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Das Wort des Hastur - 12

Das Wort des Hastur - 12

Titel: Das Wort des Hastur - 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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schimmernden See hinab, sah auch das Dorf, wo überall Feuer ausgebrochen waren und Männer wie aufgescheuchte Insekten umhereilten, um sie zu löschen. Dann wandte sie ihren Blick in die Ferne; die Farben verschwammen zu Schatten. Dort loderte der Turm von Neskaya wie eine Höllenfackel.
    Ein Blitzstrahl schoß aus dem Turm und richtete sich gegen Thendara. Corus mußte die Einzelteile der Apparatur zusammengesetzt haben; er hatte davon gesprochen, sie zu einem bestimmten Zweck einzusetzen. Asharra wünschte sich, sie hätte der jeweiligen Tagespolitik und ihren Machtkämpfen mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Varzil hatte es immer für wichtig gehalten; und hatte er nicht etwas über einen Hastur-Lord in Thendara erwähnt?
    Aber darauf kam es jetzt nicht an. Der Blitz spannte sich im Bogen über ihr, schwoll an und verästelte sich. Immer neue Ranken schossen aus seinem Stamm hervor und züngelten zur Erde hinab, wo sie mit Donnergetöse auftrafen. Felsen wurden zu Staub pulverisiert, Bäume und Gebäude in Rauchschwaden verwandelt.
    Mit ihrer besonderen Wahrnehmungsgabe spürte Asharra den Zerfall eben jener Kräfte, die die Materie im Innersten zusammenhielten. Wie ein mythologisches Monster schien die Apparatur aus jeder Zerstörung neue Kraft zu schöpfen.
    Von dort, wo sich ihre körperliche Hülle befand, drangen verzweifelte Angstschreie zu ihr. Asharra konnte die anderen Arbeiter nur schwach nach Atem schnappen und stöhnen hören. Einer schrie auf, sank nieder und schlug dumpf auf dem Boden auf. Einzig Raimond hielt stand und versuchte verzweifelt, den Kreis zusammenzuhalten. Aber seine Leroni entglitten ihm, und er alleine war zu schwach, sie zu halten.
    Raimond! Asharra stellte Kontakt zu ihm her, und als Raimond dies erkannte, schloß er die Gedankenverbindung mit ihr. Sie suchte im Turm nach denen, deren Willenskraft und Verstand noch nicht durch die überwältigenden Kräfte, die um sie herum tobten, gebrochen war. Es waren weniger als die Hälfte der Mannschaft, die sie nun im Kreis versammelte. Rasch bündelte sie deren Laran, verwob die einzelnen Stränge wie feinste Seide und spann daraus ein undurchdringliches Netz, das den Turm schützend umgab.
    Das Donnergetöse ebbte zu einem dumpfen, kaum hörbaren Grollen ab. Der Boden unter ihren Füßen stabilisierte sich.
    »Den Göttern sei Dank«, murmelte jemand. »Wir sind gerettet.«
    Der Kreis wollte sich gerade auflösen, als Asharra befahl: »Nein! Wir müssen es zerstören!«
    »Zerstören?« Raimond starrte sie aschfahl an. »Aber wie? Das steht nicht in unserer Macht! Ich kann es nicht.«
    »Aber ich!« Aber dazu müßte sie sich mit den Kreisen anderer Türme zusammenschließen – doch die waren außerhalb der Reichweite gewöhnlichen Larans gelegen. Es gab aber noch eine andere Möglichkeit …
    Asharra bündelte erneut die gesamte Laran -Energie des Hali-Kreises und stieß damit in einer Glut aus blau schimmerndem Feuer in die Oberwelt vor. Klaffende Risse, rot und schwarz, durchschnitten die sonst konturlose, graue Landschaft. Hügel und Spalten aus blutgetränktem Staub umgaben Asharra. Auf der einen Seite wand sich der Comyn-Turm in Thendara schreiend wie ein verendendes Tier. Seine Verteidiger im Inneren wurden von den Flammen ergriffen, loderten auf und verkohlten wie Holzscheite. Ihre Schreie durchdrangen Asharras Gedanken und hallten dort wider.
    Auf der anderen Seite stand auch Neskaya in Flammen, spie aber immer weiter übernatürliches Feuer aus. Alles, was davon ergriffen wurde, verwandelte sich zu Asche und löste sich in Sekunden in Nichts auf. Es war verheerender als jedes Haftfeuer. Selbst im Gefüge der Oberwelt taten sich klaffende Löcher auf. Dann ließ der Angriff nach, so als ob sich die Maschinerie von neuem aufladen müsse.
    Asharra!
    Hinter ihr stand eine junge Frau, in der Asharra sofort Ellimara von Corandolis erkannte, oder vielmehr ihr Abbild in der Oberwelt. Sie streckte ihr die Hand entgegen. Asharra ergriff sie und verspürte im selben Moment ein Anschwellen der Kraft – Ellimara und ihr gesamter Kreis (oder was davon noch übrig geblieben war) hatten sich mit ihr verbunden.
    Mit all ihrer angeborenen Begabung und Fähigkeit, geschärft durch jahrelanges, unablässiges Training, stellte sich Asharra vor einen Kreis, der sich über das gesamte Gebiet aller Domänen erstreckte. Sie hatte also recht daran getan, den Kampf in die Oberwelt zu verlagern – hier spielten Entfernungen keine Rolle. Von allen Seiten sah

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