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Das Wörterbuch des Viktor Vau

Titel: Das Wörterbuch des Viktor Vau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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Kellner nickte eifrig. »Viel mehr kann ich Ihnen über sie leider nicht erzählen. Ich bin nur froh, dass Sie den Floristen erwischt haben, bevor er sich ein neues Opfer suchen kann.«
    Â»Noch haben wir ihn nicht«, korrigierte ihn Fellner und stand auf.
    Â»Und was ist mit der Belohnung?«, fragte Sonntag. »Wann wird die ausgezahlt?«
    Â»Wenn Ihr ehemaliger Kollege rechtskräftig verurteilt ist. So schreibt es das Gesetz vor.« Er bemerkte die Enttäuschung im Gesicht des Mannes. Alle sind sie gierig, dachte er. Die einen auf ihre Belohnung, die anderen auf ein ganzes Stadtviertel. Wen gibt es eigentlich noch, der sich nicht auf Kosten eines anderen bereichern will?
    Er verabschiedete sich von Sonntag und verließ das Bistro. Es hatte wieder zu regnen begonnen, aber Fellner ging gerne zu Fuß durch sein Viertel, auch bei solchem Wetter. Es half ihm dabei, den Kopf frei zu machen.
    Die letzten vierundzwanzig Stunden hatte er in einem Hochgefühl verbracht. Mit einem Schlag hatte der Fund in da Sozas Wohnung seine Probleme vertrieben. Die vier Hautstücke in der Plastiktüte, die sie im Toilettenkasten gefunden hatten, passten exakt zu den letzten vier Leichen. Das war ein erdrückender Beweis, und es konnte nur eine Frage der Zeit sein, bis sie den Täter erwischten.
    Nach der Herausgabe der Fahndungsmeldung waren die Kollegen mit einer Flasche Champagner in sein Büro gekommen, und sie hatten sich gegenseitig zu ihrem Fang gratuliert. Die Identifizierung des Floristen festigte Fellners Position und legte die Grundlage für die weitere Zusammenarbeit des Teams.
    Und trotzdem … Jetzt, nachdem die erste Euphorie verflogen war, spürte er den ersten nagenden Zweifel. Sie hatten in der Wohnung weder eine Mordwaffe gefunden noch die Messer und Sägen, die der Täter zum Zerteilen der Leichen verwendet hatte. Bislang konnten sie auch keine anderen Räumlichkeiten finden, die da Soza vielleicht angemietet hatte oder die ihm gehörten und in denen er seinem blutigen Handwerk nachging. Und dann war da das Gesicht …
    Sie hatten nur ein Passfoto von da Soza, das vor etwa einem Jahr aufgenommen worden war. Es war schlecht, wie alle Passfotos, und zeigte den Mann in einer unnatürlichen Situation. Fellner hatte das Gesicht lange betrachtet. Der Mann sah einfach nicht aus wie ein Mörder. Er wusste, wie irreführend solch ein subjektiver Eindruck sein konnte. Dennoch kam er jetzt, da ihm die dünnen Regenfäden gegen die Stirn schlugen, wieder auf sein Gefühl zurück.
    Trotzdem durfte er nicht nachlässig werden. Vor allem die Tatsache, dass die Frau, die er vor einigen Tagen noch wegen des Mordes an Martina Fischer vernommen hatte, mit dem vermeintlichen Floristen befreundet war, gab ihm zu denken. Konnte das ein Zufall sein? Oder machte sie vielleicht mit da Soza gemeinsame Sache und hatte ihre Freundin in die Falle gelockt? Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Paar hinter einer Mordserie steckte.
    Fellner schüttelte den Kopf. Astarte Apostolidis war ihm ebenso wenig wie eine Serienmörderin vorgekommen wie Enrique da Soza. Und dennoch …
    Er beschloss, sie aufzusuchen. Sie wohnte nicht weit von hier. Vielleicht erwischte er sie ja zu Hause und erfuhr mehr über diesen merkwürdigen Zufall.
    Falls sie noch am Leben war …
    3.
    Enrique und Astarte bogen in die Straße ein, in der ihre Wohnung lag. Sie hatte darauf bestanden, ihn bei seiner Flucht aus der Stadt zu begleiten, und wollte nur schnell eine Reisetasche packen. Obwohl sie ihn gedrängt hatte, bei Thura auf sie zu warten, war Enrique mit ihr gekommen. Er wollte sie nicht allein durch die Stadt gehen lassen, solange nicht eindeutig feststand, dass ihnen von Fitzsimmons, de Moulinsart und Winter keine Gefahr mehr drohte.
    Unterwegs hatten sie ein paar Utensilien eingekauft, mit denen sich Enrique zumindest für den Moment tarnen konnte. Er trug jetzt eine Baseballkappe, die er tief in die Stirn gezogen hatte, sowie einen abgewetzten Trenchcoat, hinter dessen hochgestelltem Kragen er einen Teil seines Gesichts verbergen konnte.
    An der Ecke hatte er kurz innegehalten, um die Straße auf mögliche Beobachter zu überprüfen, hatte aber niemanden entdeckt. Das musste natürlich nichts heißen. Wenn es Profis waren, dann würden sie sich nicht so leicht zu erkennen geben.
    Sie hatten fast Astartes Haus erreicht, als auf der gegenüberliegenden

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