Das wilde Herz der Highlands
reichte Blake das Plaid an Little George weiter, der ihm zurück in die Halle gefolgt war, ehe er sich widerwillig daranmachte, seine Gewandung abzulegen. Zuerst zog er sich Tunika und Wams aus, sodass er mit nackter Brust dastand.
„Ist doch größer, als man zunächst meint, der Kerl“, bemerkte einer der Männer.
Es war der Ältere, der vorhin auf der Wehrmauer gestanden und seinen Kumpanen beschieden hatte, dass Blake seinem Vater nicht das Wasser reichen könne. Offenbar waren einige der Wachposten ihnen in den Wohnturm gefolgt, was Blake bislang nicht aufgefallen war.
„Hm“, machte Dunbar nur, nahm die Kleider entgegen und gab sie einem seiner Männer. Rasch zog er sich das nicht mehr taufrische Hemd über den Kopf und warf es seinem zukünftigen Schwiegersohn zu, während er selbst nach der guten Tunika griff.
Blake fing das Hemd auf und hätte ob des Gestanks beinahe aufgestöhnt. Vermutlich war es nicht gewaschen worden, seit der Laird es zum ersten Mal angelegt hatte. Was, wie Blake schätzte, vor mindestens drei Jahren geschehen war. Aber er riss sich zusammen und streifte sich das Ding über, ehe er seine Bruche und die bis zu dieser reichenden, eng anliegenden Beinlinge ablegte. Letztere waren mit Nestelbändern an der Bruche befestigt.
„Bisschen eng, aber ansonsten gar nicht übel.“
Blake schaute zu Dunbar hinüber, der sich soeben die Tunika über das Wams streifte, und riss erstaunt die Augen auf, denn sein zukünftiger Schwiegervater hatte nicht übertrieben - er war ebenso groß wie Blake.
„Hört auf zu gaffen, und reicht mir die Hosen, Junge. Ich will mir nicht den Hintern abfrieren.“
Erst jetzt ging Blake auf, dass er den Älteren angestarrt hatte. Rasch wandte er sich wieder seinen Beinkleidern zu und gab sie Dunbar. Danach nahm er das Plaid von Little George entgegen und wickelte es sich um die Hüften.
„Was, zum Teufel, tut Ihr da?“
Blake sah auf und begegnete Dunbars halb bestürztem, halb angewidertem Blick.
„So trägt man kein Plaid, Hornochse! Ihr beleidigt meine Farben ja allein schon durchs Tragen.“ Er hatte Bruche und Beinlinge angelegt, trat zu Blake und entzog ihm das Plaid, um es auf dem Boden auszubreiten, sich hinzuknien und den Stoff zu fälteln. Gebannt sah Blake zu, wie Dunbar das Plaid mit flinken Fingern in Falten legte. Blake bezweifelte, dass ihm das selbst je gelingen würde - und wenn doch, dann gewiss nicht derart geschwind.
„So!“ Dunbar richtete sich auf und sah Blake an. „Legt Euch darauf.“
„Ich soll mich auf das Plaid legen?“, fragte er verwirrt.
„Aye, legt Euch darauf.“
Mit großen Augen sah Blake ihn an. „Ihr scherzt, nicht wahr?“
„Jetzt legt Euch schon auf das verdammte Ding! “, fuhr Dunbar ihn an.
Blake murmelte etwas, das nicht für Dunbars Ohren bestimmt war, und tat wie geheißen. Dunbar zupfte und rückte den Stoff zurecht, und wenige Herzschläge später stand er auf und gab Blake durch einen Wink zu verstehen, sich ebenfalls zu erheben. Ein letztes Mal legte er Hand an und richtete das Plaid.
„Na, also.“ Er begutachtete sein Werk und schüttelte den Kopf. „Fürchte, Euch steht es nicht so gut wie mir“, verkündete er, woraufhin beipflichtendes Gemurmel laut wurde. „Ihr seht immer noch aus wie ein Sassenach, wie ein Engländer, wenn auch wie einer, der sich als Schotte verkleidet hat. Aber sei’s drum ...“ Er zuckte mit den Achseln und schaute an sich hinab. „Ich wage zu behaupten, dass mir Eure Kleider hingegen vortrefflich stehen. Was meint ihr, Leute?“ Er breitete die Arme aus, drehte sich im Kreis und ließ sich bewundern. „Glaubt ihr, ich kann damit bei Lady Ilianas Mutter, der guten Lady Wildwood, Eindruck schinden?“
Die Männer bekundeten Zustimmung, und Angus Dunbar wandte sich wieder Blake zu, dem nicht eben fröhlich zumute war. „Grämt Euch nicht, Sassenach, Ihr habt ganz andere Sorgen. Geht, holt Eure Braut.“ Er grinste, wodurch seine Miene einiges an Grimmigkeit verlor. „Falls Ihr könnt.“
Blake versteifte sich und spürte, wie er rot wurde, als die Schotten um ihn herum bei den letzten drei Worten leise lachten. Er war es nicht gewohnt, dass man sich über ihn lustig machte, und es missfiel ihm. Da er im Moment jedoch nichts daran ändern konnte, machte er auf dem Absatz kehrt und schritt zur Tür. Little George folgte dicht hinter ihm.
Angus schürzte die Lippen und sah Blake Sherwell nach. Erst als die beiden Männer den Wohnturm verlassen hatten,
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