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Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant

Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant

Titel: Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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dich auf!«
    »Nicht aus dieser Höhe!«
    »Du musst es versuchen!«
    Irgendwo schräg über ihr, außerhalb ihres Blickfelds, schrie Guo Lao auf, aber sie erkannte nicht, ob aus Schmerz oder Triumph. Die Adern, die noch nicht gerissen waren, bäumten sich immer heftiger auf. Der Herzschlag des Ur-Riesen jagte.
    Sie schloss die Augen. Löste erst den Klammergriff ihrer Beine. Dann ihre Hände.
    Der Sturz selbst verschwand noch im selben Augenblick aus ihrer Erinnerung. Das Nächste, was sie spürte, war ein entsetzlicher Aufprall, der durch irgendetwas gebremst wurde - zum einen durch Niccolo, der sie tatsächlich mit seinem ganzen Körper auffing, zum anderen durch den weichen Höhlenboden, der wie verfaultes Laub unter ihnen nachgab, sich elastisch nach innen bog und sie dann wieder aufwärtsschleuderte. Beide brüllten, als sie abermals durch die Luft segelten und aufkamen, diesmal weit weniger heftig.
    Als Nugua die Augen öffnete, lag sie neben Xixati. Sein Drachenschädel ruhte leblos auf der Seite, seine Augen waren geschlossen, das Maul stand einen Spalt weit offen. Die Wunde in seiner Kehle, aus der Niccolo das Schwert gezogen hatte, sah winzig, fast harmlos aus; das machte die Tatsache, dass er tot war, noch unfassbarer.
    Niccolo hockte auf den Knien, hielt sich den linken Arm und hatte den Kopf in den Nacken gelegt. Durch seine Maske aus Jurublut, Tränen und Schweiß starrte er hinauf in das Gewirr der peitschenden, tobenden Adern.
    Nugua folgte seinem Blick gerade noch rechtzeitig, um das Ende des Duells mitanzusehen.
    Über Mondkinds Wunde war das Seidengewand aufgerissen und entblößte ihre helle, blutverschmierte Haut. Sie hatte die Arme weit geöffnet und lenkte alle verbliebene Kraft in eine finale Attacke gegen Guo Lao. Der Unsterbliche erkannte, was ihm bevorstand, und reagierte um eine Winzigkeit schneller als seine Gegnerin.
    Als ein Rammsporn aus Seidenlanzen auf den Xian zuraste, hatte Phönixfeder bereits seine Hand verlassen. Wie ein Speer schnitt die rasiermesserscharfe Klinge durch das Zentrum des Seidenschwarms, ohne ihn aufhalten zu können.
    Beide Waffen trafen ins Ziel.
    Die Seide durchbohrte Guo Laos Körper und trat an der Rückseite aus; dort öffnete sich das Geflecht zu einer Tentakelmasse, die nach den Schultern des Unsterblichen griff, seine Oberarme packte und beide brutal nach hinten riss. Ein scharfes Knacken schnitt durch das Getöse.
    Mondkind war schon einen Herzschlag früher getroffen worden. Phönixfeders Klinge glitt ohne jeden Widerstand in ihre Brust, beinahe zärtlich.
    Niccolo heulte auf.
    Auch Guo Lao brüllte, verstummte aber schon nach wenigen Augenblicken, erschlaffte und stürzte in die Tiefe.
    Mondkind jedoch schwebte weiterhin dort oben, am Ende einer straff gespannten Bahn aus Seidenbändern, die hinab zum leblosen Guo Lao am Boden reichten. Sie hatte noch immer die Arme gespreizt, so als hätte sie das Schwert willkommen geheißen. Die Waffe war bis zum Griff in ihren Körper gedrungen. In ihrem Rücken wirbelte ein ganzer Strauß von Seidenbändern, in deren Mitte die Klinge blitzte.
    Mondkind lächelte.
    Nugua taumelte auf die Füße und packte Niccolo am Arm. »Komm, wir müssen hier weg!«
    Ihm blieb keine Gelegenheit mehr zum Abschied, zu einer letzten Berührung. Mondkind trieb zu hoch oben in der Luft, am Ende des gespannten Seidenstrangs wie ein Papierdrachen an seiner Schnur; sie schwebte auf Strömungen, die wie unsichtbare Fangarme aus Pangus Herzwunde tasteten und die zerrissenen Aderstränge einen tollwütigen Tanz vollführen ließen.
    Nugua riss Niccolo mit sich. Nach drei, vier Schritten folgte er ihr aus eigener Kraft, taumelnd wie in Trance.
    Der Riesenkranich des Xian krächzte aufgeregt, als sie ihn erreichten. Mit letzter Kraft schoben und zogen sie sich gegenseitig in den Sattel.
    Als der Vogel sie davontrug, sah Nugua noch einmal über die Schulter zurück zur schwebenden Mondkind mit ihren geöffneten Armen, dem Schwert in der Brust, dem erleichterten Lächeln auf blutleeren Lippen.
    Das Feuer in ihren Augen glühte ein letztes Mal auf und erlosch.

Der Weg in den Himmel
    Niccolo spürte den Tod in sich.
    Während der Kranich sie durch die dunklen Fleischtunnel des Ur-Riesen trug, einem Ausgang entgegen, von dem sie nicht wussten, ob er überhaupt noch existierte, horchte Niccolo auf das Sterben in seinem Inneren - ein Spiegelbild dessen, was um ihn geschah. Der Verfall in Pan-gus Herz breitete sich aus wie ein schwarzer

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