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Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant

Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant

Titel: Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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beiseite. Einige aber erreich-ten ihr Ziel und mindestens zwei bohrten sich durch die Schuppen in seinen Körper.
    Der Drache brüllte auf. Der Laut ging Nugua durch Mark und Bein. Sie hatte während der vergangenen Stunden - oder waren es Tage? - zu viele Drachen sterben sehen. Hass auf Mondkind packte sie.
    Xixati musste leben! Er musste beenden, was er begonnen hatte.
    Jemand musste das tun.
    Sie rannte los, aufwärts und abwärts über die grausigen Überreste der Schlacht, bis sie den unteren Rand des Herzens erreichte. Groß wie eine Feste erhob es sich über ihr. Nicht nur die Grottenwände wuchsen auf den Lebensmuskel des Ur-Riesen zu, auch der Boden wucherte als unförmiger Wall daran empor. Nugua musste ein kleines Stück nach oben klettern, ehe sie schließlich unmittelbar vor der schwarzen Muskelwand stand. Aus der Nähe sah sie aus wie mit Pech übergössen.
    Nugua zögerte nicht. Mit aller Kraft stieß sie die Lanze vor.
    Der Aufprall fuhr ihr schmerzhaft durch alle Glieder. Die Außenhaut war zu fest. Die Götterwaffe, die doch selbst Fels und Drachenschuppen spalten konnte, glitt von Pangus Herz ab, als wäre es noch immer aus reinem Diamant.
    Niccolo erschien neben ihr, nun mit einem Funken neuer Entschlossenheit im Blick. Er riss Silberdorn vom Rücken und rammte das Schwert gegen die Herzwand.
    Nichts geschah. Die Klinge ritzte die Panzerhaut, aber auch seine Kraft reichte nicht aus, um das Schwert noch tiefer hineinzutreiben.
    Nugua stolperte rückwärts, bis sie wieder zu der Stelle aufblicken konnte, an der Xixatis Fänge eine Wunde in das Herz gerissen hatte.
    »Ich gehe da hoch«, rief sie. »Vielleicht kann ich die Lanze in die offene Wunde stoßen.« Yaozi hatte weder bejaht noch abgestritten, dass die Waffe gegen Pangu etwas ausrichten würde. Die Tatsache, dass selbst der weiseste unter den Drachen vor dieser Möglichkeit kapitulieren musste, verunsicherte sie.
    Die dünne Luft im Inneren des Riesen machte das Atmen immer schwerer und sie wusste sehr wohl, dass ein Aufstieg über die schräg gespannten Adern ein tollkühnes Unterfangen war. Erst recht, solange sich diese beiden dort oben bekämpften. Aber plötzlich war da wieder etwas Wildes, Ungezähmtes in ihr und, bei allen Göttern, sie fühlte sich gut dabei.
    Sie schenkte Niccolo einen kurzen Blick und rechnete schon damit, dass er sie aufzuhalten versuchte. Stattdessen aber nickte er nur. »Ich komme mit dir.«
    Da konnte sie nicht anders: Sie lächelte, umarmte ihn ein zweites Mal, und noch bevor er sich entscheiden konnte, ob er die Geste erwidern sollte, war sie schon wieder fort von ihm und stürmte los. Aus dem Augenwinkel sah sie, dass er ihr folgte.
    Über ihnen stießen Mondkind und Xixati erneut aufeinander. Drachengebrüll mischte sich mit einem zornigen Aufschrei des Mädchens. Bislang hatte Mondkind entweder keine Gelegenheit oder nicht genug Kraft gehabt, um ihre magischen Gesänge einzusetzen, und Xixati schien darauf bedacht zu sein, es nicht so weit kommen zu lassen. Sein elastischer Drachenschwanz peitschte in ihre Richtung, fegte einen Schutzschild aus hastig verflochtener Seide beiseite und traf sie mit mörderischer Wucht. Mondkind heulte auf, stieg taumelnd weiter nach oben und setzte ihrerseits zu einer weiteren Attacke an. Sogleich formierte sich ein Schwärm wehender Seidenlanzen, erstarrte im Flug und raste auf Xixati zu. Erneut stießen weiße Spitzen durch seinen Panzer, bohrten sich tief in sein Fleisch.
    Der Drache schrie ohrenbetäubend auf. Die Ader, über die Nugua nach oben kletterte, vibrierte. Niccolo, der ein paar Schritt hinter ihr war, verharrte plötzlich, das Gesicht in die Höhe gerichtet.
    Xixati schwankte in der Luft, durchbohrt von einem halben Dutzend Seidenbänder, während Mondkind ein schrilles Triumphgeheul ausstieß, kaum menschlicher als das Brüllen des Drachen. Zum ersten Mal sah Nugua das weiße Glühen in den Augen der Xian-Schülerin und sie ahnte, dass es für Mondkind kein Zurück mehr gab. Sie war eins mit dem Aether.
    Xixati geriet ins Trudeln, sackte schlagartig abwärts -und zog Mondkind mit sich, die nicht schnell genug die Seidenbänder zurückreißen konnte. Sie verlor das Gleichgewicht und stürzte mit dem Drachen in die Tiefe. Beide prallten auf weitere Stränge, dumpfe Schläge, die sie von allen Seiten trafen, rutschten ab und fielen weiter.
    Ohne die Lanze loszulassen, ließ sich Nugua auf den Bauch fallen und schlang beide Arme um die Ader. Xixa-tis glühende

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