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Das Wunder des Pfirsichgartens: Roman (German Edition)

Das Wunder des Pfirsichgartens: Roman (German Edition)

Titel: Das Wunder des Pfirsichgartens: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Addison Allen
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treibt sich nach Einbruch der Dunkelheit dort rum. Nicht mal die Collegekids.«
    »Nun, das wusste ich nicht«, entgegnete Paxton abwehrend. »Ich war zum ersten Mal dort.«
    »Warum ausgerechnet heute Nacht?«
    »Weil mein Leben ein Scherbenhaufen ist und ich Alkohol brauchte.«
    Paxton Osgoods Leben war ein Scherbenhaufen. Aha. »Gab’s denn bei dir zu Hause keinen Alkohol?«
    »Ich habe alles in mich hineingeschüttet, was da war.«
    »In einem Haus in der Größe von Hickory Cottage?«
    »Ich habe den ganzen Alk getrunken, der bei mir zu Hause war. Im Gartenhaus. Ich konnte unmöglich ins Haus meiner Eltern gehen, um mir Nachschub zu besorgen. Meine Mutter hätte mir die Hölle heißgemacht. Das tut sie ständig. Und weißt du, wer mir noch die Hölle heißmacht? Der Damenklub. Nachdem beim Madam ein Skelett gefunden wurde, denken jetzt plötzlich alle, dass das ganze Projekt auf der Kippe steht. Als ob sie nicht tonnenweise Leichen im Keller hätten. Wenn du wüsstest …« Paxton drehte sich um. Willa spürte, dass sie sie anstarrte. »Und auch du hast mir die Hölle heißgemacht. In der Highschool.«
    »Aber nur einmal«, betonte Willa.
    »Ich kann es kaum fassen, dass du Robbie Roberts diesen Brief geschrieben hast.«
    »Es tut mir leid.« Willa lenkte den Wagen an den Bordstein und stellte den Motor ab. »Wirklich.«
    »Ich weiß noch, wie ich diesen Brief gesehen habe. Du hast meine Handschrift so gut kopiert, dass ich anfangs tatsächlich dachte, ich hätte ihn geschrieben. Du hättest es als Urkundenfälscherin weit bringen können.«
    Willa stieg aus. »Ja, das hätte meinen Dad bestimmt sehr gefreut.«
    Paxton sah sich um. Offenbar war ihr erst jetzt klar geworden, dass sie nicht mehr fuhren. »Wo sind wir?«
    »Das dort drüben ist mein Haus. Komm mit.«
    »Du lässt mich bei dir übernachten?«
    »Zum Ritz ist es mir jetzt zu weit.«
    Paxtons Gang wirkte noch immer ein wenig unsicher. Willa hielt sie am Ellbogen fest und führte sie die Stufen hinauf. Sie sperrte die Haustür auf und ließ Paxton auf der Couch Platz nehmen. Dann ging sie hinaus und kehrte mit einem Kissen und einer Decke zurück.
    Paxton zog die Schuhe aus und schüttelte das Kissen auf. »Das ist eine tolle Couch.«
    »Vielleicht taufe ich sie die Osgood-Gedenkcouch. Dein Bruder hat auch schon darauf geschlafen.« Willa ging wieder hinaus, diesmal in die Küche. Sie befeuchtete ein Geschirrtuch und brachte es Paxton.
    »Mein Bruder mag dich«, sagte Paxton, streckte sich aus und legte das feuchte Tuch auf ihre geschwollenen Augen. »Bring ihn dazu, dass er bleibt.«
    Willa schüttelte die Decke aus und breitete sie über Paxton. »Ich habe mit deinem Bruder nichts zu tun.«
    »Das wird schon noch kommen. Weißt du, warum? Weil es einfach so kommen muss. So geht es doch immer in allen Märchen. Man trifft sich, man verliebt sich, man küsst sich, und keiner der beiden findet das widerlich. Man heiratet und bekommt Kinder und lebt glücklich bis an sein Lebensende.«
    »Keiner der beiden findet das widerlich – das gibt dem Ganzen eine besondere Note«, bemerkte Willa.
    »Ich spreche aus Erfahrung. Ich liebe Sebastian Rogers. Aber er liebt mich nicht.«
    Wahrscheinlich hätte Willa überrascht sein sollen, aber das war sie nicht. Sie schaltete das Licht aus. Als alles dunkel war, verharrte sie noch einen Augenblick. »Dein Leben ist nicht annähernd so toll, wie ich dachte«, sagte sie in die Dunkelheit hinein.
    »Wie kommst du darauf? Weil ich in angetrunkenem Zustand zum Gas Me Up gedüst bin, oder weil ich zugegeben habe, dass ich einen Mann liebe, der wahrscheinlich schwul ist?«
    Trotz des eher lockeren Tons hatte Willa den Eindruck, dass die Sache ernster war, als Paxton zugeben wollte. »Sowohl als auch«, erwiderte sie, woraufhin Paxton leise lachte. Willa wurde klar, dass Paxton wohl zu sehr daran gewöhnt war, von anderen beurteilt zu werden.
    Und dann passierte etwas, womit Willa nie gerechnet hätte.
    Auf einmal tat ihr Paxton Osgood leid.
    Diese Erkenntnis war die Krönung eines anstrengenden Tages. Erschöpft schleppte sich Willa zu ihrem Schlafzimmer im ersten Stock.
    »Danke, Willa«, rief ihr Paxton nach.
    »Ist schon in Ordnung, Paxton.«

SIEBEN
    Alles ist relativ
    P axton schlug langsam die Augen auf. Das war gar nicht so einfach, weil ihre Wimpern völlig verklebt waren.
    Sie stützte sich auf die Ellbogen und hievte sich ein wenig hoch. Schon bei dieser kleinen Bewegung fühlte sie sich, als würde sie mit dem

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