Das Wunder des Pfirsichgartens: Roman (German Edition)
versunken.
Sebastian drehte sich zu ihr um. »Sollen wir?«
»Ja. Ich weiß, dass du zu der Free Clinic willst, in der du dieses Wochenende arbeitest«, sagte Paxton und ging zur Tür. »Nochmals vielen Dank, Willa.«
»Schon gut«, erwiderte Willa. »Gern geschehen.«
Draußen öffnete Sebastian die Beifahrertür seines Audis, und Paxton stieg ein. Er setzte sich ans Steuer und fuhr schweigend aus dem Viertel.
»Möchtest du gern über das reden, was letzte Nacht passiert ist?«, fragte er schließlich.
»Nein.«
»Ich weiß, dass du nicht über das reden willst, was zwischen uns vorgefallen ist«, sagte er leise. »Ich meinte das, was zwischen dir und Willa war.«
»Das geht nur uns Mädchen was an«, sagte Paxton und starrte aus dem Fenster. Sie lächelte schief. »Na ja, wahrscheinlich bist du auch eines.«
»Ich bin kein Mädchen, Paxton«, sagte er, und die Schärfe in seiner Stimme brachte sie dazu, sich zu ihm umzudrehen.
»Das habe ich nicht so gemeint. Nicht wörtlich. Ich meinte nur …«
»Wo steht dein Wagen?«, fiel er ihr ins Wort.
»Beim Gas Me Up am State Boulevard.«
»Was macht dein Auto denn dort? Hattest du eine Panne?«
»Nein.«
»Was hast du dann dort gemacht?«
Sie sah wieder aus dem Fenster. »Das spielt keine Rolle.«
Sebastian bog auf den Parkplatz vor dem Gas Me Up ein. Es ging ziemlich zu, denn die morgendlichen Pendler legten dort gern einen Zwischenstopp ein. Er parkte neben ihrem BMW, der zum Glück nicht beschädigt wirkte. Sie hatte keine Ahnung, wie sie es Sebastian oder ihrer Familie hätte erklären sollen, wenn diese Kretins aus Rache ihr Auto demoliert hätten.
»Hast du zufällig Augentropfen dabei?«, fragte sie. »Meine Mutter bekommt einen Schock, wenn sie mich so sieht.«
»Zu Hause habe ich welche«, sagte er. »Soll ich dich dort absetzen?«
»Nein danke.« Sie war dreißig und sollte sich nicht heimschleichen müssen, wenn sie mal eine Nacht woanders verbracht hatte. »Die Sache wäre einfacher, wenn ich jetzt nicht nach Hause müsste, um mich umzuziehen.«
»Deponier doch ein paar Klamotten bei mir. Wenn du sie brauchst, dann hast du welche.« Überrascht über dieses Angebot sah sie ihn an. Vor allem nach der letzten Nacht kam es ihr sehr intim vor. »Warum hast du mich nicht angerufen, Pax?«, wollte er wissen. Sie merkte, dass er gekränkt war, und wunderte sich. »Wenn du nicht heimgehen wolltest, hättest du bei mir übernachten können.«
»Willa hat mir angeboten, mich bei dir abzusetzen, aber ich habe ihr gesagt, dass ich das nicht möchte.«
»Und warum nicht?«
»Weil ich betrunken war. Und wir wissen beide, dass ich keinen schönen Anblick biete, wenn ich die Kontrolle verloren habe.«
»Ich finde dich immer schön.«
Eine Antwort dieser Art konnte sie jetzt am allerwenigsten brauchen. Sie öffnete die Tür. »Bis bald. Danke fürs Herbringen.«
Er hinderte sie am Aussteigen, indem er ihre Hand nahm. »Ich möchte dir helfen, Pax.«
»Ich weiß. Und deshalb werde ich dich nicht mehr darum bitten.«
Am Hickory Cottage angekommen, nahm Paxton ihre Umhängetasche, die sie zu ihrer großen Erleichterung in ihrem Wagen gefunden hatte, und ging, so leise sie konnte, ins Haus. Ihre Mutter blieb gern lange im Bett, ihr Vater stand bei schönem Wetter früh auf, um zum Golfplatz zu fahren. Sie rechnete sich eine gute Chance aus, unbemerkt durchs Haus schleichen zu können.
In der Küche dachte sie schon, sie hätte es geschafft. Sie lächelte Nola an, die alte Haushälterin, durch deren rotes Haar sich die ersten grauen Strähnen zogen und auf deren Nase so viele Sommersprossen prangten, dass es aussah, als wäre sie mit einem Pinsel bespritzt worden. Nola knetete gerade Teig auf der Arbeitsfläche. Umgeben von einer Wolke aus Mehlstaub sah sie aus wie in einer Schneekugel.
Paxtons Lächeln verschwand, als sie feststellte, dass sich noch jemand in der Küche befand.
»Mama!«, rief sie. »Warum bist du denn schon so früh auf den Beinen?«
Sophia saß am Küchentisch, vor sich eine Tasse Tee. Sie trug ihr langes weißes Ajour-Nachthemd mit passendem Morgenmantel. Ihre Haare waren mit einem breiten Stirnband aus dem Gesicht gehalten. Sie schlief stets mit ihren Diamantohrsteckern. Selbst wenn sie sie tagsüber nicht getragen hatte, legte sie sie an, bevor sie ins Bett ging.
»Ich habe dich letzte Nacht aus dem Haus gehen hören«, sagte Sophia.
»Ja«, erwiderte Paxton. »Ich konnte nicht schlafen.«
»Möchtest du mir nicht sagen,
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