Das Wirken der Unendlichkeit
daß ich abfahren würde, aber etwa in einem Monat zurückkommen werde.
»Aha! Aber jetzt musst du bleiben, denn ich habe mich entschlossen, dein Führer zu sein«, erwiderte er. »Tut mir leid, aber damit werden wir etwas warten müssen, meine Zeit ist diesmal sehr begrenzt«, erklärte ich.
Ich wusste, Jörge Campos war ein Gauner, trotzdem beschloß ich, ihm zu sagen, daß ich bereits einen Informanten hatte, der darauf wartete, mit mir zusammenzuarbeiten, und daß ich den Betreffenden in Arizona kennengelernt hatte. Ich beschrieb ihm den alten Mann und sagte, sein Name sei Juan Matus, und fügte hinzu, andere hätten gesagt, er sei ein Schamane. Jörge Campos lächelte mich an. Ich fragte, ob er den geheimnisvollen Mann kannte.
»Aber ja, natürlich kenne ich ihn«, erwiderte er vergnügt. »Man könnte sagen, wir sind gute Freunde.« Jörge Campos kam unaufgefordert in mein Zimmer und setzte sich an den Tisch vor dem Balkon.
»Wohnt er hier in der Gegend?« fragte ich.
»Aber sicher«, beteuerte er.
»Würdest du mich zu ihm bringen?« »Warum nicht«, sagte er. »Ich brauche ein paar Tage, um Erkundigungen einzuziehen. Ich meine, nur, um mich zu vergewissern, daß er auch dort ist, und dann werden wir ihn besuchen.«
Ich wusste, er log, aber ich wollte es nicht wahrhaben. Ich dachte sogar, mein anfängliches Mißtrauen sei möglicherweise unbegründet gewesen. Er wirkte in diesem Augenblick absolut überzeugend. »Aber«, fuhr er fort, »um dich zu diesem Mann zu bringen, berechne ich dir eine Pauschale. Ich verlange als Honorar zweihundert Dollar.«
Soviel Geld hatte ich nicht. Ich lehnte höflich ab und erklärte, daß ich nicht genug Geld bei mir hätte. »Ich möchte nicht geldgierig erscheinen«, sagte er mit dem liebenswürdigsten Lächeln, »aber wie viel könntest du dir leisten? Ich muss schließlich ein paar Leute schmieren. Die Yaqui-Indianer sind sehr verschlossen, aber es gibt immer Wege. Es gibt immer Türen, die sich mit dem Zauberschlüssel >Geld< öffnen lassen.«
Trotz all meiner Zweifel war ich davon überzeugt, daß mir Jörge Campos nicht nur den Zugang zur Welt der Yaqui, sondern auch zu dem alten Mann verschaffen würde, der mich so beeindruckt hatte. Ich wollte nicht um Geld feilschen. Es war mir beinahe peinlich, ihm die fünfzig Dollar anzubieten, die ich in der Tasche hatte. »Mein Aufenthalt ist hier zu Ende«, sagte ich gewissermaßen entschuldigend. »Deshalb habe ich kaum noch Geld. Um genau zu sein, ich habe nur noch fünfzig Dollar.«
Jörge Campos streckte die langen Beine unter den Tisch, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und schob den Hut ins Gesicht. »Ich nehme die fünfzig Dollar und deine Uhr«, sagte er unverfroren. »Aber für diesen Preis bringe ich dich nur zu einem weniger bedeutenden Schamanen. Sei nicht ungeduldig«, fügte er schnell hinzu, als wollte ich Einspruch erheben. »Wir müssen langsam die Leiter nach oben steigen, von den unteren Rängen bis zu dem Mann, der, das versichere ich dir, an der Spitze steht.«
»Wann könnte ich den nicht so bedeutenden Schamanen treffen?« fragte ich und gab ihm das Geld und meine Uhr.
»Auf der Stelle!« erwiderte er, setzte sich auf und griff gierig nach dem Geld und der Uhr. »Also los! Wir dürfen keine Minute verlieren!«
Wir stiegen in meinen Wagen, und er ließ mich in Richtung der Yaqui-Stadt Potam fahren, eine der traditionellen Yaqui-Städte am Yaqui-Fluß. Unterwegs erklärte er, wir würden Lucas Coronado besuchen, der für seine Zauberkünste, seine schamanistischen Trancen und für die großartigen Masken bekannt sei, die er für die Yaqui-Feste zur Fastenzeit schnitzte.
Dann brachte er das Gespräch auf den alten Mann, aber was er über ihn sagte, stand in völligem Gegensatz zu dem, was die anderen mir über ihn erzählt hatten. Sie hatten ihn als einen zurückgezogen lebenden Schamanen beschrieben, als einen Einsiedler, aber Jörge Campos stellte ihn als den bekanntesten Heiler und Zauberer dieser Gegend dar. Sein Ruhm habe jedoch dazu geführt, daß er beinahe unnahbar sei. Jörge Campos machte eine dramatische Pause wie ein Schauspieler, und dann ließ er die Katze aus dem Sack. Er sagte, wenn ich mit dem alten Mann regelmäßig sprechen wollte, so wie Anthropologen es tun, würde mich das mindestens zweitausend Dollar kosten.
Ich wollte gegen eine so drastische Preiserhöhung protestieren, aber Jörge Campos kam mir zuvor. »Für zweihundert Dollar könnte ich dich zu ihm bringen«,
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