein könnte, Haare und solches Zeug. Sie bringen das jetzt ins Labor. Du glaubst nicht, was ich alles anstellen musste, um sicherzugehen, dass wir gleich morgen früh die ersten Ergebnisse bekommen. Die Laborheinis halten nicht viel von Nachtschichten.«
    »Hmm. Und … sag mal, Bernd, könnte es nicht tatsächlich sein, dass jemand dem Lichner eins auswischen wollte?«
    »Und knackt dafür die Datenbank beim Einwohnermeldeamt, oder wie? Quatsch. Wer würde sich die Arbeit machen, nur um … Strafbar ist so was außerdem. Und die Aussage der Nachbarin, die das Kind kennt? Was ist damit? Nein, Alex, ich bin sicher, dieses Schwein hat sein eigenes Kind entführt, und wir können nur hoffen, dass er der Kleinen noch nichts angetan hat.«
    »Du hast ja recht, war auch nur so ein Gedanke. Aber wieso diese Entführung, frag ich mich. Was ist denn eigentlich mit der Mutter?«
    Seine Augen weiteten sich. »Verdammt. Die Frage hab ich mir gleich zu Anfang schon gestellt, aber wieder vergessen. Ich war so stinksauer, ich hab nicht …« Er brachte den Satz nicht zu Ende und griff kopfschüttelnd zum Telefon.
    Wenn es dieses Mädchen gab, und alles deutete ja darauf hin, dass es so war …
    »Wann genau ist Lichner rausgekommen?«, fragte ich ungeachtet der Tatsache, dass Menkhoff den Telefonhörer am Ohr hatte. »2007, im April, glaub …« Er wandte sich ab. »Ja, Menkhoff hier. Ich brauch noch eine Auskunft aus dem Melderegister.«
    April 2007. Wenn Lichners Tochter tatsächlich existierte, war sie gezeugt worden, bevor Lichner aus dem Gefängnis entlassen wurde. Ich konnte mich erinnern, dass wir im Sommer oder im Herbst 2006 eine Info bekommen hatten, dass man Lichner tageweise rausließ, damit er sich langsam wieder an das normale Leben gewöhnen konnte. Theoretisch hätte er sich in dieser Zeit mit einer Frau treffen können. Aber mit wem? Hatte er wirklich bei einem seiner Freigänge eine Frau kennengelernt und sie gleich geschwängert? Oder handelte es sich um eine Bekannte von früher?
    »Ausgerechnet jetzt?«, wurde ich von Menkhoffs lauter Stimme aus meinen Überlegungen gerissen. »Ja, ja, aber rufen Sie mich sofort zurück, wenn das Ding wieder funktioniert.«
    Der Hörer landete wieder auf der Station, und Menkhoff betrachtete das Gerät, als trage es die Schuld an seinem Ärger. »Computerprobleme, wenn ich das schon höre. Da sind wir mit Technik vollgestopft bis unters Dach, und alle paar Monate jagen sie einen auf neue Lehrgänge, damit man den ganzen Mist überhaupt noch bedienen kann, aber wenn man mal eine simple Auskunft braucht …
Computerprobleme

    »Mir ist da was eingefallen, Bernd. Wenn Lichner erst im April rausgekommen ist, das Mädchen aber im Juni des gleichen Jahres geboren wurde, dann war er während seines Freigangs mit einer Frau zusammen.«
    »Ja und? Mein Gott, überleg doch mal, was du machen würdest, wenn man dich nach all den Jahren, in denen du nur haarige Männerärsche gesehen hast, aus dem Knast rauslässt? Na?«
    »Glaubst du, er hat sich einfach eine x-beliebige Frau gesucht? Kann ich mir bei ihm nicht vorstellen.«
    Menkhoff hob die Schultern. »Was weiß ich? Vielleicht hat er sich mit einer getroffen, die er von früher kannte.«
    Ich sah ihm an, dass ihm in diesem Moment die gleichen Gedanken durch den Kopf gingen wie mir. »Wir werden’s gleich erfahren«, sagte er mit deutlich leiserer Stimme. »Wenn der dämliche Computer wieder funktioniert.«
    Als wäre es das Stichwort gewesen, klingelte das Telefon. »Ja, Menkhoff?« Ich sah, wie sein Gesichtsausdruck sich veränderte. Mit einer hastigen Bewegung griff er nach einem Stift. »Moment, jetzt nochmal langsam.« Er kritzelte etwas auf ein Blatt, das vor ihm lag, sagte: »Gut, danke«, und legte auf. »Die Mutter des Mädchens heißt Zofia Kaminska. Klingt irgendwie …«
    »Polnisch, denke ich.«
    Er sah erleichtert

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