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Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant

Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant

Titel: Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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gerechnet. Sein gebogenes Langmesser schimmerte im Mondschein, als er es blankzog. »Stellen wir uns ihnen. Ich bin es leid, vor ihnen davonzulaufen.«
    Wisperwind schüttelte energisch den Kopf. »Nicht hier. Oben auf dem Pass sind unsere Chancen besser.«
    »Woher willst du das wissen? Du warst noch nie dort.«
    »Vertrau mir. Ich kenne mich aus mit Kämpfen in der Wildnis.«
    »Da hat sie Recht!«, ereiferte sich Feiqing. »Sie weiß genau, wovon sie redet.«
    Wisperwind war sicher, dass er das nur sagte, weil er jede Art von Kampf vermeiden wollte - zumindest solange er selbst daran beteiligt war - und weil der Weg zum Pass einen weiteren Aufschub bedeutete. Dabei wussten sie alle, auch er, dass sie einer Konfrontation mit den Juru nicht entgehen konnten. Die Felsenwesen bewegten sich im Gebirge mit traumwandlerischer Sicherheit, auch die Dunkelheit hielt sie nicht auf. Und dass Wisperwind und die anderen von Kopf bis Fuß mit gefrorenem Jurublut besudelt waren, machte es nicht gerade leichter, ihrer Witterung zu entkommen.
    Kangan wechselte einen Blick mit den beiden verletzten Soldaten. Tung hatte während der Schlacht im Wrack einen Stich in den Bauch abbekommen, nicht tief genug, um ihn tödlich zu verwunden, aber ganz gewiss schmerzhaft und auf Dauer wohl auch lebensbedrohlich, wenn die Wunde unter diesen Strapazen ein ums andere Mal aufbrach. Seinem Gefährten Lau hatte ein Jurustachel den linken Ellbogen zerschmettert, der Arm baumelte nutzlos an seiner Seite und würde ihn zu einer leichten Beute für ihre Gegner machen.
    »Wie du meinst«, sagte der Hauptmann. »Klettern wir weiter.« Kangan hatte an diesem Tag bereits zu viele Männer und Frauen verloren, um leichtfertig ein weiteres Leben aufs Spiel zu setzen.
    Schweigend bewegten sie sich weiter den Berg hinauf. Sie alle hofften, dass sie jenseits des Passes wieder die Flotte der Geheimen Händler erblicken würden. Das hätte die Heiligen Grotten der Drachen zumindest in sichtbare Nähe gerückt. Falls dort drüben aber nur ein weiteres leeres Tal lag und noch eine Kette schwindelerregender Felsenzähne, war ihr Schicksal besiegelt. Dann sprach nichts mehr dagegen, den Juru ein letztes, tödliches Gefecht zu liefern. So oder so, das eine würde sie ebenso zu einem guten Kampf anspornen wie das andere. Allein deshalb schon machte es Sinn, das Aufeinandertreffen mit den Felsenwesen auf den Pass zu verlegen.
    Der Mond war bereits ein gutes Stück weitergezogen, als rechts und links von ihnen Felswände in die Höhe ragten. Endlich - der Einschnitt zwischen den Gipfeln. Wie weit er reichte, ehe es wieder abwärtsging, war in der Düsternis nicht zu erkennen. Auch ob sich die Flotte vor ihnen befand oder längst außer Sichtweite war, blieb ungewiss.
    Mit einem leisen Fluch blickte Wisperwind zurück, den mondbeschienenen Hang hinab. Die Schattierungen aus Grau und tiefem Schwarz, die den Berg überzogen, machten es nahezu unmöglich, ihre Verfolger auszumachen. Ihr Blick wanderte weiter bis zum Gletscher, der sich als heller Strang von Westen nach Osten durch ihr Sichtfeld zog. Das Wrack des zerstörten Gildenschiffs war nicht mehr zu erkennen, was vermutlich eher am diffusen Mondlicht als an der zurückgelegten Entfernung lag. Trotzdem war die Strecke, die sie bewältigt hatten, unter den gegebenen Umständen beachtlich. Die beiden Verwundeten hatten ein erstaunliches Durchhaltevermögen an den Tag gelegt, ganz zu schweigen von Feiqing, dessen Rattendrachenkörper für Märsche wie diesen nun wahrlich nicht geschaffen war.
    Er murmelte etwas, das verdächtig nach »Graupen« klang, und sogleich blieb ihr das Lob im Hals stecken. Mit aufeinandergepressten Lippen lief sie weiter, tiefer in die schartige Kerbe zwischen den Bergen hinein.
    Nach einigen Minuten hielt Kangan sie am Arm zurück. »Sie sind jetzt direkt hinter uns«, flüsterte er. »Manchmal kann ich sie vor den Sternen sehen.« »Ich weiß. Ich höre sie schon die ganze Zeit.«
    »Dann lass uns jetzt kämpfen.«
    »Nicht bevor wir nicht sehen, was auf der anderen Seite liegt. Ich will wissen, ob ich für die Aussicht auf unsere Rettung kämpfe oder aber um so viele von ihnen wie möglich umzubringen, bevor sie auch mich töten.«
    Im Mondlicht blitzte Verwunderung in seinen Eulenaugen. »Was hat dich nur zu dem gemacht, was du bist?«
    »Es muss dir nicht gefallen«, gab sie zurück, aber ihr Achselzucken war nicht ganz aufrichtig.
    »Vielleicht wäre es besser, wenn es das nicht

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