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Das Wörterbuch des Viktor Vau

Titel: Das Wörterbuch des Viktor Vau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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Seite ein Mann aus einem Hauseingang trat. Er war groß und hager, und Enrique brauchte nur einen Blick auf ihn zu werfen, um zu wissen, worum es sich handelte. Schließlich war er selbst lange genug Ordnungshüter gewesen.
    Â»Um sechs in dem Café, wo wir uns das erste Mal getroffen haben«, stieß er hervor und rannte zurück in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Er konnte nur hoffen, dass sie nicht die ganze Straße abgeriegelt hatten.
    An der Ecke warf er einen Blick über die Schulter. Astarte stand regungslos vor ihrer Haustür. Der Mann hatte einen Revolver gezogen und lief hinter ihm her.
    Â»Halt!«, hörte Enrique ihn noch rufen, bevor er um die Ecke verschwand. Der Trenchcoat behinderte ihn beim Laufen. Er schlüpfte aus den Ärmeln und warf den Mantel einem verblüfften Passanten zu, der ihm entgegenkam.
    Die Bürgersteige hatten sich inzwischen gefüllt, und Enrique musste immer wieder Haken schlagen, um voranzukommen. Zum Glück behinderten die Fußgänger auch seinen Verfolger. Er würde nicht wagen, bei so vielen Menschen auf ihn zu schießen.
    Er bog in eine Markthalle ab, deren Gänge dicht gefüllt mit Menschen waren. Hausfrauen standen an den Ständen und prüften die Waren oder feilschten mit den Händlern. Gruppen von Männern lungerten an den Theken der Cafés und studierten die Sportseiten der Zeitungen oder debattierten über die Chancen ihres Fußballvereins am kommenden Spieltag.
    Enrique tauchte in das Gewühl ein und bewegte sich auf die andere Seite zu, an der es ebenfalls einen Ausgang gab. Von da war es nicht mehr weit bis zur nächsten Metrostation, wo er seinem Verfolger endgültig zu entkommen hoffte.
    Als er wieder ins Freie trat, warf er einen Blick zurück, konnte den Mann aber nicht entdecken. Mit schnellen Schritten eilte er zur Metro und verschwand im Untergrund. Er nahm die erste Bahn, die einfuhr, und stellte sich so, dass von seinem Gesicht möglichst wenig zu sehen war.
    Er blieb in der Metro bis zur Endstation, einem kleinen Vorort, der bereits ländlich geprägt war. Gleich hinter dem Bahnhof erstreckten sich Felder, die von schmalen Straßen durchzogen waren. Er folgte einer der Straßen, bis er zu einem Wald kam, in den ein Fußweg hineinführte. Zu dieser Jahreszeit war außer ihm niemand unterwegs, und seine Anspannung ließ ein wenig nach.
    Er dachte über seine nächsten Schritte nach. Gab es außer Astarte jemanden, den er um Hilfe bitten konnte? Thura war abgereist, und Marek war untergetaucht. Blieb noch Christian, aber er konnte sich unmöglich im Bistro blicken lassen.
    Enrique hielt inne. Wie ein Blitzschlag durchfuhr ihn die Erkenntnis. Nur Christian konnte ihn verraten haben! Er hatte seinem Kollegen die Schlüssel zu seiner Wohnung gegeben. Damit hatte er es ihm leicht gemacht, die Beweise dort zu verstecken. Aber das bedeutete auch …
    Christian war der Florist!
    Und wie war der Polizist zu Astartes Wohnung gekommen? Außer den Sicherheitsdiensten wusste niemand um seine Beziehung zu Astarte. Außer Christian. Und der Mann, der ihn heute Morgen verfolgt hatte, war eindeutig ein Polizist gewesen und kein Geheimdienstler.
    Das bedeutete aber auch, dass Astarte in Gefahr war! Wenn Christian der Frauenmörder war, dann konnte er mit der Ermordung Astartes den Verdacht gegen Enrique noch erhärten, indem er sie umbrachte und weitere Indizien gegen ihn am Tatort hinterließ.
    Er griff nach seinem Mobiltelefon, um Astarte zu warnen.
    Aber das Telefon war fort.
    Hektisch suchte er alle seine Taschen ab, fand jedoch nichts. Er musste es in die Tasche des Trenchcoats gesteckt haben, den er auf der Flucht weggeworfen hatte!
    Enrique machte kehrt und rannte zum Bahnhof zurück. Vor dem Gebäude befand sich ein Telefonkiosk. Er warf mit klammen Fingern die Münzen ein und wählte Astartes Nummer. Am anderen Ende klingelte es, aber sie ging nicht dran. Dreimal wählte er erneut, doch das Ergebnis blieb das gleiche. Entweder war sie ausgegangen und hatte ihr Telefon vergessen, was ihm allerdings unwahrscheinlich vorkam, oder sie konnte das Gespräch nicht annehmen. Und das ließ ihn das Schlimmste ahnen.
    Was sollte er tun? Mit der Metro würde er nicht schnell genug bei ihr sein. Falls Christian sie wirklich schon in seiner Gewalt hatte, zählte jede Sekunde. Es blieb ihm nur ein Weg, um Astarte zu helfen.
    Er lief zu dem

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