Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant

Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant

Titel: Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
Vom Netzwerk:
obwohl auch Guo Lao erschöpft wirkte, war Mondkind auf Dauer keine ernst zu nehmende Gegnerin für ihn.
    »Nugua!«
    Sie fuhr herum und sah Niccolo über den vibrierenden Aderstrang auf sich zukommen. Er musste sich schon vor einer Weile an den Aufstieg gemacht haben. Darum also hatte sie ihn unten nicht mehr gesehen! Ihr Herz machte einen Sprung, als sie begriff, was das bedeutete.
    »Sie ... sie hat Xixati umgebracht«, brachte er atemlos hervor. Schweiß hatte helle Bahnen in das Jurublut auf seinem Gesicht gezogen. »Sie hätte ... das nicht tun dürfen ...«
    »Das Schwert!« Sie deutete auf Silberdorn auf seinem Rücken. »Schnell!«
    Er nickte abgehackt, zog die Klinge und blickte auf die Lanze und die dunklen Verästelungen in der Herzwunde. »Wird es etwas bewirken?«
    »Die Frage ist, ob es genug bewirkt.«
    Er packte den Schwertgriff mit beiden Händen und kam näher. Auf dem schmalen, zitternden Strang war nicht genug Platz für sie beide nebeneinander und so verloren sie wertvolle Sekunden, als sie sich unbeholfen aneinander vorbeidrückten; dabei berührten sich ihre Wangen.
    Endlich stand Niccolo neben dem bebenden Lanzenschaft und richtete die Schwertklinge auf das Innere der Wunde.
    Ein Heulen brauste zu ihnen herauf, gefolgt von den beiden Kämpfern, die im Federflug steil nach oben stiegen. Sie schwebten frei zwischen den Adern des Riesen und keiner machte mehr den Versuch, auf einer der schwankenden Röhren zu landen. Mondkinds Seidenbänder fingen einmal mehr Guo Laos Schwert ab und drohten ihm die Waffe zu entreißen, als er die Klinge unverhofft rotieren ließ und ein halbes Dutzend der weißen Seidententakel in Stücke schnitt. Mondkind schrie auf, während die abgetrennten Enden zu weißem Rauch verdampften und die Reste sich schutzsuchend unter ihrem Kleid verkrochen.
    Nugua blickte wieder zu Niccolo, der das Duell mit aufgerissenen Augen verfolgte. Sie packte ihn an der Schulter und brüllte, um den Lärm des Duells zu übertönen: »Benutz jetzt das Schwert, Niccolo!«
    »Er wird sie umbringen!«
    »Stoß Silberdorn in die Wunde!«
    »Sie -«
    »Jetzt!«
    Mondkind stieg noch höher, bis sie auf einer Höhe mit Niccolo und Nugua war, keine zehn Meter mehr entfernt.
    Guo Lao rauschte hinter ihr her, stieß Phönixfeder auf sie zu, doch sie entkam ein weiteres Mal. Neue Seidenbänder lösten sich aus ihren wallenden Gewändern.
    »Niccolo!«, schrie Nugua. »Bitte!«
    Er schloss die Augen, drehte sich um - und stieß Silberdorn bis zum Heft in das weiße Herzfleisch des Ur-Riesen.
    Ein monströses Grollen ertönte aus allen Richtungen zugleich, unmittelbar nachdem die Klinge in Pangus Herz verschwunden war. Die Adern gerieten in noch stärkere Bewegung, einige zerrissen, tobten umher und versprühten glitzerndes Sekret über die Höhlenwände. Die schwarzen Verästelungen, die Nuguas Lanzenstoß hervorgerufen hatte, wurden nicht länger eingedämmt: Schlagartig breiteten sie sich über die gesamte Wunde aus, vereinigten sich mit dem zweiten Fäulnisfleck rund um Silberdorn und krochen unter die schwarze Panzerhaut des Riesenherzens. Das kristallisierte Fleisch verkochte zu einer Blasen werfenden Masse.
    Die Ader, auf der Nugua und Niccolo standen, bäumte sich auf. Nugua stürzte, klammerte sich fest, rutschte ab und fiel erneut - jetzt ins Leere. Elastische Aderstränge bremsten ihren. Fall, sie prallte von einem ab, wurde schreiend gegen einen anderen geschleudert, bekam schließlich einen dritten zu fassen. Panisch hielt sie sich fest, zog die Beine an, verschränkte sie um den Strang und blieb keuchend an der Unterseite hängen.
    Ein ganzes Stück über ihr baumelte Niccolo. Die Ader, an die er sich klammerte, zuckte und sträubte sich, riss schließlich von der Wand los und peitschte umher. Das war sein Glück, denn er glitt daran abwärts, wurde aber durch die Bewegungen des Strangs nicht schnell genug, dass er sich beim Aufprall alle Knochen gebrochen hätte. Erst zwei Meter über dem Boden verlor er schließlich den Halt, schlug mit einem Stöhnen auf, hob aber gleich wieder den Kopf.
    Nugua baumelte noch immer drei Mannslängen über dem Höhlenboden. Über ihr zerplatzten weitere Adern. Aus der Wunde in Pangus Herz drangen scheußliche Laute, während das Innere immer rascher von Fäulnis verzehrt wurde. Der titanische Muskelbalg pulsierte schneller, sein Wummern wurde zu einem trommelnden Crescendo.
    »Lass dich los!«, brüllte Niccolo zu ihr herauf.
    »Und dann?«
    »Ich fang

Weitere Kostenlose Bücher