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Das Wörterbuch des Viktor Vau

Titel: Das Wörterbuch des Viktor Vau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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müssen über Ihr Handeln. Dann werden nicht nur Ihre Handlungen auf die Waagschale gelegt, sondern auch Ihre Motive.«
    Â»Versucht er, Sie zu missionieren, alter Junge?«, tönte Fitzsimmons von der Bar. »De Moulinsart, Sie hätten Fernsehprediger werden sollen. Dann könnten wir Sie abschalten, wann wir wollen.«
    Fitzsimmons widmete sich wieder seinem Whisky und wartete, bis die beiden anderen sich gesetzt hatten. De Moulinsart nahm seine Sonnenbrille ab und schob sie in die Brusttasche seines Jacketts. Er starrte den ZEB -Direktor an. Wenn Blicke töten könnten, dann wäre Fitzsimmons jetzt eine stattliche Leiche, dachte Joel.
    Er bestellte eine Limonade, de Moulinsart eine Cola. Sie waren um diese Stunde die einzigen Gäste in der Bar. Nachdem der Barkeeper ihnen ihre Getränke gebracht hatte, zog er sich ans andere Ende der Theke zurück.
    Fitzsimmons griff den unterbrochenen Gesprächsfaden wieder auf. »Das Schlimme bei Ihnen, de Moulinsart, ist, dass Sie wirklich daran glauben, was Ihnen über die Lippen kommt. Mir sind Leute ohne Ideale lieber, weil ich die einschätzen kann. Sie hingegen sind ein Fanatiker, und damit unterscheiden Sie sich in nichts von denjenigen, die wir zu bekämpfen haben.«
    Â»Ihre Arroganz verstellt Ihnen den Blick«, gab de Moulinsart zurück. »Nicht der Fanatismus ist das Entscheidende, sondern die Maßstäbe, nach denen man handelt. Irgendjemand hat einmal gesagt: Ein Fanatiker ist ein Mensch, der so handelt, wie er glaubt, dass Gott handeln würde, wenn Er ausreichend informiert wäre. Ich will nicht anmaßend sein, aber genau das ist meine Maxime.«
    Â»Das nennen Sie keine Anmaßung?«, lachte Winter. »Ich kenne Bischöfe, die demütiger sind als Sie!«
    Bevor de Moulinsart antworten konnte, fuhr er fort: »Meine Herren, ich schlage vor, dass Sie Ihre Auseinandersetzung auf ein anderes Mal vertagen. Wir sollten uns jetzt auf die Aufgabe konzentrieren, die vor uns liegt.«
    Â»Ganz recht.« Fitzsimmons streckte de Moulinsart die Hand entgegen. »Lassen Sie uns das Kriegsbeil für ein paar Tage begraben.«
    De Moulinsart brummte etwas Unverständliches und schlug dann unwillig ein.
    Â»Sehr schön«, strahlte Fitzsimmons und leerte sein Glas in einem Zug. Er gab dem Barkeeper ein Zeichen, der sogleich für Nachschub sorgte.
    Winter wartete, bis der Mann sich wieder entfernt hatte. »Ich bin überrascht, dass Sie beide persönlich gekommen sind. Eigentlich hatte ich eher die untergeordneten Chargen erwartet.«
    Â»Das könnte Ihnen so passen!«, höhnte de Moulinsart. »Dann hätten Sie doch freie Bahn gehabt. Mich können Sie nicht so leicht hinters Licht führen.«
    Â»Ich stimme dem Kollegen ausnahmsweise zu«, nickte Fitzsimmons. »Könnten wir jetzt vielleicht zu den Fakten kommen?«
    Winter holte Luft. »Unsere Wissenschaftler haben die Kapsel zunächst bezüglich der Materialien und Technologie untersucht. Dabei wurde festgestellt, dass keinerlei auf der Erde unbekannte Substanzen für den Bau der Kapsel verwendet wurden. Von der Form her ist die Kapsel angelehnt an die frühen Apollo-Modelle, eine Konstruktion, die schon lange nicht mehr verwendet wird. Die Qualität der Materialverarbeitung ist dabei höchst laienhaft.«
    Â»Was wollen Sie damit sagen?«, fragte de Moulinsart.
    Â»Nun, die Nieten sitzen nicht fest, und die Schweißnähte sind ungenau ausgeführt worden. Als habe jemand unter Zeitdruck etwas zusammengebastelt. Kurz, es ist unwahrscheinlich, dass diese Kapsel einen Raumflug, geschweige denn den Eintritt in die Erdatmosphäre heil überstanden hätte.«
    Â»Die Kapsel stammt also von der Erde?«, fragte Fitzsimmons.
    Â»Die Frage kann ich nicht beantworten. Dagombé ist nur ein kleines Land, und wir wissen nicht, was die Großmächte hinter den Kulissen so alles veranstalten. Ich hatte gehofft, Sie können mir dazu Auskunft geben.«
    Â»Ãœber welchen Zeitraum sprechen wir? Wie lange ist die Kapsel unterwegs gewesen?«
    Â»Nach Auskunft der Fachleute nur sehr kurz. Selbst der Start an der Spitze einer Rakete lässt immer ganz bestimmte Spuren an der Außenseite einer Kapsel zurück. Unser Exemplar ist aber völlig frei davon. Das bedeutet, dass sie eigentlich überhaupt nicht unterwegs gewesen sein kann.«
    Â»Moment mal.« De Moulinsart beugte sich vor.

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