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Das Wirken der Unendlichkeit

Das Wirken der Unendlichkeit

Titel: Das Wirken der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Castaneda
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unterbrach, daß ich mit dem Rücken gegen die Hauswand prallte.
    »Gerade eben hast du mein Haus wie eine Abrißbirne getroffen«, sagte er und schüttelte langsam den Kopf. »Was für eine Wucht! Eine Wucht, wie sie einem so stattlichen Mann, wie du es bist, angemessen ist.« Ich hatte den unangenehmen Eindruck, seine Worte verrieten, daß er mich für einen hoffnungslosen Fall hielt.. Ich begann deshalb sofort, mich zu verteidigen. Er hörte’ sich meine erregte Erwiderung lächelnd an. Ich erklärte, mein Körpergewicht sei im Verhältnis zu meinem Knochenbau normal.»Richtig«, stimmte er mir lachend zu. »Du hast starke Knochen. Du könntest vermutlich ohne weiteres noch dreißig Pfund schwerer sein, und kein Mensch, ich versichere dir, kein Mensch würde es merken, auch ich nicht.«
    Sein spöttisches Lächeln unterstrich, daß ich in seinen Augen eindeutig klein und dick war. Er erkundigte sich nach meinem Gesundheitszustand im allgemeinen. Ich redete wie ein Wasserfall, denn ich wollte unter allen Umständen eine weitere Bemerkung über mein Gewicht vermeiden. Don Juan wechselte von sich aus das Thema. »Was ist übrigens mit deinen verschrobenen Leidenschaften und Spinnereien?« fragte er mit unbewegter Miene.
    Ziemlich dumm antwortete ich, es sei alles bestens damit. Mit >verschrobenen Leidenschaften und Spinnereien< meinte er mein Hobby als Sammler. Damals hatte ich mit neuem Eifer wieder etwas angefangen, was mir schon immer viel Spaß gemacht hatte: Ich sammelte alles Sammelbare. Ich sammelte Zeitschriften, Briefmarken, Schallplatten und Dinge aus dem Zweiten Weltkrieg wie Dolche, Soldatenhelme, Fahnen, etc. »Ich kann über meine Spinnereien nur sagen, Don Juan, daß ich versuche, meine Sammlungen zu verkaufen«, erwiderte ich im Ton eines Märtyrers, der zu einem großen Opfer gezwungen wird.
    »Es ist im Grunde nicht so schlecht, ein Sammler zu sein«, sagte er, als sei er wirklich davon überzeugt. »Das Problem ist nicht, daß du sammelst, sondern was du sammelst. Du sammelst leider Schund, wertloses Zeug, das dich ebenso versklavt wie ein Hund. Du kannst nicht ungehindert entscheiden, deine Wohnung zu verlassen, wenn du deinen Hund versorgen musst, oder wenn du dir Sorgen darum machen musst, was mit deinen Sammlungen geschehen könnte, wenn du nicht zu Hause bist.« »Ich bemühe mich wirklich um Käufer, Don Juan. Das kannst du mir glauben!« beteuerte ich. »Nein, nein, nein! Denk nicht, ich mache dir Vorwürfe«,erwiderte er. »Mir gefällt deine Sammlernatur, nur deine Sammlungen gefallen mir nicht. Aber ich möchte mich an dein Sammlerauge wenden und dir eine lohnenswerte Sammlung vorschlagen.«
    Don Juan machte eine lange Pause. Er schien nach den richtigen Worten zu suchen. Vielleicht war es auch nur ein dramatisches, gut gesetztes Zögern. Er sah mich lange durchdringend an.
    »Jeder Krieger stellt in Erfüllung seiner Pflicht ein besonderes Album zusammen«, fuhr er schließlich fort. »Dieses Album zeigt die Persönlichkeit des Kriegers. Es ist ein Album, das die Umstände seines Lebens veranschaulicht.«
    »Warum nennst du das eine Sammlung, Don Juan?« fragte ich streitsüchtig. »Oder ein Album?« »Weil es beides ist«, erwiderte er. »Aber vor allem ist es wie ein Album mit Bildern der Erinnerungen gefüllt. Es sind Bilder, die aus der Erinnerung an denkwürdige Ereignisse stammen.«
    »Sind diese denkwürdigen Ereignisse in einer besonderen Hinsicht denkwürdig?« fragte ich. »Sie sind denkwürdig, weil sie im eigenen Leben eine besondere Bedeutung haben«, sagte er. »Ich schlage vor, du stellst dieses Album zusammen, indem du über verschiedene Ereignisse, die für dich von grundlegender Bedeutung sind, einen vollständigen Bericht ausarbeitest.« »Jedes Ereignis in meinem Leben ist für mich von grundlegender Bedeutung, Don Juan!« erklärte ich mit Nachdruck, erkannte aber sofort das Ausmaß meiner Wichtigtuerei.
    »Nicht wirklich«, erklärte er lächelnd und schien sich köstlich über meine Reaktion zu amüsieren. »Nicht jedes Ereignis in deinem Leben ist für dich von grundlegender Bedeutung gewesen. Es gibt allerdings ein paar, die meiner Meinung nach die Dinge für dich verändert und die deinen Lebensweg erhellt haben. Gewöhnlich sind Ereignisse, die unseren Weg ändern, unpersönlich und gleichzeitig äußerst persönlich.«
    »Ich möchte nicht schwierig sein, Don Juan, aber glaub mir, das trifft auf alles zu, was mir widerfahren ist«, sagte ich im vollen

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