Das Wunder des Pfirsichgartens: Roman (German Edition)
Kopf an die Wand rennen. Sie stöhnte, doch sie gab nicht auf, bis sie aufrecht dasaß.
Sie schaute sich um. Sie befand sich in einem kleinen Haus, das angefüllt war mit alten Möbeln – bis auf die unglaublich weiche graue Couch, auf der sie lag. An der gegenüberliegenden Wand befand sich ein Fenster, und auf dem Fenstersims saß ein schwarz-gelber Vogel und starrte herein. Paxton starrte seltsam fasziniert zurück. Plötzlich ertönte ein schrilles Klingeln. Sie zuckte erschrocken zusammen, und der Vogel flog davon.
Sie presste die Hände auf die Ohren. Du meine Güte, was war das für ein Lärm?
Schritte erklangen. Sie drehte sich langsam in die Richtung des neuen Geräusches und sah Willa Jackson hereinkommen. Willa trug Baumwollshorts und ein Tanktop. Die Klamotten waren zerknittert vom Schlafen, und ihre kurzen Haare bauschten sich um ihr Gesicht.
Paxton hatte sich oft gedacht, dass Willa nur ein weißes Musselinnachthemd, eine große Schleife im Haar und eine Porzellanpuppe in der Hand bräuchte, um auszusehen wie eines dieser blassäugigen, angestrengt wirkenden Kinder auf sehr alten Fotos. Sie hatte sich in Willas Anwesenheit immer ein bisschen unwohl gefühlt.
»Ich dachte, ich hätte dein Telefon ausgeschaltet. Das hörte nämlich gar nicht mehr auf zu läuten. Ist es verhext?«, fragte Willa und griff nach dem Handy, das, wie Paxton erst jetzt bemerkte, auf dem Couchtisch seitlich neben ihr gelegen hatte.
Willa klappte das Gerät auf und sagte: »Hallo?« Sie wartete, dann fuhr sie fort: »Ich bin es, Willa. Und wer bist du?« Willas Hand, die sie auf die Augen gelegt hatte, als wollte sie das grelle Licht, das durchs Fenster hereinfiel, ausblenden, fiel plötzlich nach unten. »Ach so.« Sie reichte Paxton das Handy. »Es ist für dich.«
Paxton nahm es, wobei sie versuchte, keine raschen Bewegungen zu machen, weil sie befürchtete, der Kopf könne ihr herunterfallen. »Natürlich. Es ist mein Handy.«
Willa verzog das Gesicht und ging hinaus. Ihr Gast war offenbar kein Morgenmensch.
»Hallo?«, rief Paxton ins Telefon.
»Ich bin im Gartenhaus, und du bist nicht da. Wo steckst du denn?« Es war Colin.
»Ich weiß nicht so recht. Ich glaube, ich bin bei Willa Jackson.«
»Das würde erklären, warum sie an dein Handy ging. Was machst du bei ihr?«, fragte Colin.
Allmählich kehrte alles wieder zurück. Aber das wollte sie Colin nicht erzählen und auch sonst niemandem. Großer Gott, wenn herauskam, wie unmöglich sie sich benommen hatte …
»Warst du die ganze Nacht dort?«
»Ich glaube schon«, sagte sie.
Colin hielt inne. Sie konnte sich vorstellen, zu welchem Schluss er kam. »Bist du betrunken? In deinem Wohnzimmer steht eine leere Whiskeyflasche.«
»Nein, nicht mehr. Verschwinde aus meinem Haus!«
Er lachte. »Was ist denn passiert?«
»Als ob ich dir das jetzt sagen würde.«
»Du weißt, dass ich es früher oder später herausfinden werde.«
»Nur über meine Leiche.«
»Na gut. Hör zu, ich rufe dich an, weil ich offenbar nicht sehr viel Autorität besitze, wenn es um das Blue Ridge Madam geht. Die Leute wollen mit dir reden. Können wir uns auf der Wache treffen? Ich muss wissen, wann die Polizei den Ort freigibt, damit ich grünes Licht für den Umzug des Baums geben kann. Und das muss ich bald wissen.«
»Okay«, sagte sie und versuchte, sich zu konzentrieren. »Gib mir eine Stunde.«
Sie beendete das Gespräch. Dann saß sie da, den Kopf in den Händen vergraben. Selbst ihre Haare taten weh. Sie wusste nicht, wie viel Zeit verstrichen war, als Willa zurückkam und fragte: »Alles in Ordnung?«
Paxton hob den Kopf. Willa hatte eine Tasse Kaffee in der einen und eine Schachtel Aspirin in der anderen Hand. Sie überreichte Paxton beides. »Du hast mich letzte Nacht gerettet«, sagte Paxton. Nie würde sie die grellen Scheinwerfer des Jeeps vergessen, als er zum Stehen kam, und dann den Anblick von Willa, als sie ausstieg und zu ihrer Rettung herbeieilte. Noch nie war sie so froh über jemanden gewesen wie in dem Moment.
Willa zuckte die Schultern. »Du warst dort nicht in deinem Element.«
»Ich kann es kaum glauben, dass du das für mich getan hast. Warum hast du mir geholfen?«
Willa betrachtete sie, als hielte sie das für eine seltsame Frage. »Wenn jemand Hilfe braucht, dann hilft man ihm, oder? Ich dachte, das ist auch ein Grundsatz des Damenklubs – diese strahlend guten Taten«, sagte sie, sich auf Paxtons Einladungskarte zur Gala beziehend.
Paxton
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