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Das Wispern der Schatten - Roman

Das Wispern der Schatten - Roman

Titel: Das Wispern der Schatten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam J Dalton
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Samnir trat auf den Rücken des Holzfällers, um ihn niederzuhalten, versenkte seine Sonnenmetallklinge im Genick des Mannes und zog sie wieder hervor. Dann durchschlug der Soldat die Handgelenke des Mannes und zerrte Jillan, an dessen Tunika immer noch eine der abgeschlagenen Hände des Holzfällers hing, auf die Beine.
    Die Stadtbewohner, die ihnen auf den Fersen waren, hatten sie mittlerweile fast eingeholt.
    » Zieh den Kopf ein und lauf weiter zum Versammlungsplatz, wo wir mehr Bewegungsfreiheit haben. Bleib nicht stehen, ganz gleich was geschieht!«, befahl Samnir und stieß Jillan vor sich her.
    » Jillan«, ertönte ein vielstimmiges Stöhnen hinter ihnen. Jetzt wagte Jillan es nicht mehr, sich umzusehen. Er war gezwungen, Bogen und Köcher wegzuwerfen, um ungehinderter laufen zu können. Außerdem hätten ihm diese Waffen in dem Nahkampf, in den sie sicher bald verstrickt werden würden, nichts genützt.
    Seine Lunge brannte, und seine Beine zitterten vor Anstrengung. » Wir schaffen das nie!«
    Doch, wenn du mich loslässt, du Narr!, fuhr der Makel ihn an. Dir ist aus einem bestimmten Grund Magie verliehen worden. Lass diese Selbstzweifel fahren, sonst hat der Heilige schon gewonnen.
    » Ich kann nicht! Ich kann nicht!«
    Lass mich frei!, heulte der Makel und kämpfte gegen Jillans Beherrschung an.
    Jillan wich nach rechts und links aus, stürmte zwischen zupackenden Händen hindurch und stürzte auf den Versammlungsplatz hinaus… wo noch mehr Bewohner von Gottesgabe ihn erwarteten. Sie drehten sich alle zugleich nach ihm um.
    » Jillan, es gibt kein Entkommen. Es müssen nicht noch mehr Leute sterben«, ertönte die Stimme des Heiligen aus einem Dutzend Kehlen.
    Jillan, ich kann dich, Samnir und all diese Menschen retten!
    » Hier!«, erscholl ein Ruf. Haal und ein paar Dutzend andere rannten auf ihn zu, unter ihnen auch Dan Arnesohn. Jillan begriff, dass es sich um all die Menschen handelte, die er von der Pest geheilt hatte– aber das hatte er doch nicht getan, damit sie ihr Leben wegwarfen, nur um ihm noch ein paar Sekunden Freiheit zu erkaufen! Viele von Haals Begleitern waren alt und hielten als Waffen allerlei Haushaltsgegenstände umklammert– wie lange konnten sie gegen eine von einem einzelnen ordnenden Intellekt gelenkte Menge durchhalten, die zehnfach in der Überzahl war?
    Deine Magie hat ihnen die Freiheit verliehen, sich zu entscheiden, Jillan. Nimm sie ihnen nun nicht wieder. Du hast sie aus der Falle ihres eigenen Verstandes befreit. Sie haben jetzt einen Lebenszweck und ein Ziel. Besser ein Tod von Bedeutung als ein langes, bedeutungsloses Dasein.
    Sie waren jetzt näher heran, und er sah Entschlossenheit in der Art, wie Dan die Zähne zusammenbiss, Überzeugung im Blick seines Schulkameraden Haal und sogar Freude in der Körperhaltung einer rüstigen Großmutter, die ihr Brotmesser fest umklammert hielt. Er war gerührt, fühlte sich demütig. Er konnte sie nicht enttäuschen. Er rannte zu ihnen, während die Massen der Bevölkerung von Gottesgabe auf sie zubrandeten.
    Samnir war plötzlich wieder an seiner Seite. » Nach Norden! Dort müssen die Heiden sein, wenn überhaupt noch welche von ihnen am Leben sind.«
    Jillan und seine Gefährten eilten über den Versammlungsplatz und um das Sitzungshaus herum. Etwa alle zwölf Schritte wurde jemand am Rande von Jillans Schar umgerissen oder überwältigt, aber der Gruppe insgesamt gelang es, weiter voranzukommen. Diejenigen, die der Heilige beherrschte, schienen ihnen sogar auszuweichen, damit sie sich weiterbewegen konnten.
    » Sie treiben uns! Locken uns in die Falle!«, rief Jillan erschrocken, als seine Gefährten auf die Nordstraße gelangten und die relativ wenigen Verteidiger vor sich sahen, die der Armee aus zahllosen Helden noch standhielten. Das Bergvolk und Jillans kleine Schar saßen in der Falle.
    Der Makel erhob sich plötzlich in Jillan, als er den Riesen vor sich sah, zu dem der verhasste Heilige geworden war. Du musst zulassen, dass ich ihm einen Schlag versetze, bevor …
    » Ich sehe dich!«, brüllte und sabberte der heilige Azual im Geiste. » Wie nett von dir, zu uns zu kommen, Jillan. Gerade noch rechtzeitig, um all deine Freunde sterben zu sehen. Und schau her! Ich habe sogar dafür gesorgt, dass deine hübsche Hella und ihr Vater zu uns kommen. Wir wollen doch nicht, dass sie etwas verpassen, nicht wahr?«
    » Nein!«, rief Jillan unwillkürlich, als er sah, dass das Mädchen, das er liebte, von mehreren Helden

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