Das Wolfsgen - Maximum Ride ; 2
mich einfach nicht dazu bringen, ihr zu vertrauen. Vielleicht in fünf Jahren, falls wir dann noch immer hier waren. O Gott, was für ein deprimierender Gedanke.
Aber ich hatte mich in diesen Tagen auch gefragt, ob es vielleicht doch nicht der Chip war, sondern etwas anderes. Zum Beispiel, ob Total einen Chip hatte. Oder ein anderer aus dem Schwarm. Angel? Wir wussten es einfach nicht.
Anne stand auf. »Also, ich muss ein paar Telefonate erledigen«, erklärte sie. »Das waren die letzten Eraser, die ihr sehen werdet.«
Ich lachte über ihre Naivität.
56 »Gute Nacht, Tiffany-Krystal«, sagte ich und grinste. Auch Nudge grinste. Wir legten unsere Fäuste aufeinander und tippten die Handrücken an.
»Gute Nacht«, entgegnete Nudge und legte sich auf die bequemen Kissen. »Max? Wir bleiben doch noch eine Weile, oder? Wir fliegen nicht gleich morgen weiter?«
»Nein,«, entgegnete ich ruhig. »Nicht morgen. Aber seid ständig auf der Hut, und ihr müsst euch einfügen und keinesfalls auffallen.«
»Okay, irgendwie füge ich mich recht gut ein, glaube ich. Ich habe drei Freundinnen, mit denen ich beim Lunch am selben Tisch sitze. Meine Lehrerin scheint mich zu mögen.«
»Selbstverständlich mag sie dich. Warum sollte sie nicht?« Ich küsste Nudge auf die Stirn und ging, um Angel ins Bett zu bringen.
Als ich ihre Zimmertür öffnete, sah ich, dass Anne schon da war und sie zudeckte.
»Du hattest einen langen Tag, Süße«, sagte Anne und strich Angel die Locken aus der Stirn.
»Und jetzt schlaf schön.«
»Okay«, sagte Angel.
»Und Ariel? Lass Total nicht aufs Bett! Er hat sein eigenes«, mahnte Annie.
»Ja«, meinte Angel. Ich verdrehte die Augen. Total würde auf dem Bett sein, ehe Anne fünf Schritte von der Zimmertür entfernt war.
»Gute Nacht, träumt was Schönes«, sagte Anne und stand auf.
»Lass dich nicht von den Wanzen beißen«, meinte Angel fröhlich.
Anne lächelte uns an und ging hinaus.
Total sprang aufs Bett. Angel hielt die Decke hoch, damit er drunterkriechen und den Kopf auf eine Ecke von Angels Kopfkissen legen konnte. Ich zog bei beiden die Decke hoch.
»Würde es sie umbringen, die Heizung was höher zu stellen?«, murmelte Total schläfrig. »Das ist hier ja praktisch ein Kühlschrank. Man könnte Fleisch aufhängen.«
Angel und ich grinsten uns an.
»Alles in Ordnung?«
Sie nickte. »Es war schrecklich für mich, heute die Eraser zu sehen.«
»Für mich auch. Hast du bei Ari irgendwas aufschnappen können?«
Angel dachte nach. »Dunkel. Rot. Wut. Zerrissen. Verwirrt. Er hasst uns.«
Ich runzelte die Stirn, als sie mir das grimmige Bild schilderte, das in Aris Kopf herrschte.
»Und er liebt dich. Er liebt dich sehr.«
57 Ich bemühte mich, nicht allzu sehr zu zeigen, wie schockiert ich war, als ich Angels Zimmer verließ. Du meine Güte. Ari liebte mich? Wie ein kleines Kind? Oder wie ein großer Eraser? Versuchte er deshalb immer wieder, mich zu töten? Er sollte ein paar Artikel lesen, wie man eindeutigere Signale aussendete.
Bei einem Geräusch hinter mir wirbelte ich so schnell herum, dass ich fast mit Fang zusammenprallte.
»Alle im Bett?«
Ich nickte. »Sie sind alle fix und fertig. Die Schule schlaucht sie ganz schön. Und dann natürlich die Eraser.«
»Ja, das kannst du laut sagen.«
Wir sahen Anne aus Nudges Zimmer kommen. Sie lächelte und wünschte uns stumm »Gute Nacht«. Dann ging sie nach unten. Mir wurde bewusst, dass sie der letzte Mensch war, den Nudge gesehen hatte, ehe sie einschlief, und ich knirschte mit den Zähnen.
»Lass ihnen die Freude, solang sie dauert«, sagte Fang. Mich ärgerte, dass er mich immer durchschaute.
»Sie nimmt meinen Platz ein«, erklärte ich unwillkürlich.
Fang zuckte die Schultern. »Du bist eine Kämpferin, keine Mom.«
Das saß. »Ich kann also nicht beides sein? Du hältst mich für eine miserable Mutter? Weil ich nicht mädchenhaft genug bin? Ist es das?« Ich war echt wütend, die Anspannungen des Tages entluden sich. »Nicht so wie diese Rothaarige, die an dir geklebt hat?« Ohne zu denken, versetzte ich Fang einen Stoß.
Fang nahm das ganz und gar nicht wie ein Gentleman hin. Sofort schubste er mich zurück, dass ich beinahe gegen die Wand geknallt wäre. Ich war entsetzt – nicht nur, weil ich meinen besten Freund angegriffen hatte, sondern weil ich wie eine eifersüchtige Zicke geklungen hatte. Und das war ich nicht. Überhaupt nicht.
Ich stand da, atmete schwer und spürte, wie meine
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