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Das Wort des Hastur - 12

Das Wort des Hastur - 12

Titel: Das Wort des Hastur - 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Ich bitte dich!«
    Orain band Mhari vom Pfosten los und nahm ihre Zügel. »So, du bittest mich also! Als nächstes bittest du mich dann, dir die Fesseln zu lösen, damit du mir eine überbraten und mich gleich noch mal ausrauben kannst. Nein danke, davon habe ich genug.«
    »Ich schwör’s dir. Ich schwör’s bei allen Göttern!«
    Noch einmal wandte sich Orain dem jungen Mann zu und versuchte, dessen Ernsthaftigkeit abzuschätzen. Aber dann schüttelte er abschließend den Kopf. »Wenn du wirklich hier in den Stall gekommen bist, um zu entfliehen, und nicht etwa nur, um die Pferde zu tränken …«
    Jarrels plötzlich veränderter Gesichtsausdruck verriet Orain, daß er auf der richtigen Spur war. »… dann wird es dir auch gelingen, dich rechtzeitig von den Fesseln zu befreien. Die Räuber schlafen im Haus noch immer ihren Rausch aus, so daß du genügend Zeit hast, falls du keinen Lärm schlägst.«
    Da das Chervine nun weit weniger an Gepäck zu tragen hatte, konnte Orain auch selbst auf ihm reiten. Er schwang sich auf Mharis Rücken und preßte ihr seine Schenkel in die Flanken.
    Jarrel versuchte ein letztes Mittel. »Du hast nur mit mir eine Chance zu entkommen. Die anderen haben einen Zauberer bei sich! Mit ihm werden sie dich aufspüren! Sie werden dich zur Strecke bringen! Aber ich habe einen Sternenstein in meiner Tasche! Ich kann dir helfen, dich vor ihnen zu verstecken!«
    »Danke, aber ich versuche es auf eigene Faust. Dieses Risiko geh ich ein.« Orain führte Mhari zur Tür; das Chervine folgte willig und vermied aufmerksam, Jarrel dabei zu treten. Der junge Mann schrie ihnen aufgebracht hinterher, was Orains Verdacht nur bestätigte. Schon konnte er hören, wie im Haus Stimmen auf Jarrels Rufe antworteten, als Mhari vom Hofe trottete.
    Zunächst ritt Orain auf der Straße nach Nordosten. Er rechnete sich aus, daß die verkaterten Banditen einige Zeit bräuchten, um richtig zu begreifen, was vorgefallen war, und dann einen Suchtrupp zusammenzustellen und die Pferde zu satteln. Aber um ganz sicher zu gehen, lenkte Orain Mhari von der Straße weg nach Osten, sobald er außer Sichtweite war. Das Chervine konnte sich leicht einen Weg durch das Gehölz bahnen, dem Pferde nur schwer folgen würden. Und wenn Orain sich immer mehr oder weniger in nordöstlicher Richtung hielt, mußte er schließlich unweigerlich nach Nevarsin gelangen.
    Bis zum Mittag trieb er Mhari ständig an; dann legte er eine Rast ein. Er war gerade dabei, seine Sachen wieder zusammenzupacken, als er plötzlich Jarrels Stimme rufen hörte: »Diesmal entkommst du uns nicht, Trödler! Diesmal bist du erledigt!«
    Orain kletterte auf Mharis Rücken. Im Westen konnte er durch die Bäume eine Schar Reiter erkennen. Ihm war klar, daß bei dem Neuschnee jeder Spurenleser ihm leicht auf den Fersen bleiben konnte, aber daß Pferde ihm in diesem unwegsamen Terrain folgten konnten, grenzte schon an … Zauberei. Aber was wußte er schon von Zauberei, von den geheimen Laran -Künsten oder von Sternensteinen? Er wußte nur soviel: keinesfalls würde er sich ihnen ergeben. Vielleicht würden sie ihn wieder fangen, ihn schlagen und wieder ausrauben, ja ihn vielleicht sogar umbringen. Aber sie sollten kein leichtes Spiel mit ihm haben.
    Hätte er sich in diesem Gelände besser ausgekannt, hätte er Mhari eine Schlucht oder einen steilen Geröllhang hinabjagen können, wo Chervines noch sicher treten, Pferde aber ebenso sicher nicht folgen konnten. Doch so blieb ihm nur, Mhari zum Galopp anzuspornen und sie dabei selbst den Weg finden zu lassen. Direkt vor ihnen lag ein dichtes Gestrüpp. Mharis Geweih drückte kaum die niedrigsten der herunterhängenden Zweige beiseite; immer wieder mußte sich Orain ducken, um dem ihm entgegenpeitschenden Laub auszuweichen. So schlugen sie sich durch Büsche und Unterholz, als plötzlich alles um Orain herum schwarz wurde. Er klammerte sich noch an Mharis Hals, als sie in die Tiefe abtauchte … Was war das? Er konnte es nicht ausmachen.
    Nein, sie stürzten nicht. Mharis Schritt verlangsamte sich. Orain konnte spüren, wie sie sich ihren Weg einen Abhang entlang suchte, den er nicht erkennen konnte. Er rieb sich die Augen. War er plötzlich mit Blindheit geschlagen? Hatte Jarrel wirklich Zauberkünste gegen ihn angewandt?
    Doch dann konnte Orain einen dünnen Lichtstrahl ausmachen. Als er aufblickte, sah er einige Risse in einem Steingewölbe. Allmählich wandelte sich die Dunkelheit zu einem Halbdunkel, in dem er

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