Das Wirken der Unendlichkeit
Gründen meine Klienten in Gefahr bringen. Du hast mich für meine Dienste bezahlt. Der Mann ist ein richtiger Schamane. Also ist er sehr gefährlich. Weil du ihn beleidigt hast, hat er dir vielleicht ein verhextes Bündel gegeben. Wenn das der Fall ist, dann müssen wir es schnell hier in der Gegend begraben.«
Mir wurde übel, ich fuhr an den Straßenrand und hielt an. Mit größter Vorsicht nahm ich das Päckchen aus dem Wagen. Jörge Campos riß es mir aus den Händen und öffnete es. Es enthielt drei schön gearbeitete traditionelle Yaqui-Masken. Jörge Campos erwähnte ganz nebenbei, es sei eigentlich nur angemessen, wenn ich ihm eine der Masken geben würde. Ich wusste, daß er mich noch nicht zu dem alten Mann gebracht hatte. Deshalb musste ich den Kontakt zu ihm pflegen. Also gab ich ihm gern eine der Masken.
»Wenn ich wählen darf, dann möchte ich diese da«, sagte er und deutete auf eine der Masken. Ich willigte ein. Die Masken bedeuteten mir nichts. Ich hatte erreicht, was ich wollte. Ich hätte ihm auch die beiden anderen Masken gegeben, aber ich wollte sie meinen Anthropologie-Freunden zeigen.
»Diese Masken sind nichts Außergewöhnliches«, erklärte Jörge Campos. »Man kann sie in jedem Laden in der Stadt kaufen. Man verkauft sie dort den Touristen.« Ich hatte die Yaqui-Masken gesehen, die man in der Stadt verkaufte. Es waren sehr primitive Masken im Vergleich zu meinen. Jörge Campos hatte sich natürlich die beste ausgesucht.
Ich setzte Jörge Campos in der Stadt ab und fuhr nach Los Angeles zurück. Bevor ich mich von ihm verabschiedete, erinnerte er mich daran, daß ich ihm praktisch zweitausend Dollar schulde, denn er werde darangehen, Leute zu bestechen, und alles vorbereiten, um mich zu dem berühmten alten Schamanen zu bringen. »Glaubst du, daß ich das nächste Mal meine zweitausend Dollar von dir bekomme?« fragte er herausfordernd. Seine Frage brachte mich in eine schreckliche Lage. Ich glaubte, wenn ich ihm wahrheitsgemäß sagen würde, daß ich das bezweifelte, würde er mich fallen lassen. Ich war damals wirklich davon überzeugt, daß er mir trotz seiner Geldgier die verschlossene Tür aufschließen werde. »Ich werde mein Bestes tun, um das Geld mitzubringen«, sagte ich unverbindlich.
»Das möchte ich dir auch raten«, erwiderte er heftig, beinahe zornig. »Ich werde mein eigenes Geld ausgeben, um das Treffen zu ermöglichen. Deshalb muss ich von deiner Seite eine gewisse Sicherheit haben. Ich weiß, daß du ein sehr seriöser junger Mann bist. Wie viel ist dein Wagen wert? Hast du den Kfz-Brief?«
Ich nannte ihm den Wert meines Wagens und bestätigte, daß ich den Kfz-Brief besaß. Aber er schien erst zufrieden zu sein, als ich ihm mein Wort gab, ihm bei meinem nächsten Besuch das Geld in bar mitzubringen.
Fünf Monate später fuhr ich nach Guaymas zurück, um Jörge Campos zu sehen. Damals waren zweitausend Dollar eine Menge Geld, vor allem für einen Studenten. Ich dachte, er sei vielleicht bereit, die Summe in Raten zu akzeptieren. Ich wollte mich mit Freuden zu einer solchen Ratenzahlung verpflichten. In Guaymas konnte ich Jörge Campos nirgends finden. Ich erkundigte mich bei dem Besitzer des Restaurants. Er war ebenso verblüfft über sein Verschwinden wie ich.
»Er ist einfach nicht mehr da«, sagte er. »Bestimmt ist er nach Arizona oder nach Texas zurückgekehrt, wo er sein Geschäft hat.«
Ich nutzte die Gelegenheit und besuchte Lucas Coronado ohne Jörge Campos. Um die Mittagszeit kam ich an seinem Haus an. Aber ich konnte auch ihn nicht finden. Ich erkundigte mich bei den Nachbarn, ob sie vielleicht wüßten, wo er sei. Sie musterten mich feindselig und würdigten mich keiner Antwort. Ich fuhr davon, aber am späten Nachmittag kam ich zurück. Ich machte mir keinerlei Hoffnungen, sondern war darauf vorbereitet, sofort wieder nach Los Angeles zu fahren. Zu meiner Überraschung war Lucas Coronado nicht nur da, sondern auch überaus freundlich. Er gab unumwunden zu erkennen, daß er es gut fand, daß ich ohne Jörge Campos gekommen war, der, wie er sagte, ein widerlicher Kerl sei. Er beschwerte sich darüber, daß Jörge Campos, den er für einen Yaqui-Indianer hielt, der seinem Volk untreu geworden war, mit großer Freude Stammesgenossen ausnutzte.
Ich überreichte Lucas Coronado ein paar Geschenke, die ich für ihn mitgebracht hatte, und kaufte bei ihm drei Masken, einen Stab mit kunstvollen Schnitzereien und Rassel-Gamaschen aus den Kokons bestimmter
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