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Das Wörterbuch des Viktor Vau

Titel: Das Wörterbuch des Viktor Vau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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»Wenn die Kapsel nicht vom Boden in die Luft befördert wurde, woher soll sie dann gekommen sein? Wollen Sie uns weismachen, sie sei aus dem Nichts aufgetaucht?«
    Â»Ich will überhaupt nichts«, sagte Winter. »Ich gebe nur wieder, was mir die Wissenschaftler berichtet haben.«
    Â»Wer weiß, welche Qualifikationen diese Leute besitzen«, brummte Fitzsimmons. »Würde mich nicht wundern, wenn die eine Raumkapsel mit einer Boje verwechseln.«
    Â»Das war unter Ihrem Niveau«, entgegnete Winter. »Wir leben schon lange nicht mehr in der Zeit, als alle Schwarzen im Baströckchen herumliefen und auf die weisen Worte des weißen Massa warteten, sofern es die überhaupt je gegeben hat. Ich schätze, Sie haben das Dossier nicht gründlich gelesen, das Ihnen Ihre Leute zusammengestellt haben?«
    Fitzsimmons nahm einen Schluck Whisky. »Vielleicht bin ich bei der Lektüre ein wenig eingedämmert. Aber Sie können einen alten Mann glücklicherweise erleuchten.«
    De Moulinsart trommelte ungeduldig auf der Theke. »Sehen Sie, Fitzsimmons, das ist Ihr Problem. Sie sind schlecht vorbereitet und stehlen anderen Leuten die Zeit. Haben Sie denn noch nie etwas vom African Space Program gehört?«
    Â»Die Initiative von zwanzig afrikanischen Staaten, die eine unabhängige afrikanische Raumfahrt zum Ziel hat«, leierte Fitzsimmons herunter. »Das weiß jeder. Aber was hat das mit unserer Kapsel zu tun?«
    Â»Dagombé ist Teil des ASP «, erklärte Winter. »Das Forschungszentrum, in dem die Kapsel jetzt steht, ist Teil dieses Programms. Zurzeit arbeiten dort etwa zwanzig Raumfahrtfachleute aus aller Welt, deren Referenzen außer Zweifel stehen.«
    Â»Soso.« Fitzsimmons leerte sein Whiskyglas. »Dann fasse ich zusammen: Wir haben eine Raumkapsel, die ihren Ursprung weder außerhalb der Erde hat noch mit einer irdischen Rakete in die Luft befördert worden ist. Die Kapsel sieht aus wie ein Space-Oldtimer und ist das Werk eines Anfängers. Von uns stammt sie nicht, denn es hat seit drei Monaten keine Raketenstarts gegeben. Und anderswo auch nicht, soviel ich weiß.«
    Â»Sie haben ausnahmsweise mal recht«, brummte de Moulinsart. »Was hat die Untersuchung des Inneren der Kapsel ergeben?«
    Â»Nichts. Keine Steuerelemente und kein Bordcomputer. Dieses Objekt ist weder theoretisch noch praktisch lenkbar. Wir haben allerdings in einer Halterung an der Wand ein Blatt Papier gefunden.«
    Â»Dieser ganze Aufwand für ein Blatt Papier?«
    Â»Offenbar. Und noch dazu ein Blatt, das mit einer Reihe von Zeichen beschrieben ist, die wir nicht entziffern können.«
    Â»Eine Fremdsprache?«
    Â»Keine der uns bekannten.«
    Â»Also doch eine Botschaft von Außerirdischen«, überlegte Fitzsimmons. »Wenn sie clever genug sind, mit uns Kontakt aufzunehmen, dann können sie vielleicht auch eine Raumkapsel auf uns unbekannte Weise zu uns befördern.«
    Â»Das alles werden wir erst wissen, wenn wir die Botschaft entschlüsselt haben«, stellte Winter fest. »Wir haben bereits, Ihr Einverständnis vorausgesetzt, die führenden Linguisten und Kryptografen aus aller Welt angefordert. Die ersten dürften morgen hier eintreffen.«
    Â»Wäre es nicht einfacher, die Botschaft zu kopieren und unsere Leute in der Heimat daran zu setzen?«, fragte de Moulinsart. »So könnten wir viel Zeit und Geld sparen.«
    Winter lächelte. »Sie wissen, wir haben beschlossen, keine Alleingänge in dieser Sache zu unternehmen. Das war eine der Vorbedingungen dafür, dass Sie überhaupt nach Dagombé einreisen durften. Alles geschieht hier oder gar nicht.«
    Â»Pech für uns, dass die Außerirdischen nicht genau gezielt haben«, sagte Fitzsimmons grimmig. Er warf einen Geldschein auf die Bar und erhob sich. »Wenn Sie mich jetzt entschuldigen wollen. Ich habe noch ein wenig zu arbeiten.«
    Auch de Moulinsart sprang auf. »Ich ebenfalls. Wann treffen wir uns?«
    Â»Um neun Uhr in der Lobby«, erwiderte Winter. »Dann zeige ich Ihnen Ihre Büros im Forschungszentrum.«
    Er begleitete seine Gäste noch zu den Fahrstühlen. De Moulinsart legte Wert darauf, nicht im selben Aufzug wie Fitzsimmons zu fahren. Nachdem die beiden endlich verschwunden waren, ließ Winter sich in einen der Ledersessel in der Lobby fallen und bestellte ein Bier. Während er den ersten Schluck die

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