Das Wolkenvolk 01 - Seide und Schwert
Lächelns. Was geschah nur mit ihm? Erst seine Gefühle für Mondkind, und nun war ihm Nuguas Heilung tausendmal wichtiger als der verdammte Aether für die Wolkeninsel. Er wollte nicht einmal an den Aether denken, an nichts, was damit zu tun hatte.
Langsam nickte er. Und ehe er selbst begriff, was er tat, mac h te er einen Schritt auf sie zu und küsste sie auf die Stirn.
Ein Strahlen erschien in Nuguas Augen, ungeachtet des scheußlichen Abdrucks auf ihrer Brust, ungeachtet ihres ungewissen Schicksals.
» Tut es weh? «, fragte er.
» Noch nicht. «
Wisperwind räusperte sich leise. » Die Purpurne Hand wird bald beginnen, dich zu schwächen. Ihr müsst euch beeilen. « Sie wandte sich an Niccolo. » Und wir drei – du und Feiqing und ich –, wir suchen uns den Weg zum Drachenfriedhof zu Fuß. Ich denke, dass ich ihn finden kann, auch ohne die Karte. «
Geistesabwesend sah Niccolo Li zu, der zu seinem Kranich ging und die Zügel für einen raschen Aufbruch sortierte. Das Tier krächzte leise und rieb seinen Schnabel an der Schulter des Xian.
» Und du wirst Nugua helfen, meinen Leuten den Aether zu bringen? «, fragte Niccolo.
Der Unsterbliche drehte sich um. In seinem Blick reifte eine vage Ahnung zu Gewissheit. » Heißt das, du willst nicht mitg e hen? «
Niccolo reichte ihm die Karte. » Nein. «
Wisperwind fuhr auf. » Aber, was – «
» Mondkin d «, flüsterte Nugua.
Er hob den Seidenschleier und zeigte ihnen die Schriftzeichen.
» Hilf mi r «, las Wisperwind abfällig. » Bei den Göttern, mir bricht das Herz. «
» Ich werde sie suche n «, sagte er. » Ich muss sie wiederfi n den. « Er senkte den Blick und wusste genau, was sie alle dachten. » Ich kann nicht anders … Es tut mir Leid. «
Nugua schwieg, als hätte sie bereits geahnt, was in ihm vo r ging. Wisperwind aber platzte fast vor Entrüstung. » Du willst deine Suche aufgeben? Ein ganzes Volk sterben lassen? Für sie? « Sie packte Niccolo so fest an der Schulter, dass es we h tat. » Du kannst die Verantwortung nicht auf Li abschieben! Was, wenn Mondkind ihn findet, bevor du sie findest? Wenn es ihr gelingt, ihn zu töten? Wer wird dann den Aether zu deinem Volk bringen? «
» Ic h «, sagte Nugua.
» Du? « Wisperwind geriet außer sich. » Wir wissen nicht einmal, ob du – «
» Die nächsten paar Tage überlebst. « Nuguas Miene wurde grimmig. » Ja, Wisperwind. Vielen Dank. Hätte ich das doch fast vergessen. «
Aber die Kriegerin wandte sich schon wieder an Niccolo. » Wie willst du sie suchen? Wo willst du sie suchen? «
Er sah hinüber zu Li. » Sie hat gesagt, dass sie versuchen wird, deinen Bruder Tieguai aufzuspüren. Wenn ich ihr zuvorkomme, kann ich sie vielleicht aufhalten. « Sein Blick wurde fest, als er wieder die Schwertmeisterin fixierte. » Ich weiß, dass Gutes in ihr ist. Sie fürchtet den Aether. Er zwingt sie zu all diesen Dingen. Ich kann sie überzeugen, niemanden mehr zu töten … Ve r dammt, ich weiß, dass ich das kann! «
Li legte die Zügel über den Rücken des Kranichs und sagte sehr ruhig: » Ich werde sie trotzdem töten, früher oder später. Das solltest du wissen. «
Hilflosigkeit, Trotz und nun auch noch Wut stiegen in Niccolo auf, und er riss sich mit einem Ruck von Wisperwind los. » Auf mich wird sie hören! «
» Und wie willst du sie einholen? «, fragte die Kriegerin spö t tisch. » Sie beherrscht den Federflug, und sie reitet auf einem Kranich. «
» Aber sie weiß nicht, wo sie Tieguai finden kann. « Niccolo ging zu Li hinüber, der ihm niemals riesenhafter erschienen war. » Wenn ich den direkten Weg nehmen könnte, ohne ihn erst suchen zu müssen … «
» Ich soll dir verraten, wo sich Tieguai aufhält? «
» Dann kann ich vor ihr dort sein. Und ihn warnen. «
» Er ist längst gewarnt. Auch die anderen waren es. Und es hat ihnen nicht geholfen. «
» Aber ich kann Mondkind aufhalten! Falls ich schon dort bin, wenn sie eintrifft … Mir wird sie zuhören! «
Der Unsterbliche schaute zurück zu den anderen, von der aufgebrachten Wisperwind über Feiqing, der niedergeschlagen dastand und auf seine Füße starrte, bis hin zu Nugua. Niccolo folgte seinem Blick und konnte nicht fassen, wie tapfer sie war. Schweigend nickte sie dem Xian zu.
» Gu t «, sagte Li. Dann verriet er Niccolo, wo er den Einsiedler Tieguai finden konnte und wie er auf dem schnellsten Weg dorthin gelangen konnte. Es war ein Fußmarsch von mehreren Tagen, beschwerlich, aber zu
Weitere Kostenlose Bücher