Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant

Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant

Titel: Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
Vom Netzwerk:
und wirbelnden Seidenbändern, lieferten sich Mondkind und Xixati einen verbissenen Kampf. Die dunklen Stränge, die sich vom Herz aus zu den Wänden spannten, verdeckten viel von dem, was geschah. Bernsteinlicht flirrte über die Adern. Groteske Schatten wuchsen ins Gigantische und zogen sich blitzartig wieder zusammen.
    Xixati war klein für einen Drachen, aber selbst er hatte Mühe, sich in dem Gewirr aus Venen und Arterien frei zu bewegen. Immer wieder prallte er gegen die straff gespannten Stränge oder verwickelte sich in ihnen mit den Windungen seines Schlangenleibs.
    Mondkind hätte es leichter haben müssen. Sie war schlank, ungeheuer flink und beherrschte den Federflug in Perfektion. Doch selbst Nugua bemerkte, dass die einstige Xian-Schülerin angeschlagen war. Die Nachwirkungen des Heilschlafs machten sie unsicher, die Wunde in ihrer Seite bereitete ihr augenscheinlich Schmerzen. Ein Hieb von Xixatis Schwanzspitze, dem sie im Vollbesitz ihrer Kräfte mühelos ausgewichen wäre, erwischte sie jetzt am Rücken und schleuderte sie in einer flatternden Flut aus Seide gegen die Wand. Sie schrie wutentbrannt auf, als sie von der weichen Oberfläche abprallte und mit einem Aderstrang kollidierte. Seidenbänder schössen nach oben, schlängelten sich blitzschnell um eine zweite Ader und bewahrten sie vor einem Absturz. Trotzdem hing sie sekundenlang benommen inmitten ihres wehenden Seidennests. Xixati nutzte die Gelegenheit, um seine eigenen Körperschlingen zu sortieren und auf einem der breiteren  Stränge zu landen, unweit der Stelle, wo seine Kiefer eine tiefe Wunde in das Herz des Ur-Riesen gerissen hatten.
    Nugua stürmte auf Niccolo zu, rief seinen Namen und sah im Näherkommen, wie er sich zu ihr umdrehte.
    »Nugua?« Seine Augen weiteten sich vor Erstaunen und da fiel ihr ein, dass sie nach all der Zeit in Yaozis Drachenmaul einen furchtbaren Anblick bieten musste. Ihre Kleidung starrte vor Drachenspeichel und dem Dreck der Tunnel. Vermutlich erkannte er sie eher an Lis Schaufellanze als an ihrem Gesicht; als sie ihn anlächelte, fühlte sie, wie ein Schmutzpanzer auf ihren Zügen zerbröckelte.
    Auch Niccolo sah mitgenommen aus. Er war über und über mit getrocknetem Jurublut besudelt, seine Kleidung war so steif wie die ihre und er schien eine ganze Reihe Kratzer und Schnitte davongetragen zu haben. Ein dunkler Striemen auf seiner Wange würde zu einer Narbe werden, falls noch Gelegenheit dazu blieb.
    »Ich bin so froh, dass du lebst!«, stieß sie aus und fiel ihm um den Hals, ungeachtet dessen, was um sie herum geschah. Für einen Moment überwog ihre Erleichterung alles andere, und erst als sie spürte, dass Niccolo die Umarmung nicht erwiderte, ließ sie von ihm ab. Sie nahm es ihm nicht übel. Sie verstand, was er gerade durchmachte.
    Es war leicht, sich zurechtzulegen, was hier geschehen war und warum Mondkind gegen den Drachen kämpfte. Xixati hatte den Befehl bekommen, Pangus Herz und damit den Aether zu zerstören. Mondkind versuchte ihn aufzuhalten. Die Fronten waren klar gezogen - nur dass niemand dabei Rücksicht auf Niccolo genommen hatte, der aussah, als suche er inmitten all dieses Chaos nach irgendeinem Halt, einer Orientierung.
    »Sie ...«, begann er und ließ dann für einen Augenblick den Kopf hängen.
    »Der Aether?«, fragte Nugua knapp und gab sich selbst die Antwort: »Natürlich der Aether.« Mit der Lanze deutete sie auf Mondkind, die gerade mit einem grazilen Sprung auf einer Ader oberhalb von Xixati landete. »Kannst du sie aufhalten?«
    Niccolo stand da, blickte von Nugua zu dem Mädchen in den Seidengewändern hinauf und schüttelte schließlich den Kopf. »Sie hört nicht auf mich. Sie ... ist nicht mehr sie selbst, glaube ich.«
    Nugua blickte am Körper des Drachen entlang zur Muskelwand des Riesenherzens. Die Stelle, an der Xixa-tis Kiefer und Krallen die feste Außenhaut aufgerissen hatten, war deutlich zu erkennen. Schwarze Flüssigkeit troff vom Rand der Wunde zwanzig Meter in die Tiefe.
    »Das reicht nicht, um ihn zu töten«, brachte sie gepresst hervor.
    Niccolo rief einmal mehr Mondkinds Namen, aber sie schien ihn nicht zu hören. Stattdessen schleuderte sie eine ganze Armada weißer Seidenbänder auf den Drachen. Sie verfestigten sich in der Luft und wurden zu messerscharfen Lanzen. Xixati glitt von dem Aderstrang ins Leere, wellte sich im Flug auf und ab und schlug zugleich mit einer Drehung seiner Schwanzspitze einen Großteil der mörderischen Seidenbahnen

Weitere Kostenlose Bücher