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Das Wesen. Psychothriller

Das Wesen. Psychothriller

Titel: Das Wesen. Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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auszudrücken, so lange, bis mein Partner wieder im Dienst ist. Das kann schon am kommenden Montag sein, aber es ist auch durchaus möglich, dass er noch für die nächste Woche krank geschrieben wird. Das würde bedeuten, ich würde auch dann noch mit Ihnen zusammenarbeiten, Herr Kriminalhauptkommissar.«
    Ich senkte den Kopf und sah auf den Fußboden, damit Wolfert nicht sehen konnte, dass ich mir nur mit Mühe das Lachen verkniff. Ich wusste, was nun kam, und Menkhoff enttäuschte mich nicht. »Wenn Sie mich noch einmal unterbrechen, Herr Kollege, ist unsere Zusammenarbeit beendet, bevor sie angefangen hat, und das ist dann noch Ihr geringstes Problem. Wo wir schon dabei sind – das Gleiche gilt auch, wenn Sie in meiner Gegenwart ein einziges Mal mit Ihrer
Das-werde-ich-meinem-Vater-sagen
-Tour anfangen. Ist das klar?«
    »Aber ich habe doch nur –«
    »Ob das klar ist, möchte ich von Ihnen hören, Herr
Kollege

    »Ja, also … ja. Klar.«
    »Gut. Nachdem das geklärt ist, können wir uns an die Arbeit machen. Wir haben nicht viel Zeit.«
    Ich hielt Wolfert meinen Bericht vom Vortag entgegen. »Hier, schauen Sie sich das mal an, damit Sie wissen, worum es geht.«
    Er winkte ab. »Den hab ich schon, ich weiß Bescheid. Dr. Joachim Lichner, Psychiater, 13 Jahre im Gefängnis, weil er ein kleines Mädchen umgebracht und ihre Leiche in einem Müllsack im Aachener Wald entsorgt hat, seit etwas mehr als zwei Jahren wieder auf freiem Fuß, soll seine eigene Tochter entführt haben, Motiv unklar, es gibt einige Hinweise, aber noch ist alles recht wackelig. Wenn wir nicht schnell was Verwertbares finden, heißt es in ein paar Stunden wohl Abschied nehmen von Dr. Joachim Lichner.«
    Ich wechselte mit Menkhoff einen schnellen Blick und ließ den Bericht wieder auf meinen Schreibtisch fallen. »Sehr gut. Die Chefin hat Ihnen also schon alles gesagt, was Sie wissen müssen.«
    »Nein, nein, ich denke, für solche Dinge hat Kriminaloberrätin Biermann wirklich keine Zeit. Wenn man sich überlegt, was diese Frau alles um die Ohren hat … beachtlich. Sie hat mir nur den Bericht gegeben, aber ich kann ja lesen.«
    Wolfert war sicher der merkwürdigste Vogel des KK 11, und er konnte einem auch wirklich binnen kürzester Zeit gewaltig auf die Nerven gehen, aber … auf eine vielleicht genauso merkwürdige Art fand ich ihn ganz in Ordnung.
    Menkhoff räusperte sich. »Die Frau, die als Mutter des Mädchens eingetragen ist, die mit diesem osteuropäisch klingenden Namen – ich möchte, dass Sie schnellstmöglich herausfinden, wer sie ist und wo sie lebt, wann sie ihre Tochter zuletzt gesehen hat und so weiter.«
    »Möchten Sie, dass ich das jetzt sofort erledige, Herr Kriminalhauptkommissar, also nicht erst bis zum Ende der Besprechung warte?«
    »Ich sagte: schnellstmöglich. Es ist verdammt wichtig. Wir müssen wissen, ob das Mädchen bei seiner Mutter ist oder nicht.«
    Wolfert stand auf. »Werde ich rausfinden.«
    Menkhoff wartete, bis er das Büro verlassen hatte, und sagte dann: »Vielleicht kann man ihn ja doch brauchen. Wenn er mir nur nicht immer mit seinem Geschwätz so kolossal auf die Nerven gehen würde.«
    Ich winkte ab. »Ich denke, wenn er merkt, dass er als Kollege akzeptiert wird, legt sich das Gerede von seinem Vater von selbst.«
    »Hoffentlich. Und jetzt hören wir mal nach, was die Laborheinis in der Zeppelinstraße gefunden haben.« Er griff zum Hörer und wählte eine Nummer. In der Zwischenzeit machte ich mich auf, uns einen Kaffee zu besorgen. Zwei Monate zuvor hatte ein Kollege im ganzen KK 11 Geld für eine neue Kaffeemaschine gesammelt. Es war so viel zusammengekommen, dass wir davon einen professionellen Vollautomaten kaufen konnten. Die Maschine wurde mit ganzen Bohnen gefüttert und mahlte jeweils eine Handvoll davon frisch für jede Tasse. Seitdem war der ohnehin schon beträchtliche Kaffeekonsum in unserer Etage nicht nur bei den Nachtschichten noch um einiges gestiegen.
    Ich nahm zwei Kaffeebecher aus dem Schrank, positionierte sie unter dem Auslass der Maschine und drückte den Knopf, auf dem symbolisch zwei Tassen abgebildet waren. Während das Mahlwerk lautstark seine Arbeit aufnahm, dachte ich an Dr. Joachim Lichner, der darauf wartete, dass er seinen Anwalt endlich erreichen konnte, damit der ihn herausholte. Das würde zweifelsfrei passieren, wenn wir keine Beweise dafür fanden, dass er seine Tochter entführt hatte. Im Grunde genommen hatten wir bisher Glück, dass dieser

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