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Das Wunder des Pfirsichgartens: Roman (German Edition)

Das Wunder des Pfirsichgartens: Roman (German Edition)

Titel: Das Wunder des Pfirsichgartens: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Addison Allen
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müssen«, knurrte sie.
    »Ich bin heute mit Sebastian gekommen.«
    Endlich öffnete sie die Augen. »Aha, der schicke Mann.«
    Paxton seufzte, doch Sebastian lächelte nur und zwinkerte ihr zu. »Ich habe Ihnen ein paar Hortensien mitgebracht, Agatha«, sagte er. »Ihre Lieblingsblumen.«
    »Sie brauchen mir nicht zu sagen, dass das meine Lieblingsblumen sind. Das weiß ich nämlich. Aber ich frage mich: Warum bringen Sie einer blinden Frau Blumen? Ich kann sie nicht sehen. Ich sage euch doch immer wieder, dass ich Schokolade haben will. Essen ist das letzte mir noch vergönnte Vergnügen.«
    »Nana, du weißt doch, dass Mama es nicht gern sieht, wenn du zu viele Süßigkeiten isst.«
    »Deine Mutter hat keine Ahnung. Gib mir meine Zähne.«
    »Wo sind sie denn?«, fragte Paxton.
    »Auf dem Nachttisch. Dort, wo sie immer sind.« Agatha richtete sich auf. »Ganz ehrlich – es ist wahrhaftig nicht so, als ob wir das nicht bei jedem deiner Besuche machen würden. Warum bist du so früh hier? Und es ist nicht einmal der Tag, an dem du mich sonst besuchst.«
    »Ich muss dir etwas Wundervolles über das Blue Ridge Madam erzählen.« Paxton suchte auf dem Nachttisch nach den Zähnen ihrer Großmutter.
    »Am Blue Ridge Madam ist nichts Wundervolles. Halte dich von diesem Ort fern. Dort spukt es. Gib mir meine Zähne.«
    Paxton wurde nervös. »Sie sind nicht da.«
    »Natürlich sind sie da.« Agatha warf die Decke zur Seite, stand auf und drängte Paxton zur Seite. Sie tastete die Oberfläche des Nachtkästchens ab und sperrte den zahnlosen Mund weit auf. »Wo sind sie? Jemand hat meine Zähne geklaut! Diebe!«, kreischte sie. »Diebe!«
    »Ich stell die Blumen ins Wasser«, sagte Sebastian. Er nahm eine Waterford-Kristallvase vom Schreibtisch und ging ins Bad. Sekunden später lehnte er sich aus der Tür und sagte: »Schätzchen?«
    Paxton kroch mittlerweile auf allen vieren herum. Soeben suchte sie unter dem Bett ihrer Großmutter nach den Zähnen, während Agatha weiter kreischte. Sie hob den Blick und stellte fest, dass sich Sebastian verzweifelt bemühte, ein Lachen zu unterdrücken. Es gefiel ihr über alle Maßen, dass er sich von ihrer Großmutter nicht einschüchtern ließ und dass sie nicht vor ihm verhehlen musste, wie schrecklich Agatha war. Wenn er mit ihrem Geheimnis leben konnte, dann konnte sie damit leben, dass er Bescheid wusste. Nichts würde zwischen ihnen passieren. Wenn sie einfach so weitermachten wie bisher, würde alles in Ordnung sein.
    »Ich glaube, ich habe Agathas Zähne gefunden«, erklärte er.
    Nachdem Paxton und der schicke Mann gegangen waren, saß Agatha Osgood mit verkniffenem Mund auf ihrem Sessel und zupfte nervös an dem Cardigan, von dem sie nur annehmen konnte, dass er zu ihrem Kleid passte. Eine Degeneration der Makula hatte ihr nahezu die gesamte Sehkraft geraubt. Aber sie wusste, wo ihre Möbel standen, und die Sessel waren weich und bequem. Jemand hatte ihr gesagt, dass die Polstermöbel in der Farbe blauer Hortensien bezogen waren, die sie, wenn das Licht in einem besonderen Winkel darauf fiel, beinahe erkennen konnte. Sie besaß auch einen eigenen kleinen Kühlschrank, den ihre Familie mit Dingen bestückte, die sie mochte. Das Essen schmeckte ihr noch immer, und das half ein wenig, auch wenn sie ihr nicht so viel Schokolade gaben, wie sie gern gehabt hätte. Wahrscheinlich war dieses Pflegeheim kein allzu schlechter Aufenthaltsort. Es war sogar die beste Einrichtung weit und breit, was sich auch in den Kosten niederschlug. Nicht dass Agatha auch nur einen einzigen Gedanken an Geld verschwendet hätte. Das passiert, wenn man zu viel davon hat. Das Geld wird zu Staub, etwas, was ständig um einen herumschwirrt, was man aber niemals anfasst.
    Sie hatte immer geglaubt, ihre Familie würde sie bei wichtigen Angelegenheiten um Rat fragen. Sie hatte geglaubt, dass ihre Meinung als Matriarchin noch immer zählte. Diesen Eindruck vermittelten sie ihr zumindest, wenn sie sie besuchten. Jetzt wurde ihr plötzlich klar, wie behütet sie war. Dieser Ort verleitete seine Bewohner dazu zu glauben, dass dies die einzige Realität war. Hier schrumpfte alles wie bei Alice im Wunderland. Auf einmal erkannte sie verblüfft, dass es noch eine Welt außerhalb dieser vier Wände gab, eine, die sich weiterdrehte, auch wenn sie sich nicht mehr darin aufhielt.
    Sie konnte es kaum fassen, dass ihre Familie das Blue Ridge Madam gekauft hatte. All die Jahre, in denen sie sorgfältig die Gerüchte über

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