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Das wilde Herz der Highlands

Titel: Das wilde Herz der Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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aber die Pforte ist eisenbeschlagen und stets verriegelt. Und die Mauer ... Er kann doch unmöglich ...“
    „Ihr werdet die Pforte aufsperren.“
    „W...wie bitte?“, stotterte die Schwester.
    „Sobald die Engländer gesichtet werden, werdet Ihr die Pforte entriegeln.“
    „Ich? Aber ...“ Fassungslos starrte Blanche die Mutter Oberin an. Sie konnte nicht glauben, was sie da hörte. „Aber Ihr habt Lady Seonaid Obdach gewährt. Die Summe, die sie gezahlt hat, war ...“
    „Nicht annähernd hoch genug“, beendete die Ehrwürdige Mutter den Satz. „Die Münzen decken gerade einmal das ab, was sie am ersten Tag hier zerstört hat, mehr nicht.“
    „Ist das nicht ein wenig übertrieben, Mutter?“, wandte Blanche hastig ein. „Es stimmt, sie hat das eine oder andere zerbrochen, aber nur, weil sie es im Vorbeigehen mit dem Schwert umgestoßen hat. Seit Ihr Lady Seonaid die Waffe abgenommen habt, hat sie kaum etwas zertrümmert.“
    „Ich würde Schwester Merediths Fuß nicht als ,kaum etwas bezeichnen.“
    Blanche verzog das Gesicht, als die Mutter Oberin sie an den Fuß der armen Schwester Meredith gemahnte. „Oh, aye, aber das hat sie nicht absichtlich getan. Es war ein Unfall.“
    „Bei Lady Seonaid ist alles ein Unfall.“ Die Klostervorsteherin blickte missmutig drein.
    Unglücklicherweise hatte sie recht. Lady Seonaid schien in der Tat anfällig für Missgeschicke zu sein, weshalb Blanche es lieber mit einem anderen Einwand versuchte. „Sie hat ein gutes Herz, Mutter. Es ist doch nur, weil sie so furchtbar groß ist und sich deshalb in ihrer Haut nicht wohlfühlt. Zudem ist sie von Vater und Bruder erzogen worden und daher unsicher inmitten von Frauen.“
    „Ich schwöre bei meinem Glauben an den Allmächtigen, Blanche, dass Ihr auch noch ein gutes Wort und einen Tropfen Mitgefühl für eine Natter aufbringen würdet“, murmelte die Mutter Oberin und sah Blanche durchdringend an. „Ihr habt meine Anordnung vernommen, Schwester. Wenn der Engländer sich nähert, werdet Ihr die Arbeiterinnen aus dem Garten abziehen, und sobald alle im Gebäude sind, entriegelt Ihr die Pforte.“
    „Aber ..."
    „Kein Aber, Schwester Blanche! Ihr leistet meiner Weisung Folge, oder ich schicke Euch in Schande zurück nach England.“
    Das brachte Blanche zum Schweigen. Auch sie war Engländerin, wenngleich sie aus Berufung ins Kloster eingetreten war und nicht, um einer unliebsamen Ehe zu entgehen. Als Tochter eines unbedeutenden Barons hatte es ihr nicht freigestanden, sich einen Konvent auszusuchen. Sie war nach Schottland entsandt worden, weil sie hier gebraucht wurde, und diente dem Herrn und den Menschen hier so gut, wie es ihr möglich war. Anders als die Äbtissin hielt sie die Schotten für einen lebhaften, mutigen Menschenschlag und hatte unter den zumeist schottischen Schwestern hier viele Freundinnen gefunden. Ihr lag wahrlich nichts daran, in Schande zu ihrer Familie nach England zurückzukehren. Andererseits wollte sie Lady Seonaid aber auch nicht verraten. Blanche mochte die Frau, auch wenn diese ein wenig ruppig und ungeschickt war. In ihren Augen umgab Seonaid Dunbar etwas Wagemutiges, aber auch Ehrenhaftes, und das faszinierte Blanche. Lady Seonaid besaß einen rauen Charme und zudem viel Humor.
    Vielleicht gab es ja einen Weg, die Weisung der Oberin zu erfüllen, ohne Lady Seonaid zu hintergehen.
    „Hörst du das?“ Aeldra verstummte und legte den Kopf schief. „Da weint jemand.“
    „Hm.“ Seonaid folgte dem leisen Schluchzen bis zur Kapellentür. Kurz hielt sie inne, da sie nicht stören wollte, aber angesichts der herzzerreißenden Laute konnte sie sich auch nicht einfach abwenden. Seufzend öffnete sie die Tür.
    In der Kapelle fanden sich alle Nonnen und Laienschwestern für Frühmette und Laudes ein, an denen auch Seonaid seit zwei Wochen gehorsam teilnahm. Das bedeutete täglich fünf Stunden an Gebeten in diesem höhlenartigen Gemäuer, das nur von Kerzen auf dem Altar und entlang der Seitenwände erhellt wurde. Die vielen Kerzen hätten ein jedes Gemach taghell erleuchtet, die Kapelle allerdings tauchten sie lediglich in schummriges Licht.
    Was vermutlich von Vorteil ist, dachte Seonaid und vermied es geflissentlich, die Wände zu betrachten. Das tat sie, seit sie erstmals im Zwielicht einen Blick darauf geworfen hatte. Ihre flüchtige Musterung hatte sie zu dem Schluss geführt, dass es sie nicht nach einer besseren Ausleuchtung der Kapelle verlangte, um die Wandbehänge eingehender

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