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Das Wispern der Schatten - Roman

Das Wispern der Schatten - Roman

Titel: Das Wispern der Schatten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam J Dalton
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Füßen zu Staub werden, und andere Welten würden seine Spielzeuge sein. Er würde den Kosmos in einer Hand halten… der Hand, die er nun lässig ausstreckte, um dem heidnischen Häuptling den Kopf zu zermalmen, so dass dessen Verstand, Körpersäfte und Leben ihm zwischen den Fingern hervorquollen. Er hob die Hand und ließ sich den berauschenden Saft in den Mund tropfen. Wie süß und betörend war doch die Essenz des Daseins, die Essenz dieser verzweifelten Inkarnation der Götter. Und wie er nun diese Leute in ihrer Gesamtheit verstand und vorausberechnen konnte!
    Mit dem, was vom Körper des Häuptlings noch übrig war, fegte Azual den Boden vor sich und schleuderte verächtlich den lästigen Schmied und den schlauen Schneehaarigen beiseite. Der nackte heidnische Priester sprang erwartungsgemäß über Azuals Fegen hinweg und machte einen Satz nach oben, um dem Zwerchfell des Heiligen einen tödlichen Schlag zu versetzen. Azuals alles sehender Verstand– ein Verstand, der nun Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft kannte– hatte gewusst, dass dieser letzte Augenblick der Anmaßung und des Trotzes kommen würde. Es war ziemlich enttäuschend und, nun da es geschah, etwas lästig. Mit einem geistigen Gähnen tat er seinen göttlichen Willen kund.
    » Käfig!«, befahl Hauptmann Skathis, und die Sonnenmetallklingen wurden als enges Gitter um den Körper des Heiligen herum hochgereckt.
    Es gab keinen Weg hindurch für Torpeth, und er musste sich mitten in der Luft wie verrückt verrenken, um nicht in Stücke geschnitten zu werden. Der Käfig aus tödlichem Sonnenmetall drang auf ihn ein, und er schlug eine Rolle rückwärts und taumelte davon.
    Die Bergkrieger riefen ihre gefallenen Götter an, als sie Zeugen des Todes ihres Häuptlings wurden und sahen, wie ihre größten Kämpfer niedergestreckt wurden. Entsetzt und verzweifelt ließen sie sich zurückfallen, wobei es einigen von ihnen nicht gelang, sich von der Heldenstreitmacht zu lösen, so dass sie bald abgeschnitten waren. Torpeth und Aspin kämpften für kostbare Momente, um so vielen die Flucht zu ermöglichen, wie sie nur konnten, hatten aber am Ende keine andere Wahl, als selbst zu fliehen.
    Das Gelächter des Heiligen hallte ringsum wider. » Sieh doch, Jillan, wie viele Tote du mit deinem anmaßenden Stolz und deiner Weigerung, vor einem anderen das Knie zu beugen, verursacht hast! Sieh doch, wie du deine Lieben in Gefahr bringst!«
    » Verschone sie, dann ergebe ich mich dir!«, schrie Jillan.
    Nein! Das kannst du nicht tun! Das wird das Ende aller Dinge sein! Lass mich frei!
    Der Heilige lächelte befriedigt. » Und so war es seit jeher beschlossen. Komm zu mir, dann setzen wir diesem unnötigen Leid und der Verheerung ein Ende.«
    Jillan machte hölzern einen Schritt vorwärts. Samnirs Hand schloss sich schwer um seine Schulter. » Du kannst doch nicht einmal daran denken, das zu tun, Junge! Nicht nach allem, was wir schon geopfert haben! Nicht, nachdem sich sogar deine Eltern geopfert haben!« Jillan schüttelte den alten Soldaten ab und machte noch einen Schritt.
    Plötzlich grollte der Boden, und Steinsäulen stiegen vor und hinter den Heiden auf und bildeten Mauern zwischen ihnen und ihren Feinden. Freda entstieg der Erde; die funkelnden Edelsteine um ihren Hals leuchteten magisch. Die Bergbewohner wichen vor ihr zurück und hoben die Waffen, aber Jillan kam zu ihnen und bedeutete ihnen, unbesorgt zu sein. Ein goldener Jüngling schwebte durch die dicken Rauchwolken herab, die immer noch aus dem Wirtshaus hervorquollen, und landete dem Heiligen zugewandt auf der Mauer.
    » Ist das möglich? Nach so langer Zeit?«, knirschte Torpeth sichtlich außer sich. » Der flüsternde Schatten? Der Große Betrüger! Noch immer stellen die Götter mich auf die Probe und fordern einen letzten Preis!«
    Der Sonderbare sah auf den Heiligen hinab. » An dieser Stelle muss ich eingreifen. Habe ich dich nicht gewarnt, dass mein Anspruch auf den Jungen größer ist? Forderst du Höhergestellte heraus, kleiner Heiliger? Das kann ich nicht zulassen.« Der Sonderbare warf einen Blick über die Schulter und sprach so, dass nur die Verteidiger ihn hören konnten und davon gebannt wurden: » Haltet euch nun die Augen zu, sonst verliert ihr den Verstand.«
    Mit diesen Worten verwandelte der Herr des Chaos sich in das leuchtende Bild dessen, was auch immer ein jeder in der Armee des Heiligen am sehnlichsten begehrte. Der Sonderbare hörte all ihre Gedanken und

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