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Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant

Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant

Titel: Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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nachzudenken. Die Hiobsbotschaft aus dem Inneren der Berge verdrängte für einen Augenblick sogar ihre Sorge um Niccolo.
    Der Kapitän legte ihr von hinten eine Hand auf die Schulter. »Du kannst mit an Bord eines unserer Schiffe kommen. Das dort unten ist kein Ort für ein Mädchen, nicht einmal für ein so tapferes, wie du es bist.«
    Seine Worte verunsicherten sie nur einen Herzschlag lang, dann wischte Nugua sie mit einer Handbewegung beiseite. »Ich gehöre dorthin, wo die Drachen sind.«
    Vielleicht sah er ihr an, dass es zwecklos war, sie überzeugen zu wollen. Er zögerte kurz, dann nickte er und verabschiedete sich. »Leb wohl, Tochter von Drachen. Es macht mich stolz, dir begegnet zu sein.« Er wandte sich ab und eilte zum Landeplatz, wo die drei anderen Kapitäne sich gerade auf ihren Luftschlitten vom Boden erhoben. »Sag den Drachen, wir werden unser Bestes geben!«, rief er über die Schulter, bevor er sich daranmachte, das Ledergeschirr seines Schlittens anzulegen.
    Nugua nickte, gab sich einen Ruck und lief auf den Wächterdrachen zu.
    Sein goldener Fühler erfasste sie und hob sie in seine Hornkrone. Geschmeidig schlängelte sich der Koloss durch das Portal und trug sie hinab in die Tiefe.

Jenseits der Gipfel
    »Ich wollte gerade sanft wie ein Blatt aufsetzen, als du mir in die Quere gekommen bist«, klagte Feiqing. »Hättest du mich in aller Ruhe landen lassen, dann hätten wir jetzt einen Luftschlitten. Einer von uns könnte vorausfliegen und Hilfe holen - und etwas zu essen.«
    Wisperwind wünschte, der eisige Wind würde noch lauter um die Felsen heulen, damit sie das Gezeter des Rattendrachen nicht länger ertragen musste.
    »Graupen«, sagte er.
    »Was?«
    »Ich mag Graupen. Du nicht?«
    Sie hielt auf der Felsschräge inne, die sie und die vier anderen seit Stunden erklommen. »Doch, Feiqing. Manchmal überlege ich mir, wie es wohl wäre, wenn wir das hier .überleben - aber urplötzlich hab ich Graupen vor Augen und alles andere wird unwichtig.«
    Mit finsterer Miene kletterte sie weiter. Feiqings plumper Leib schleifte hinter ihr über den Fels; sie hörte, dass er missmutig mit sich selbst sprach.
    Einige Hundert Schritt vor ihnen klaffte ein Pass zwischen grauen Gipfeln. Seit sie den Rand des Gletschers passiert und mit dem Aufstieg in die Felsen begonnen hatten, war der Boden nicht mehr schneebedeckt. Dennoch wehten ihnen vom Pass frostige "Wolken aus Eiskristallen entgegen, so als kehrte dort oben jemand mit einem gewaltigen Besen die Felsen aus. Es war längst dunkel geworden und sie sahen die Schwaden nicht mehr, aber ihre Berührung brannte auf der Haut und war seit Anbruch der Nacht noch beißender geworden. Der Mond schien auf sie herab und erhellte den zerklüfteten Berghang. Das half ihnen nicht bei den verborgenen Stolperfallen, die jeden Schritt zu einem Wagnis machten, aber zumindest konnten sie in seinem Schein die tieferen Spalten und Löcher umgehen. Es war ein Wunder, dass sich noch keiner von ihnen den Hals gebrochen hatte. Selbst ein verstauchter Knöchel wäre in dieser Umgebung ein Todesurteil. Die Juru hatten längst die Verfolgung aufgenommen und würden sie bald eingeholt haben.
    Wisperwind, Kangan und die beiden Soldaten waren in Fell und Leder gekleidet, warm genug für einen kurzen Einsatz auf dem Gletscher, nicht aber für einen tagelangen Aufenthalt im Hochgebirge. Feiqing hingegen hatte zum allerersten Mal nichts an seinem dick gepolsterten Drachenkostüm auszusetzen, das ihm hier draußen gute Dienste leistete.
    »Graupen sind gesund«, sagte er keuchend. »Und sie schmecken hervorragend ... richtig zubereitet, jedenfalls. Bei den Gauklern gab es oft welche. Ohnehin war damals alles besser. Ein ganzer Wagen für mich allein, ein warmes Plätzchen in der Nacht, Tag für Tag der Jubel des Publikums, die strahlenden Gesichter der Kinder, die bewundernden Blicke der Mädchen und die -« »Darf ich ihn töten?«, fragte Kangan über die Schulter. Er kletterte nur zwei Schritt vor Wisperwind. »Langsam?«
    »So viel Zeit haben wir nicht.«
    »Wir müssen eh eine Pause machen.«
    »Barbar!«, keifte Feiqing.
    »Wir könnten ihn essen«, schlug einer der beiden verletzten Gardisten vor. Sein Name war Tung.
    »Mit Graupen«, sagte Lau, der zweite Soldat.
    Feiqing horchte auf. »Hast du welche dabei?«
    Wisperwind blieb alarmiert stehen. »Still! ... Da sind Geräusche. Weiter unten zwischen den Felsen.«
    Kangans Seufzen klang, als hätte er schon viel früher damit

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