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Das Wörterbuch des Viktor Vau

Titel: Das Wörterbuch des Viktor Vau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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waren, ein leises »Stopp« zu. Sie blieben stehen und verdeckten ihn so teilweise vor den zwei Männern, die gerade auf dem Weg zum Palast waren: de Moulinsart und Enrique.
    Marek verfluchte sein Pech. Ausgerechnet de Moulinsart musste ihm hier über den Weg laufen! Und Enrique war tatsächlich bei ihm. Marek beugte den Kopf noch tiefer über seine Tasche. Seine Genossen wurden unruhig.
    Â»Was ist los?«, fragte einer von ihnen.
    Marek schüttelte nur den Kopf. In dem Augenblick ertönte ein Ruf vom Hauptweg her. Hatten sie ihn entdeckt? Er wollte gerade kehrtmachen und abhauen, als er bemerkte, dass der Ruf nicht ihm gegolten hatte, sondern de Moulinsart. Er sah, wie Enrique seinen Begleiter vor zwei herankommenden Gyroscootern auf die Seite zerrte.
    Â»Die dürfen mich auf keinen Fall erkennen«, zischte er seinen Genossen zu und deutete auf den Weg. Die drei verstanden sofort. Sie rückten zusammen und versperrten so die Sicht auf ihn. Er beobachtete, wie de Moulinsart hinter den Scooterfahrern her fluchte, dann aber mit Enrique weiterging.
    Sie warteten zur Sicherheit noch zwei Minuten, bevor sie ihren Weg zum Unabhängigkeitspalast fortsetzten. Trauben von Arbeitern kamen ihnen entgegen.
    Â»Ihr könnt da nicht hoch«, sagte einer von ihnen. »Anweisung des Chefs. Für zwei Stunden sind alle Arbeiten am Palast einzustellen.«
    Â»Aber wir müssen«, antwortete einer von Mareks Verbündeten. »Sonst werden wir heute nicht fertig.«
    Sein Gesprächspartner zuckte mit den Schultern. »Die Wachen da oben werden euch das gerne näher erklären.«
    Seine Begleiter lachten. »Freut euch doch über die bezahlte Pause«, rief einer von ihnen Marek und seinen Genossen hinterher.
    Marek fragte sich, was da los war. Hatte es etwas mit de Moulinsart und Enrique zu tun, die in diese Richtung gegangen waren? Und wenn ja, was wollten die beiden auf der Weltausstellung?
    Sie waren nur wenige Schritte vom Zugang zum Vorplatz des Unabhängigkeitspalastes entfernt, als zwei Uniformierte auftauchten. Es waren vierschrötige Kerle, die im Gegenlicht wie dunkle, drohende Schatten aussahen.
    Â»Seid ihr taub oder verdummt oder was?«, rief einer von ihnen und legte seine Hand auf den Gummiknüppel, den er am Gürtel trug. »Hier spielt sich bis Mitternacht nichts ab, kapiert?«
    Â»Kein Problem, Meister«, versuchte der Mann neben Marek die Wachen zu beruhigen. »Wir müssen nur etwas kontrollieren.«
    Â»Die Einzigen, die hier kontrollieren, sind wir«, sagte der andere Wachposten. »Und nun verzieht euch!«
    Â»Ist ja schon gut.« Marek zog seinen Nebenmann am Ärmel. »Los, lass uns gehen.«
    Sie liefen den Weg so weit herab, bis sie außer Sichtweite waren.
    Â»Was machen wir jetzt?«, fragte Marek.
    Der Wortführer blickte auf seine Armbanduhr. »Wir können keine zwei Stunden warten. Um Mitternacht müssen wir hier raus sein. Also müssen wir von der anderen Seite an den Palast herankommen.«
    Zum Glück waren die meisten Arbeiter inzwischen zurück zum Betriebshof gezogen, um dort die Unterbrechung abzuwarten. Bis auf vereinzelte Gestalten war der Park um sie herum leer. Sie duckten sich in die Büsche und stiegen einen kleinen Hügel empor. Hier war es relativ dunkel, denn die meisten Leuchten standen an den Wegen und den Pavillons, an denen noch gearbeitet wurde.
    Die Rückseite des Unabhängigkeitspalastes war mit einem Maschendrahtzaun abgesichert.
    Â»Ich hoffe, sie haben keine Hunde«, murmelte Mareks Nebenmann.
    Â»Das werden wir gleich sehen.« Der Wortführer zog einen taschenlampengroßen Laserschneider aus seinem Rucksack. Sekunden später klaffte ein mannshohes Loch im Zaun. Marek kroch als Erster durch. Er lauschte, aber von Hunden war nichts zu hören und auch sonst schien niemand den Lichtstrahl des Lasers bemerkt zu haben. Er gab seinen Genossen ein Zeichen, und sie liefen geduckt über den Rasen bis zur Rückwand des Palastes.
    Vor der Wand war ein mit Planen abgehängtes Baugerüst in die Höhe gezogen, hinter dem sie verschwanden. Marek stolperte in der plötzlichen völligen Dunkelheit über eine Querstrebe und wäre beinahe gestürzt, wenn sein Vordermann ihn nicht abgefangen hätte.
    Einen Augenblick lang blieben sie stehen und atmeten durch.
    Â»Seid vorsichtig mit den Lampen«, warnte sie der Wortführer. »Nur das

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