Das Wolkenpferd
wollte: Mein Gott, ist das peinlich ...
Marie klopfte dem Holsteiner den Hals und verzog das Gesicht. Leise, aber laut genug, dass Torsten es hören konnte, flüsterte sie:
„O je, Roaster, wir Zweibeiner sind manchmal ziemlich bescheuert. Torstens Freundin geht mich wirklich nichts an ..."
Zu ihrer Überraschung meinte Torsten lächelnd: „Freundin? Ich habe eine Freundin? Was du alles weißt..."
Wie bitte? Was sollte das denn jetzt heißen? Marie war verwirrt. Und als Torsten ihr scherzhaft einige Sekunden lang den Arm um die Schultern legte, wurde Marie noch verlegener.
„Wir müssen noch sechs Aufgaben lösen", murmelte sie schnell und fasste den Zügel fester, als wollte sie sich dadurch selbst zur Ordnung rufen.
Sie erreichten den See. Leichter Wind strich durch das trockene Schilf und bewegte die Halme. Roaster reckte seinen Hals und stellte die Ohren auf, um dem Rascheln auf die Spur zu kommen. Ein paar Mal erschrak er und sprang zur Seite. Einmal landete ein Vorderhuf direkt auf Maries Reitstiefel, aber sie ließ sich nichts anmerken. Schließlich wollte sie vor Torsten nicht wie ein Schwächling dastehen.
Obwohl sie nichts gesagt hatte, sah Torsten natürlich, dass Marie kaum auftreten konnte. Da nahm er einfach ihre Hand, als sei es das Natürlichste von der Welt. Und er ließ sie auch nicht los, als sie das raschelnde Schilfstück durchquert hatten und der Fuß wieder okay war. Marie wusste nicht, was sie denken sollte. Flirtete er mit ihr? Oder war es nur F reundlichkeit?
Marie bedauerte immer heftiger, dass Torsten eine Freundin hatte. Oder sogar zwei... wenn sie an Christina dachte. Wie lange kannte sie selbst Torsten schon? Ein Jahr? Zwei Jahre? Oder eine Ewigkeit?
Marie seufzte. Egal. Gegen zwei Freundinnen kam sie nicht an. Außerdem mussten sie sich endlich um die Rallye kümmern. Von weitem sah man schon das nächste Team näher kommen.
Am Ufer waren sechs Suchaufgaben versteckt. Fünf hatten sie nach kurzer Zeit gefunden und gelöst.
Eine Aufgabe fehlte noch. Suchend sahen die beiden sich um.
Auf einmal sagte Torsten: „Bleib mal einen Moment bei Roaster, ich glaube, ich weiß, wo Nummer sechs ist." Er verschwand in Richtung Pappelallee und kehrte erst nach fünf Minuten zurück.
„Dort drüben", er deutete auf die niedrige Pappel in der Mitte, „hängt die letzte Aufgabe."
„Warum hast du sie nicht mitgebracht?" Torsten zuckte die Schultern. „Weil auf dem Briefumschlag steht: Nur von weiblichen Reitern zu öffnen. Was ist... willst du nicht hingehen?"
Als Marie sich nicht rührte, nahm Torsten ihr einfach die Zügel aus der Hand. Da machte sie sich endlich auf zur Pappelallee.
Der weiße Briefumschlag in einer Astgabel leuchtete ihr schon entgegen. Als Marie den Brief aufriss und las, schlug ihr Herz bis zum Hals.
Denn statt einer Rallye-Aufgabe stand da: „Hi Marie, seit einer Woche helfe ich jeden Tag im Stall, um bei unserer Reitlehrerin Christina einen Stein im Brett zu haben. Ich wollte sie unbedingt überreden, dass sie dich und mich in ein Rallye-Team steckt. ES HAT GEKLAPPT! Ich würde total gern mit dir gehen, Marie. Mit meiner Freundin ist seit zwei Monaten Schluss. Grün heißt Ja, rot heißt Nein. Okay? Torsten."
Mit glühendem Gesicht ließ Marie den Brief sinken. In ihrem Kopf schwirrte ein ganzer Bienenschwarm umher. Christina ... grün ... rot... Freundin ... Es war unmöglich, einen klaren Gedanken zu fassen.
Plötzlich fühlte sie, wie jemand sie von hinten in den Arm nahm. Verwirrt drehte Marie sich um. Torsten stand mit Roaster hinter ihr.
„Ich finde, Roaster könnte eine neue Satteldecke gebrauchen", sagte Torsten. Seine Stimme klang auf einmal etwas heiser. „Was findest du schöner: grün oder rot?"
Der Holsteiner Wallach verzog das Maul, als könnte er sich ein Grinsen nicht verkneifen. Marie musste lachen und drückte ihr Gesicht in sein warmes Fell.
„Ich glaube, zu dir passt nur eine Farbe, Roaster", sagte sie glücklich und strahlte Torsten an. „Und das ist Grün ..."
Flicka, die Schneeprinzessin
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