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Das wilde Herz der Highlands

Titel: Das wilde Herz der Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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studieren zu können. Die Motive waren allesamt religiöser Natur und zeigten Jesus Christus sowie verschiedene Heilige. Leider waren vorrangig die grausameren Szenen aus dem Leben der Figuren verewigt worden - oder genauer gesagt ihr Tod. Zu sehen waren die Kreuzigung Christi, die Enthauptung der heiligen Barbara, die Ermordung der heiligen Ursula mitsamt ihres aus elftausend Jungfrauen bestehenden Gefolges sowie die heilige Katharina, die aufs Rad gespannt wurde.
    Wann immer die Schwestern nicht in ihre Gebete vertieft waren, fertigten sie Wandteppiche an. Seonaid wusste, dass sie derzeit an einem werkelten, der die Steinigung des heiligen Stephanus darstellte. Da sie die schaurigsten Martyrien der weiblichen Heiligen bereits porträtiert hatten, machten sie nun offenbar mit den männlichen Heiligen weiter.
    Nun denn, das war nicht ihre Angelegenheit. Als sie endlich die Frau erspähte, die vor dem Altar kniete, zog sie überrascht die Brauen hoch. Sie hatte erwartet, eine der Schwestern vorzufinden, die von der Mutter Oberin bestraft worden war und deshalb Tränen vergoss. Stattdessen war es die einzige andere Frau außer ihr und Aeldra, die gegenwärtig hier Zuflucht ge-sucht hatte - Lady Helen. Sie war Engländerin und erst am Vorabend angekommen. Seonaid wusste wenig über sie. Niemand hatte ihr erzählt, weshalb Lady Helen hier war, aber sie argwöhnte, dass es etwas mit einem widerlichen, anmaßenden Ehemann oder dergleichen zu tun hatte. Wäre es schlicht um eine unzumutbare Ehe gegangen, hätte die Frau gewiss in einem englischen Kloster um Obdach gebeten, anstatt bis ins tiefste Schottland zu flüchten.
    Als Aeldra sie nun von hinten anstupste, wurde Senoaid bewusst, dass sie für ihre ungeduldige Cousine schon zu lange verharrte, denn Aeldra wollte endlich wissen, was hier vor sich ging. Also betrat Seonaid die Kapelle und schritt, gefolgt von Aeldra, den Mittelgang entlang zum Altar und der knienden Frau.
    „Wie wollt Ihr sie aus dem Kloster holen?“
    Blake zuckte unbekümmert mit den Schultern. „Sobald sie mich sieht, wird sie freiwillig herauskommen.“
    „Wird sie das?“ Rolfe Kenwick, der neben ihm ritt, schien Bedenken zu haben.
    „Bestimmt.“
    „Verstehe.“ Sein Begleiter dachte kurz nach. „Weshalb ist sie dann überhaupt ins Kloster geflohen?“
    „Weil sie mich noch nicht zu Gesicht bekommen hat und daher nicht weiß, wie ich aussehe“, erwiderte Blake.
    „Ah.“ Kenwick nickte. „Sobald sie also Euer hehres Antlitz erblickt...“
    „Wird sie mir in den Schoß fallen wie reifes Obst. Sie wird mir zu Füßen liegen.“
    „Oh, selbstredend“, pflichtete Kenwick ihm amüsiert bei. „Frauen lassen sich stets von meinem Aussehen betören.“ „So sagte man mir.“
    „Es ist ein wahrer Fluch.“
    „Ihr habt mein Mitgefühl. Eine Sache ist da allerdings, die mir zu denken gibt.“
    „Welche?“
    „Wie soll sie Euer hehres Antlitz erblicken und Euch in den  Schoß fallen, wenn sie doch innerhalb der Klostermauern sitzt, während wir uns außerhalb befinden? Nur Gottesmännern ist es erlaubt, das Tor zu passieren.“
    Verdrossen sah Blake ihn an. „Das weiß ich noch nicht. Darüber sinne ich nach, seit wir Dunbar Castle verlassen haben, aber ...“ Achselzuckend warf er Kenwick einen Blick zu. „Ist ja im Grunde auch nicht meine Sorge, denn Ihr seid derjenige, der alles arrangieren sollte. Meine Rolle bestand allein darin, mich zur Hinrichtung nach Dunbar zu begeben.“
    Kenwick verzog erheitert die Lippen. „Hinrichtung, hm?“ „So könnte man es durchaus nennen.“
    „Ich bin sicher, dass Lord Amaury ähnlich gedacht hat, als er sich auf den Weg zu seiner Braut begab. Und seht Euch an, wie glücklich die beiden heute sind.“
    Blake lächelte versonnen, als er an seinen Freund Amaury de Aneford und dessen zierliche Gemahlin Emmalene dachte. Liebevoll hatten die beiden sich von ihm verabschiedet. „Aye, er hat es in der Tat glücklich getroffen. Wusstet Ihr, dass er zunächst geglaubt hat, Emmalene sei eine alte Hexe?“
    „Nay."
    „Aye. Er war überzeugt davon, dass Emmalenes erster Gemahl sich umgebracht hat, weil er nicht nach Hause reiten und seinen ehelichen Pflichten nachkommen wollte.“
    „Ach, wirklich?“
    Kenwick klang gereizt, und seine Miene war angespannt, wie Blake durch einen prüfenden Blick feststellte. Er rief sich ins Gedächtnis, dass Kenwick der Cousin der liebreizenden Emmalene war. „So dachte er natürlich nur, bevor er sie zum ersten Mal

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