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Das Wesen. Psychothriller

Das Wesen. Psychothriller

Titel: Das Wesen. Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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Fragen an Sie«, begann er, und ich war mir sicher, wieder diesen Unterton in seiner Stimme zu hören. »Heute Mittag sind wir leider nicht mehr dazu gekommen.« Wenn er daraufhin eine Reaktion von ihr erwartet hatte, so wurde er enttäuscht.
    »Ihr … Lebensgefährte, Dr. Lichner, hat ausgesagt, er wäre am 28. Januar den ganzen Nachmittag zum Einkaufen gewesen und gegen halb acht nach Hause gekommen. Stimmt das?«
    Sie zögerte. »Ich weiß nicht mehr, was an dem Tag war, aber wenn Joachim es sagt, ist es bestimmt so gewesen.«
    Sie wusste nicht mehr, was zwei Wochen zuvor gewesen war? Ich erwartete darauf zumindest eine zynische Bemerkung meines Partners, doch der sagte: »Das ist überhaupt kein Problem, fühlen Sie sich bitte nicht unter Druck gesetzt. Lassen Sie sich Zeit und denken Sie in Ruhe darüber nach. Der Freitag vor etwas mehr als zwei Wochen.«
    Frau Klement überlegte kurz – zu kurz? –, dann nickte sie. »Ja, es stimmt, ich erinnere mich. Um halb acht ist Joachim nach Hause gekommen, neunzehn Uhr dreißig, ja.«
    »Na sehen Sie.« Menkhoff lächelte sie an. »Und wissen Sie vielleicht auch noch, ob er etwas mitgebracht hat, als er nach Hause kam? Einkaufstüten zum Beispiel?«
    »Einkaufstüten? Nein … also, ich bin nicht ganz sicher, aber … Nein.« Menkhoff nickte langsam und wandte sich mir zu. »Herr Seifert, würden Sie bitte notieren, dass Dr. Lichner nichts dabeihatte, als er von seiner mehrstündigen Einkaufstour nach Hause kam?«
    Ich kam mir vor wie ein Schuljunge, der gerade getadelt worden war. Schnell zog ich meinen Notizblock aus der Jackentasche und schrieb ihre Antworten auf. Dabei stachen 1000 kleine Nadeln auf meine Stirn ein, und ich merkte, dass ich den Stift viel fester als nötig aufs Papier drückte.
    »Fällt Ihnen sonst noch etwas ein, was für uns interessant sein könnte, Frau Klement?«
    »Ich weiß es wirklich nicht. Vielleicht hatte Joachim ja doch etwas dabei. Wenn ich’s mir recht überlege … doch, es kann gut sein, dass er Tüten dabeihatte. Ich bin nur nicht sicher. Was … was hat er denn gesagt?«
    Vielleicht, vielleicht nicht, oder doch?
    »Nichts«, entgegnete mein Kollege, »darüber haben wir noch nicht gesprochen.«
    Ich verstand die Welt nicht mehr. Menkhoff räusperte sich. »Frau Klement, das war es vorerst. Wir danken Ihnen für Ihre Hilfe, und wenn Ihnen noch etwas einfällt …« Er zog eine Visitenkarte aus der Tasche und einen Kugelschreiber, mit dem er etwas auf die Karte schrieb. Dann hielt er sie ihr entgegen. »Hier ist meine Karte, die Handynummer habe ich dazugeschrieben. Sie können mich jederzeit anrufen.«
    Sie nahm die Karte und nickte. »Ja, das … danke.«
    Wir verabschiedeten uns von ihr und verließen das Haus. »Und mit Dr. Lichner wollten Sie nicht nochmal sprechen?«, fragte ich verwundert.
    »Nein.«
    Stumm gingen wir einige Meter nebeneinanderher, und ich begriff nicht, was auf einmal mit Bernd Menkhoff los war. »Darf ich fragen, warum nicht? Ich meine –«
    »Der Kerl lügt, Herr Seifert.«
    »Er lügt?«
    »Ja, da bin ich mir mittlerweile sicher. Ich möchte wetten, dass er weder in der Stadt zum Einkaufen war noch um halb acht nach Hause gekommen ist. Er hat sie eingeschüchtert, das sieht man doch sofort. Sie hat Angst, deswegen sagt sie alles, was er von ihr verlangt.«
    »Aber … was ist mit der Aussage von Frau Bertels? Die ist doch mehr als zweifelhaft.«
    »Sie ist eben eine alte Frau, die schon mal was verwechselt. Sie hat diesen Lichner gesehen, das sagt mir mein Instinkt. Und: Dass wir mit seiner Lebensgefährtin geredet haben und nicht mit ihm, das wird den Herrn Psychiater vielleicht ein bisschen nervös machen.«

15
    23. Juli 2009
    »Hallo, Kollegen. Wie ist der Stand der Dinge? Womit fangen wir an? Ich bin bereit. Frisch ans Werk, sozusagen.«
    Jens Wolfert stand in der Mitte unseres Büros, schlug klatschend die Hände zusammen und rieb die Handflächen dann gegeneinander, als wolle er etwas dazwischen zermahlen. »Setzen Sie sich erst mal hin«, sagte ich und musste über Menkhoffs Gesichtsausdruck grinsen. Der betrachtete unseren jungen Kollegen, als wäre er ein Insekt von einem anderen Stern. Wolfert zog sich einen der Besucherstühle heran und sah uns erwartungsvoll an.
    »Also gut«, setzte Menkhoff an, »da Ihr Partner im Moment krank ist, werden Sie heute wohl –«
    »Den Rest der Woche, hat die Chefin gesagt, als ich heute Morgen bei ihr im Büro war. Oder, um es präziser

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