Das Wunder der Liebe
schaute rasch zur Seite. “Danke.”
“Das andere Geschenk ist ein passender Schal”, erklärte sie ein wenig hastig und schluckte nervös. Nie hätte sie sich ausgemalt, dass er so emotional reagieren würde. “Ich dachte, du brauchst etwas Warmes, wenn du wieder weiterziehst. Ich möchte auf keinen Fall, dass du noch einmal krank wirst.”
“Das ist sehr lieb von dir, Wren. Danke.”
“Hey, dafür ist Weihnachten doch da, oder?”
“Du hast auch ein Geschenk verdient. Und zwar etwas anderes als nur ein Lächeln, aber ich stehe mit leeren Händen vor dir.”
“Das stimmt nicht.”
“Was meinst du damit?”
“Du hast doch meine Wasserrohre repariert. Das war ein wunderbares Geschenk. Stell dir doch bloß mal vor, ich hätte in dieser Situation allein dagestanden.”
“Ich schulde dir so viel mehr.”
“Wenn du das wirklich glaubst, dann bleib doch einfach, und hilf mir auf der Farm.”
Ein dunkler Schatten huschte über sein Gesicht. “Ich kann nicht. Ich wünschte, ich könnte es, Wren. Aber es geht nicht.”
“Was kann ich tun, um deine Meinung zu ändern, Keegan?
Ich brauche deine Hilfe.”
“Du wirst bestimmt jemand anderen finden.”
“Wahrscheinlich hast du Recht.”
Das Problem war nur, dass sie keinen anderen wollte. Sie wollte Keegan Winslow. Sie war ganz verrückt nach ihm. Sie konnte nachts nicht mehr schlafen, weil sie dauernd an ihn denken musste. Sie bekam kaum einen Bissen herunter, weil in seiner Gegenwart tausend Schmetterlinge in ihrem Bauch tanzten. Ihre Knie wurden weich, wenn er lächelte, und wenn er sie berührte, schmolz sie dahin wie ein Schneemann in der Märzsonne. Nach diesen Tagen mit ihm würde es sehr schwer für sie sein, ihr einsames Leben wieder aufzunehmen.
Er stand jetzt im Türbogen zwischen der Küche und dem Wohnzimmer genau unter einem Mistelzweig, und impulsiv, ohne weiter über ihre Handlung nachzudenken, lief Wren zu ihm hinüber. Das war vielleicht ihre letzte Chance, einmal seine Lippen zu berühren, und sie würde sie nicht so einfach vorbeigehen lassen. Entschlossen legte sie eine Hand auf seine Schulter.
“Ich habe noch etwas für dich”, flüsterte sie. “Schließ deine Augen.”
Er gehorchte.
Ihre Hände zitterten, aber das war ihr egal. Sie hatte sich danach gesehnt, ihn zu küssen, seit er sie aufgefangen hatte, als sie von der Trittleiter fiel. Sie stellte sich auf Zehenspitzen und presste einen Kuss auf seine Lippen.
Zuerst reagierte Keegan überhaupt nicht.
Da sie nicht bereit war, so schnell aufzugeben, fuhr sie mit den Händen in sein Haar und zog ihn sanft zu sich. Gerade als sie sich wie eine liebeshungrige Frau vorkam, die einen Mann zu ungewollten Handlungen zwang, stöhnte Keegan auf und erwiderte fordernd ihren Kuss.
Wren schlang die Arme um seinen Nacken und wusste, dass sie vielleicht nie mehr etwas so Wundervolles erleben würde.
Keegan presste sie gegen sich, und sie hieß ihn wie einen lange verloren geglaubten Geliebten willkommen. Obwohl Zweifel an ihr nagten, obwohl ihr gesunder Menschenverstand ihr riet, sofort aufzuhören, vertiefte sie den Kuss und fachte seine Leidenschaft mit ihrer Hingabe noch mehr an.
Während ihre Zungen ein aufregendes Spiel begannen, wurden Gefühle in ihr wach, die sie nie zuvor gekannt hatte.
Pure Lust, tiefe Zärtlichkeit, ungestümes Verlangen. Noch nicht einmal in ihren süßesten Träumen hatte sie solch einen Kuss erlebt.
Keegan stöhnte erneut auf, als sie sich an ihn schmiegte.
“Wren … oh Wren …”, seufzte er in ihr Haar, während er mit den Händen über ihren Rücken fuhr.
Es war lange her, dass Wren sich so begehrt gefühlt hatte.
Und es tat so gut, Keegans Arme um sich zu spüren, seinen Herzschlag an ihrer Brust wahrzunehmen. Blaines Küsse waren Lügen gewesen, aber mit Keegan war alles anders. Es fühlte sich jedenfalls gut und richtig an.
Oder mache ich mir auch dieses Mal nur etwas vor? nagte eine innere Stimme an ihr. Hatte sie bei Blaine zumindest am Anfang nicht auch dasselbe Gefühl wie bei Keegan gehabt?
Woher wollte sie wissen, dass Keegan nicht auch ein Betrüger war?
Er hatte sie vor sich gewarnt. Hatte ihr gesagt, dass sie ihm nicht vertrauen sollte. Warum schenkte sie seinen Worten keinen Glauben? Warum bestand sie so hartnäckig darauf, dass sie mit ihrer Intuition richtig lag?
Ignorierte sie Tatsachen, entschuldigte sie sein Verhalten, seinen Lebensstil, weil sie sich bereits in ihn verliebt hatte?
Und auf einmal wusste Wren, dass
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