Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant
täte.«
Feiqing räusperte sich lautstark. Er rang die dickfingri-gen Hände vor seinem Bauch und peitschte mit dem Drachenschwanz lose Eiskristalle vom Boden. »Ich will euch ja nicht die Laune verderben, aber ist es möglich, dass das da vorn ... ähm, brennende Luftschiffe sind?«
Wisperwind wirbelte herum und starrte den Pass entlang nach Süden. Kangan machte einen Schritt um sie herum und folgte den Blicken der beiden. Auch die Soldaten starrten zur anderen Seite der Berge.
Die v-förmige Kerbe zwischen den Gipfeln war nicht länger nur von Nacht und Sternen erfüllt. Im Südwesten glühten ferne Feuer in der Finsternis, weit jenseits der Berge inmitten des Nachthimmels.
»Eine Schlacht«, raunte Kangan. »Es hat also begonnen.«
»Diese Narren haben tatsächlich die Drachen angegriffen?«, stieß Wisperwind aus. »Das ist Irrsinn!«
»Das ist die eine Möglichkeit«, knurrte der Hauptmann. »Die andere ist, dass sie sich gegenseitig bekämpfen. Geheime Händler führen Krieg gegen Geheime Händler.«
»Und auf welcher Seite kämpft die Abendstern}«
Sein Kopf ruckte herum. Die plötzliche Wut in seinen Augen erschreckte sie. Dann aber sackten seine Schultern kaum merklich nach unten. »Ich weiß es nicht. Xu ist... Er wird das tun, was das Beste für die Menschen an Bord ist.«
»Das Beste für die Menschen ist, den Drachen Zeit zu verschaffen.«
»Womöglich sieht er das genauso. Unterschätze ihn nicht. Xu ist ein guter Gildenmeister, der beste unter den fünf Kapitänen der Flotte. Die Abendstern ist nicht ohne Grund unser Flaggschiff.«
Feiqing plapperte los, ohne nachzudenken: »Und wenn sie es ist, die da brennt?«
Kangan sah aus, als wollte er dem Rattendrachen an die Gurgel gehen. »Ist es das, was du wünschst, Feiqing? Dann hätte ich mich in dir getäuscht und in dir steckt doch mehr von einem Verräter, als ich angenommen hatte!«
»Ich wollte doch nur -«
»Hauptmann!«, rief mit einem Mal Lau und wedelte mit seinem unverletzten Arm. »Sie kommen!«
Wisperwind hatte Jadestachel schon vor einer Weile vom Rücken gezogen. Das Götterschwert schien mit ihrer Hand zu verwachsen wie die Hornstachel der Juru an deren Knochenarmen. Kangan riss das Langmesser herum, das ihm bereits im Wrack gute Dienste geleistet hatte. Auch der verletzte Tung hob die Klinge, obgleich seine gekrümmte Haltung verriet, dass sein Kampfeswille größer war als die Kraft, die ihm noch blieb.
Feiqing stand unentschlossen da, die Füße nach innen gerichtet, bis sich die mandarinengroßen Zehen berührten, die plumpen Hände zitternd verschränkt, mit peitschendem Schwanz und zusammengesunkenem Drachenkamm.
»Lauf weiter!«, rief Wisperwind ihm zu. »Mach schon!«
Sie sah nicht mehr, ob er ihrer Aufforderung Folge leistete, denn im selben Augenblick huschten die Juru durch den Pass auf sie zu, eine breite Front von fünf oder sechs Felsenwesen, die wie Affen über die Felsen turnten. Hinter ihnen waren noch mehr, zu viele, um sie im Mondlicht zu zählen.
Mit einem Kampfschrei stieß Wisperwind sich ab, wechselte übergangslos in den Federflug und fegte über die wirbelnden Schädelstränge der vorderen Juru hinweg. Jadestachels Klinge durchtrennte zwei mit einem einzigen Schlag, so schnell, dass die Körper noch mehrere Schritte weiterwankten, ehe sie zwischen den Felsen zusammenbrachen. Zornige Schreie stiegen aus dem Gewimmel der anderen empor, hallten von den Felswänden wider und hätten jeden anderen Gegner vor Furcht erstarren lassen. Aber Wisperwind hatte diese Kreaturen schon früher bekämpft. Das bizarre Äußere der Juru schreckte sie nicht mehr, nicht die schrecklichen Hornklingen, nicht die peit-sehenden Schädelstränge. Die Juru starben wie jedes ändere Wesen, das sich einer Schwertmeisterin vom Clan der Stillen Wipfel entgegenstellte.
Der Kopftentakel eines Felsenwesens packte sie am linken Knöchel, kraftvoll wie ein Elefantenrüssel, und riss sie aus dem Federflug nach unten. Wisperwind ließ die Klinge kreisen, tötete einen anderen, kam aber nicht an den Strang heran, der sie hielt, ohne sich am eigenen Bein zu verletzen; er schlängelte sich blitzschnell um ihre Wade, immer auf jene Seite, die sie mit dem Schwert nicht erreichen konnte. Zugleich rückten von allen Seiten weitere Felsenwesen näher.
Irgendwo im Dunkeln stieß einer der Soldaten einen gellenden Schrei aus. Abrupt brach er ab, begleitet vom triumphierenden Zischen der Juru. Nicht weit entfernt brüllte
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