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Das Wolkenvolk 02 - Lanze und Licht

Titel: Das Wolkenvolk 02 - Lanze und Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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kompliziert. «
    » Du hast Li aufgefressen} « Wisperwinds Handknöchel schimmerten weiß, als sich ihre Faust noch fester um den Schwertgriff zusammenzog.
    » Das war Teil unseres Handels. «
    » Was ist mit dem Mädchen? «, entfuhr es Feiqing. » Was hast du ihr angetan? «
    » Sie ist auf dem Kranich unterwegs zu den Drachen. «
    Feiqing beugte sich an Wisperwinds Ohr. » Glaubst du ihm das? «
    Achselzuckend runzelte sie die Stirn.
    » Ihr Name ist Nugu a «, dröhnte die Stimme des Unsterbl i chen. » Sie trägt das Mal der Purpurnen Hand. Nun sucht sie die Drachen, damit sie ihr Leben retten … und aus anderen Grü n den. Was wollt ihr noch hören, damit ihr mir glaubt, dass es wirklich Li ist, der zu euch spricht? «
    Wisperwind holte tief Luft. » Vielleicht bist du Li. Jedenfalls besitzt du sein Wissen. Und du siehst aus wie er. «
    Ein Vibrieren lief durch die Oberfläche des mächtigen G e sichts, wie eine sanfte Erschütterung unter Treibsand.
    Feiqings Zähne klapperten. » Willst du uns auch fressen? «
    » Nein. «
    » Was dann? «
    » Ich will euch helfen. «
    Wisperwind und Feiqing wechselten einen Blick . Schließlich wandte sich die Schwertkämpferin gefasst zurück zum Seele n schlund.
    » Erzähl uns alles, was geschehen ist. «
     
    DRACHENZAUBER
     
    F eiqing lehnte an den Felsen und hatte die Arme vor der Drachenbrust verschränkt – das war nicht einfach, weil seine Brust so breit und seine Arme zu kurz waren.
    Ihm gefiel immer weniger, was er da hörte. Nur die Nachricht, dass sich Nugua auf dem Weg in die Himmelsberge befand, unterwegs zum Versteck der Drachen, beruhigte ihn ein wenig. Wobei ihn die Vorstellung, dass das geschwächte Mädchen ganz allein eine Reise von tausenden Kilometern unternahm, nicht gerade hoffnungsvoll stimmte. Mit jedem Tag verlor sie an Kraft, während sich der Griff der Purpurnen Hand immer fester um ihr Herz schloss. Sie würde mit Mühe und Not in den Himmelsbe r gen ankommen, wenn überhaupt, und die Götter mochten geben, dass sie unterwegs von nichts und niemandem aufgehalten wurde. Jeder Tag, jede Stunde zählte.
    » Ich bin Li «, sagte das Wesen zu guter Letzt – und nicht zum ersten Mal. » Die Versuchung, einen Xian zu verschlingen, war zu groß für den Seelenschlund. Aber er hat die Macht der Unsterblichen unterschätzt. Ich bin stärker als er, selbst jetzt noch. Ich kann sein Bewusstsein nicht völlig auslöschen, aber ich kann es zurückdrängen so gut es eben geht. Vielleicht nicht für immer. Ganz sicher aber liege ich ihm schwer im Magen. «
    » Heißt das, du … ähm, Li … kontrollierst jetzt den Körper des Seelenschlunds? «, fragte Feiqing.
    » Jetzt in diesem Augenblick – ja. Aber ich bin nicht sicher, wie lange ich ihn in seinem eigenen Leib unterdrücken kann. Ich fürchte, dieser Zustand wird nicht von Dauer sein. Selbst jetzt schleichen sich seine Gedanken zwischen meine. Bei den Göttern, seine Trübsal ist schwerer zu ertragen als Zahnschme r zen! «
    Wisperwind kräuselte die Stirn. » Der Seelenschlund ist schwermütig? «
    » Er ist älter als alle Xian zusammen, und er hat in all der Zeit mehr Kreaturen verschlungen, als wir zählen könnten. Minde s tens ein Exemplar fast jeder Art, jeder Gattung, die jemals gelebt hat, ganz gleich ob Mensch oder Tier oder Zauberwesen. Alle Seelen, alle Kenntnisse dieser Wesen sind in seinem Körper gefangen. Sein Ziel war es immer, das gesamte Wissen des Universums in sich zu vereinen. Er mag aussehen wie ein Ungeheuer, aber das ist er nicht. Irgendwo unter dieser scheußl i chen Schale steckt ein Philosoph auf der Suche nach der letzten Wahrheit. Aber die kann ihm nicht einmal ein Xian verraten . Und, was noch schlimmer ist, der Seelenschlund hat eingesehen, dass seine Sammlung von Seelen niemals vollständig sein kann – überall auf der Welt entsteht das Leben zu jeder Zeit viel schneller, als er es verschlingen kann. «
    Die Schwertmeisterin saß auf einem Felsen, hatte die Arme verschränkt und starrte brütend auf das Riesengesicht des Xian. » Du hast gesagt, du willst uns helfen. «
    » So ist es. «
    » Wie? «
    » Zum einen habe ich euch bereits verraten, wo ihr die Drachen finden könnt – in den Dongtian der Himmelsberge, in den Heiligen Grotten. Aber ihr seid nicht nur deswegen hier. Nicht wahr, Feiqing? «
    » Der Wächterdrache! «, platzte er aufgeregt heraus . » Du weißt jetzt alles, was er weiß? «
    Die riesigen Mundwinkel zuckten einmal, erstarrten dann wieder.

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