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Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant

Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant

Titel: Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Kangan.
    Wisperwind lag jetzt auf dem Rücken, während der eine Juru sie noch immer festhielt und flink ihrer Klinge auswich, während drei weitere auf sie zusprangen.
    Sie ließ Jadestachel los und tastete mit beiden Händen nach den Wurfnadeln an ihrem Gürtel. Alle drei Angreifer befanden sich noch im Sprung, als der Tod sie ereilte. Die Nadeln rasten lautlos auf sie zu und bohrten sich in die Wurzeln ihrer Schädelstränge, unmittelbar über dem Maul mit dem hakenförmigen Fangzahn. Die Kreatur, die Wisperwind festhielt, kreischte zornig auf, hatte sich aber zu sehr darauf verlassen, dass die anderen die Kriegerin töten würden. Ehe das Wesen sich vom Festhalten aufs Kämpfen verlegen konnte, hatte Wisperwind bereits wieder ihr Schwert ergriffen und rammte es am Schädelstrang des Juru vorbei in seine Brust. Die Umklammerung ihrer Wade ließ nach, im nächsten Augenblick war sie frei.
    Sie stieß sich ab, erhob sich im Federflug über den Pass und versuchte im Mondschein einen Überblick über den Kampf zu bekommen. Schatten rasierten den Boden zwischen den Felswänden. Die Kämpfenden dort unten, Juru wie Menschen, waren selbst nur dunkle Umrisse, die hektisch umeinanderglitten. Kangan hielt sich mehrere Gegner zugleich vom Leib, mit dem Rücken zum Fels, aber der endlose Marsch über Eis und Gestein hatte auch an seinen Kräften gezehrt. Verbissen hielt er dem Ansturm stand - fraglich war nur, wie lange noch.
    Lau, der Soldat mit dem zerschmetterten Ellbogen, war verschwunden, begraben unter einem Knäuel tobender Juru; er musste längst tot sein. Tung aber kämpfte noch, und nun sah Wisperwind, weshalb gerade er es bis hierher geschafft hatte: Er war seinem Hauptmann an Ausdauer und Geschick mit der Klinge ebenbürtig, vielleicht gar überlegen, und trotz seiner Bauchwunde hatte er mehrere Juru getötet und verschanzte sich auf der anderen Seite ihrer Kadaver wie hinter einem Wall.
    Wisperwind hatte den höchsten Punkt ihres Federflugsprungs erreicht und sank nun wieder abwärts. Noch immer konnte sie Feiqing nirgends entdecken. Alarmiert raste ihr Blick über den Pass, weiter nach Süden, wo die fernen Feuer am Nachthimmel loderten wie gefallene Sterne. Die Schlacht der Gildenschiffe wütete viele Kilometer von hier entfernt, jenseits eines weiteren Tals und zerklüfteter Berge. Selbst wenn sie den Juru entkamen, gab es kaum Hoffnung, es zu Fuß bis dorthin zu schaffen.
    Keine Spur von Feiqing. Sie konnte nur hoffen, dass er sich irgendwo in den Schatten versteckt hielt.
    Unter ihr erwarteten mehrere Juru mit peitschenden Kopfwülsten ihre Rückkehr zum Boden. Von Norden, den Hang herauf, mussten immer noch neue nachrücken. Ein ganzes Rudel war ihnen gefolgt, zu viele, als dass eine Gruppe verletzter, ausgelaugter Flüchtlinge gegen sie bestehen konnte.
    Tung schrie auf, als ein Schädelwulst ihn am Hals erwischte. Der Schlag katapultierte ihn hinter seinem Schutzwall aus toten Juru hervor, geradewegs in die Knochendornen seiner Feinde.
    Jetzt waren nur noch Wisperwind und Kangan am Leben. Und, vielleicht, hoffentlich, auch Feiqing, irgendwo hinter einem Felsen.
    Ihr Schwert fuhr durch die tastenden Schädelwülste unter ihr wie durch Unterholz und Lianen. Noch bevor ihre Füße wieder den Boden berührten, hatte sie sich eine Bresche durch ihre Feinde geschlagen. Doch schon schlossen sich die Reihen wieder, rückten näher. Ehe sie zupacken konnten, erhob sich Wisperwind schon wieder in die Luft, lief mit federleichtem Schritt über die zuckenden Kopfwülste und näherte sich dem Platz, wo Kangan mit dem Rücken am Fels die Stellung hielt.
    Sie schnellte über ihm gegen die Steilwand, kam mit beiden Fußsohlen auf, blieb waagerecht am Gestein haften und wehrte mehrere Juru ab, die wie Spinnen den Fels her abkrochen, um den Hauptmann von oben zu über rumpeln. Kangan bemerkte sie erst, als Wisperwind sich ihrer annahm; er fluchte zwischen blitzschnellen Ausfällen gegen seine Feinde. Dass Wisperwind über ihm in der Luft schwebte wie ein Geist, schien ihn dabei am wenigsten zu verwundern.
    Sie rannte an der Felswand hinauf wie auf ebenem Boden, noch immer in der Waagerechten, so als wäre die Welt um fünfundvierzig Grad gekippt worden. Sie vermochte dieses Kunststück nicht allzu lange durchzuhalten, aber es musste reichen, um die überrumpelten Juru an der Wand zu besiegen. Während die Wesen noch ihr Erstaunen überwanden, stürmte Wisperwind schon mit mondblitzender Götterklinge unter sie, hieb nach

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