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Das Wörterbuch des Viktor Vau

Titel: Das Wörterbuch des Viktor Vau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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fest.
    Â»Astarte«, sagte er. »Hör mir zu. Ich werde dich nicht daran hindern, das Notizbuch zu zerstören. Ich bin kein Protektor mehr, und ich bin bereit, das Risiko einer Zerstörung unserer Welt einzugehen, wenn du es willst. Aber wir sollten die Vernichtung des Wörterbuchs dokumentieren, damit wir uns die Geheimdienste vom Leib schaffen können.«
    Â»Der Junge hat recht«, mischte sich Thura ein. »Dass Viktor tot ist, dürften sie inzwischen schon wissen. Wenn sie sicher sind, dass auch das Wörterbuch zerstört ist, haben sie keinen Grund mehr, euch zu jagen.«
    Astarte gab ihre Gegenwehr auf. Enrique ließ sie los und drehte sich zu Thura. »Hast du irgendwo eine Videokamera?«
    Â»Einen Moment.« Erneut verschwand sie aus dem Raum, war aber bereits eine Minute später wieder da. In der Hand hielt sie eine Minicam, die sie Enrique gab.
    Â»Der Reißwolf allein ist nicht genug«, erklärte er. »Papierfetzen kann man rekonstruieren. Wir müssen das Notizbuch unwiderruflich vernichten.«
    Â»Feuer«, sagte Astarte. Sie zog den Mülleimer aus Metall, der neben der Küchentheke stand, in die Mitte des Raums. Thura holte aus einer Schublade ein Feuerzeug, das sie Astarte reichte.
    Enrique betätigte den Aufnahmeknopf. Astarte hielt Viktor Vaus Notizbuch vor die Linse. Sie blätterte langsam einige Seiten auf, sodass man den Inhalt erkennen konnte. Dann riss sie eine Handvoll Blätter heraus und zündete sie an. Als die Flammen das Papier zur Hälfte verzehrt hatten, warf sie sie in den Mülleimer. Enrique folgte ihr mit der Kamera.
    Sie wiederholten die Prozedur, bis alle Seiten des Notizbuchs verbrannt waren. Ohne die Kamera abzusetzen, nahm Enrique den Papierkorb auf und füllte ihn mit Wasser. Anschließend vermischte er mit seiner freien Hand das Wasser mit den verkohlten Blattfetzen, bis nur noch eine schwarze Masse übrig war. Dann erst stellte er die Kamera aus.
    Thura hatte inzwischen ein NetPad herbeigeholt und die Mailadressen der Sicherheitsdienste auf den Schirm geholt. Mit einem kurzen Tastendruck stellte sie eine Verbindung zu der Minicam her und lud das Video hoch.
    Â»So«, sagte sie. »Damit dürftet ihr vor ihnen sicher sein. Zumindest du, Astarte.« Sie legte das NetPad weg und begann wieder, den Reißwolf mit Dokumenten zu füttern.
    Â»Dein Problem mit der Polizei ist dadurch allerdings noch nicht gelöst, Enrique.«
    2.
    Marc Fellner triumphierte.
    Nachdem der Fahndungsaufruf herausgegangen war, hatte er einen Anruf von Rupert Cassell erhalten. Der Reporter hatte sich schleimig-freundlich nach dem Stand der Fahndung erkundigen wollen. Fellner hatte einfach aufgelegt.
    So ein gutes Gefühl hatte er schon lange nicht mehr verspürt.
    Sobald die Frühauflagen der Tageszeitungen mit dem Passfoto des Floristen erschienen waren, wurde das Revier mit Hinweisen überschüttet. Das meiste war der übliche Schrott: Wichtigtuer, Belohnungsjäger und Verwirrte. Aber es gab auch einige brauchbare Spuren.
    So hatte sich der Chefkellner eines Bistros gemeldet, in dem der Gesuchte offenbar gearbeitet hatte. Fellner war sofort in seinen Wagen gesprungen und zum Bistro gerast.
    Der Kellner, ein mittelalter Mann namens Christian Sonntag, war entsetzt darüber, die ganze Zeit, ohne es zu wissen, mit einem Serienmörder zusammengearbeitet zu haben.
    Â»Er kam mir von Anfang an merkwürdig vor«, berichtete er, während er mit Fellner an einem der Fenstertische saß. »Nie hat er etwas über sich erzählt, über seine Herkunft, zum Beispiel, oder über seine Familie. Freunde hatte er offenbar auch nicht. Und in der letzten Zeit wurde er immer seltsamer. Sagte seine Schichten ohne besonderen Grund ab oder verschwand plötzlich während der Arbeit.«
    Â»Das klingt alles nicht wirklich verdächtig«, erwiderte Fellner. Er mochte den Mann, der ihm gegenübersaß, nicht.
    Â»Da ist noch etwas. Er hat sich hier ein paar Mal mit einer jungen Frau getroffen. Sie arbeitet für einen meiner Stammkunden, Professor Vau. Inzwischen habe ich sie auch einige Zeit nicht mehr gesehen. Nicht, dass er ihr etwas angetan hat?«
    Â»Wissen Sie, wie die Dame heißt?«
    Sonntag legte die Stirn in Falten. »Warten Sie … Apo … Apostel … Apostolidis! Astarte Apostolidis heißt sie.«
    Fellner blickte ihn erstaunt an. »Sind Sie sicher?«
    Der

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