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Das Wolkenpferd

Titel: Das Wolkenpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margot Berger
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wir heute nicht mehr zu den Pferden."
    Sie waren auf dem Weg zu Norwegens Westküste, zu den Fjorden.
    Das Schneetreiben war immer dichter geworden, seit sie morgens in Kristiansand die Fähre verlassen hatten. Seit gestern waren sie schon unterwegs. Die Reise ging zum Fjord-pferde-Ziichter Nansen in Norwegen. Annikas Vater, der in Schleswig-Holstein eine Reitschule besaß, wollte dort ein Fjordpferd abholen, einen Wallach. Die Fahrt konnte man natürlich wunderbar mit einem Kurzurlaub verbinden.
    Sie waren durch Dänemark gefahren, bis ganz nach oben, zum Städtchen Hirtshals, wo es außer Hering und nochmals Hering auch einen Hafen gab. Von dort hatte das Schiff nach Norwegen abgelegt.
    Hinten im Wagen wurde jetzt eifrig gekramt. Annikas Reiterfreundinnen Isa, Rike und Berit - alle zwölf Jahre alt - beugten sich über einen gelben Sprachführer. Dann gab es ein lautes Aufstöhnen. „Das ist Schwedisch,
    Papa! Du hast den schwedischen Reiseführer eingepackt", jammerte Annika.
    „Dann haben wir ein Problem", stellte Berit fest.
    „Die Sprachen werden ja wohl nicht so unterschiedlich sein", sagte Herr Walddorf leichthin und bog auf eine Tankstelle ein, um Scheibenwischer zu kaufen. „Vindrutetorkare", buchstabierte Annika mit dem Finger im Wörterbuch.
    Der Tankwart schaute sie fragend an. Als Annika das Wort wiederholte, lachte er nur verständnislos. Erst als Berit mit beiden Händen über die Scheiben wischte, murmelte er grinsend: „Ah - Vindusvisker", und baute neue Wischblätter ein.
    Weiter ging die Fahrt Richtung Fjorde.
    Die Mädchen drückten sich die Nasen an den Scheiben platt. Angestrengt versuchten sie etwas zu erkennen. Dicke Flocken tanzten vor dem Fenster und gaben nur ab und zu den Blick auf verschneite Felder und ein paar verstreute Blockhäuser frei, die grün, rot und gelb angestrichen waren. Ein Pferd konnten sie allerdings nicht entdecken. Dabei war Norwegen doch die Heimat der Fjordpferde. Aber die standen um diese Jahreszeit wohl auf abgelegenen Winterweiden.
    „Wollen Sie nicht zwei neue Schulpferde kaufen, Herr Walddorf? Bei Ihnen sind doch jetzt zwei Boxen frei... wo Princess nicht mehr da ist."
    Isa stellte diese Frage mindestens zum 44. Mal. Die Stute Princess, die sie bisher betreut hatte, war gerade verkauft worden, und sie wünschte sich sehnlichst ein neues Pflegepferd.
    „Das werde ich nur tun, wenn ich eine Stute treffe, die wie die Schneeprinzessin persönlich aussieht", erwiderte Annikas Vater lachend.
    Ein vierstimmiges Seufzen war zu hören.
    „Jetzt aber Schluss mit dem Thema", sagte Herr Walddorf. „Sucht lieber einen schönen Jungennamen für unseren neuen Norwegerwallach aus."
    „Till", sagte Rike ohne nachzudenken (so hieß ihr Schwarm aus der achten Klasse). Sofort schlugen Annika und Berit den Namen im Schwedischlexikon nach. Kurz darauf brachen sie in schallendes Gelächter aus.
    „Till Höger oder Till Vänster?", fragte Berit und hielt sich den Bauch vor Lachen.
    Verstört sah Rike sie an. „Wieso? Was heißt das denn?"
    „Rechts und links", antwortete Berit und wischte sich eine Lachträne aus den Augen. „Und Ben?", erkundigte Isa sich vorsichtig. „Ben ist doch schön." Ben war der Name ihres Kaninchens.
    Annika schaute unter B nach. „Es gibt nur Benbrott." Sie grinste. „Und das heißt... Knochenbruch."
    Bei der weiteren Suche kamen immer schrägere Pferdenamen zu Stande. Vor lauter Lachen bemerkten die Mädchen gar nicht, dass sie bereits zu der Hochebene hinauffuhren, auf der die Pferdefarm von Ivar Nansen lag.
    Kurze Zeit später erreichten sie den hübschen kleinen Hof. Weil die Mädchen so neugierig waren, fuhren sie gleich nach ihrer Ankunft mit einem Motorschlitten zur Winterweide hinab. Unterwegs erfuhren sie, dass der ausgesuchte Wallach längst einen Namen hatte - „Loke". Glücklicherweise konnten sich Annikas Vater und Nansen auf Englisch unterhalten. Annika hatte das schwedische Lexikon trotzdem eingesteckt.
    Die Weide war eingeschlossen von Felswänden. Von weitem zeichneten sich zwei Pferde gegen die blendende Schneefläche ab. Beide fraßen Halme aus einem großen Heuballen. Eins der Fjordies musste Loke sein.
    Als der Motorschlitten näher kam, hoben die Ponys ihre Köpfe und stellten das Kauen ein. Ihre Ohren spielten aufmerksam, neugierig blickten sie den Besuchern entgegen.
    Loke war ein Norwegerpferd, wie es im Buche steht: stämmig, mit breiter Stirn und dichter Mähne, die innen schwarz und zu den Spitzen hin weiß wurde.

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