Das Wirken der Unendlichkeit
Restaurant und lernte auf diese Weise den Besitzer, einen Senor Reyes, kennen. Eines Mittags saß ich beim Essen, als Senor Reyes mit einem anderen Mann zu mir an den Tisch kam. Er stellte mir den Fremden als Jörge Campos vor, als einen echten Yaqui-Indianer, einen Unternehmer, der seine Jugend in Arizona verbracht hatte, perfekt englisch sprach und amerikanischer als ein Amerikaner sei. Senor Reyes pries Jörge Campos als ein herausragendes Beispiel dafür, daß harte Arbeit und Zielstrebigkeit jemanden zu einem außergewöhnlichen Mann machen können. Senor Reyes ließ uns allein. Jörge Campos setzte sich an meinen Tisch und begann das Gespräch. Er gab sich bescheiden und wollte das Lob des Restaurantbesitzers nicht gelten lassen. Es war jedoch offensichtlich, daß ihm das, was Senor Reyes gesagt hatte, ungeheuer schmeichelte. Ich hatte auf den ersten Blick den Eindruck, Jörge Campos sei einer jener >Unternehmer<, die man in Bars findet oder auf der Hauptstraße an gewissen Straßenecken, wo sie eine Idee an den Mann bringen wollen oder einfach versuchen, durch einen Schwindel die Leute um ihr Geld zu bringen.
Mr. Campos sah gut aus. Er war ungefähr ein Meter achtzig groß, schlank und hatte den typisch vorgewölbten Bauch von Leuten, die hochprozentigen Alkohol trinken. Seine Haut war sehr dunkel mit einem grünlichen Anflug. Er trug teure Jeans und glänzende spitze Cowboystiefel mit hohen eckigen Absätzen, als müsse er sie in den Boden stemmen, damit er nicht von einem mit dem Lasso eingefangenen Stier davongezogen werde.
Er trug ein tadellos gebügeltes graukariertes Hemd. In der rechten Brusttasche befand sich ein Taschenschutz aus Plastik, in dem eine Reihe Kugelschreiber steckten. Ich hatte diesen Taschenschutz bei Büroangestellten gesehen, die ihre Hemdentaschen nicht mit Tinte beflecken wollten. Zu seiner Garderobe gehörten außerdem eine teuer wirkende rötlichbraune Wildlederjacke mit Fransen und ein hoher texanischer Cowboyhut. Das runde Gesicht war ausdruckslos. Er hatte keine Falten, obwohl er Anfang Fünfzig sein musste. Aus irgendeinem Grund hielt ch ihn für gefährlich.
»Freut mich sehr, Sie kennen zulernen, Mr. Campos«, sagte ich auf spanisch und reichte ihm die Hand. »Verzichten wir auf die Formalitäten«, erwiderte er auch auf spanisch und schüttelte meine Hand. »Ich behandle junge Leute gern als Gleichgestellte, ohne auf den Altersunterschied zu achten. Du kannst Jörge zu mir sagen.« Er schwieg einen Augenblick, zweifellos um meine Reaktion abzuschätzen. Ich wusste nicht, was ich erwidern sollte. Ich wollte ihm keineswegs erlauben, den Ton anzugeben. Er sollte jedoch auch nicht glauben, daß ich ihn nicht ernst nehme.
»Es würde mich interessieren zu erfahren, was du in Guaymas machst«, fuhr er locker fort. »Du scheinst kein Tourist zu sein, und du bist auch nicht zum Hochseefischen hier.«
»Ich bin Anthropologiestudent«, sagte ich, »und möchte das Vertrauen der hiesigen Indianer gewinnen, um wissenschaftliche Feldarbeit durchzuführen.« »r< »Und ich bin Geschäftsmann«, sagte er. »Mein Geschäft ist es, Informationen zu liefern und als Mittelsmann zu dienen. Du willst etwas, und ich habe die Ware. Ich lasse mich für meine Dienste bezahlen. Aber meine Leistung ist garantiert. Wenn du nicht zufrieden bist, musst du mich nicht bezahlen.« »Wenn du mir Informationen beschaffst«, sagte ich, »werde ich dafür gern bezahlen, was du verlangst.« »Aha!« rief er. »Du brauchst mit Sicherheit einen Führer, jemand mit mehr Bildung als der durchschnittliche Indianer, um dir alles zu zeigen. Hast du einen Forschungsauftrag von der amerikanischen Regierung oder von einer anderen großen Institution?« »Ja«, log ich. »Ich habe einen Forschungsauftrag von der esoterischen Stiftung in Los Angeles.« Bei diesen Worten sah ich flüchtig die Gier in seinen Augen aufblitzen.
»Aha!« rief er noch einmal. »Wie groß ist diese Institution?«
»Sehr groß«, sagte ich.
»Du meine Güte, ist das wahr?« fragte er, als seien meine Worte genau das, was er hatte hören wollen. »Und jetzt erlaubst du mir die Frage, wie hoch dein Budget ist? Wie viel Geld hat man dir gegeben?« »Ein paar tausend Dollar für vorbereitende Feldarbeit.« Ich log schon wieder, denn ich wollte sehen, was er darauf sagen würde. »Aha! Mir gefallen Leute, die direkt sind«, erwiderte er selbstgefällig. »Ich bin sicher, daß wir beide zu einer Einigung kommen werden. Ich biete dir meine Dienste
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