Das Wörterbuch des Viktor Vau
ist, wenn etwas ganz anderes dahintersteckt? Das wissen wir aber erst, wenn wir Professor Vaus Aufzeichnungen gesehen haben.«
Astarte setzte zu einer Antwort an.
In diesem Augenblick ging die Bombe hoch.
3.
Marek und drei seiner Genossen saÃen in dem fensterlosen Lieferwagen und warteten. Sie hatten sich bereits eine Viertelstunde zuvor umgezogen. Jeder von ihnen trug einen blauen Arbeitsanzug, feste Sicherheitsschuhe und einen Schutzhelm. An der Brusttasche ihrer Jacken war der Schriftzug Globatech eingenäht. Darunter baumelte ein laminiertes Schild mit dem Foto seines Trägers und einem falschen Namen.
Jeder hatte einen Rucksack vor sich stehen, so wie ihn die meisten Arbeiter mit zum Job nehmen. Wer einen davon geöffnet hätte, hätte die üblichen Utensilien vorgefunden: Butterbrotdose, Thermoskanne, eine Schachtel mit Keksen, ein paar Schokoladenriegel, eine Plastikflasche mit Wasser oder Apfelschorle.
Was sich wirklich in den Rucksäcken verbarg, konnte nur herausfinden, wer die einzelnen Gegenstände einer genauen Prüfung unterzog. Marek wusste, wie unwahrscheinlich das war. Meistens wurde beim Rausgehen kontrolliert, ob jemand irgendetwas von der Baustelle hatte mitgehen lassen. Nur ganz selten gab es Stichproben bei den eintreffenden Arbeitern, und dann wurde zumeist gezielt nach etwas gesucht, zum Beispiel nach Flugblättern, in denen eine der kleineren Gewerkschaften zum Streik aufrief. Obwohl Harry König einen Deal mit dem Grafen, der den Bau beaufsichtigte, geschlossen hatte, in dem Königs Gewerkschaftsbund garantierte, dass alles reibungslos ablief und Unruhestifter umgehend durch zuverlässige Leute ersetzt würden, kamen Flugblattaktionen trotzdem immer wieder vor.
Der Mann an Mareks Seite trommelte einen komplizierten Rhythmus auf seinen Oberschenkeln. Er hatte die Genossen, die mit ihm diesen Auftrag ausführten, vorher noch nie gesehen. Keiner wusste, wie der andere wirklich hieÃ, wo er wohnte und was er machte. Das hatte ihm Thura heute Morgen erklärt, als sie ihm die Details des Einsatzes erläuterte.
»Nachdem ihr eure Aufgabe erfüllt habt, zieht ihr euch um. Der Wagen wird jeden von euch an einer anderen Stelle in der Stadt herauslassen, nicht notwendigerweise in der Nähe eurer Wohnung. So verringern wir die Gefahr, dass jemand redet und seine Genossen gefährdet.«
»Und du?«, fragte Marek erstaunt. »Du kennst jeden von uns. Was, wenn du verraten wirst? Hast du davor keine Angst?«
Thura lachte. »Ich bin eine alte Frau. Ãber kurz oder lang werden sie mich erwischen. Du musst nicht glauben, dass ich nicht beobachtet werde. Die Sicherheitsdienste wissen nur zu gut, dass ich subversive Literatur verteile und Veranstaltungen durchführe, die nicht gerade das Hohelied der Dynastie singen. Aber genau das schützt mich auch. Denn wer, der so im Rampenlicht der Ermittler steht, würde eine Gruppe von Attentätern leiten? Bislang hatte ich Glück, aber irgendwann ist das vorbei. Ich hoffe nur, dass es erst nach der Eröffnung der Weltausstellung passiert.«
»Vielleicht solltest du deine Aktivitäten anderswohin verlagern«, schlug Marek vor. »Wenn die Sicherheitsdienste hier reinmarschieren, haben sie doch leichtes Spiel.«
Thura schmunzelte. »Siehst du, wie gut unser Sicherheitssystem funktioniert? Selbst du hast davon nichts bemerkt.«
Marek starrte sie fragend an.
»Du denkst, jeder kann hier so einfach in mein Büro kommen und sich nach Lust und Laune umsehen? Dann hast du nicht genau hingesehen. Wir überwachen sowohl die StraÃe als auch den Laden mit Kameras und Sensoren. Wenn Gefahr droht, wird die Tür zum Büro durch eine Stahlplatte verriegelt. Das Gleiche passiert bei allen anderen Türen, die über den Gang zu erreichen sind.«
»Respekt«, staunte Marek. Davon hatte er wirklich noch nichts bemerkt. »Und wie kommt ihr hier raus? Ewig werdet ihr ja die Angreifer nicht aufhalten können.«
»Das erkläre ich dir gerne ein anderes Mal«, lächelte Thura. »Jetzt sollten wir uns um die Aufgabe kümmern, die du zu erledigen hast.«
Nachdem Marek die Bombe zwei Mal zusammengebaut und wieder auseinandergenommen und die Teile wieder in den Alltagsutensilien verstaut hatte, zog er ein nachdenkliches Gesicht. »Das ist allerfeinste Technologie«, sagte er. »Nichts, was man im Bastelladen um die Ecke kaufen kann. Ich denke, ich
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