Das wunderbarliche Vogel-Nest
allerhand Confect überstellt / darbey auch grosse überguldte Pocal mit Canari und Spanischem Wein gefüllt / nicht mangleten / das Bett aber war mit Seidenen Umbhängen / mit einer mit Gold und Perlen gestickten Seidenen Decke / mit dem aller-gelindesten Gefüder / und was Leinen seyn solte / mit dem allerzartesten Holländischem Leinwad an Küssen und Leylachen dermassen kostbarlich außgerüstet und geziert / daß es gut / und Majestätisch genug gewest wäre / wann gleich der Türckisch Käiser / oder der Persisch Schach selbst seinen Sitz und Tummelplatz darauff hätte haben sollen.
Weil ich dann nun mit der Sprach so artlich Jüdeln und parlaren konte / daß du selbst / wann du mich reden hören / einem Läuffer-Botten seinen Spieß entzwey geschoren hättest / ich wäre ein Portugiesischer / aber zu Amsterdam geborner Jud gewesen; Siehe / so thät ich das Maul gegen der Esther auff (aber doch machte ichs nicht so laut / daß mans vor der Thür hätte hören und verstehen kennen) und log ihr so einen Hauffen guts daher (wann man anders die Lügen gut heissen dörffte) daß ihr das Hertz im Leib vor Freuden auffhupffte! nemlich brachte ich ihr erstlich einen Gruß auß dem Paradeiß von allen Patriarchen und Propheten deß Alten Testaments mit vieler Glückwünschung / neben der Bottschafft vom König der Welt (dann also pflegen die Juden Gott zu nennen / wann sie am aller andächtigsten seyn / ob gleich wir Christen nach dem Exempel unsers Erlösers / den bösen Geist einen Fürsten dieser Welt titulieren) daß sie den Moschiach von mir empfahen und gebären solte / dessen sich das gantze Himmlische Heer erfreute; worbey ein jedes Gottselig Gemüth betrachten kan / wie gar ausgelassen / Gottlos- und leichtfertiger Weise die jenige / so einmal angefangen in dem wüsten Unrath und Schlamm der Sünden fortzuwatten / mit dem Himmel selbst / und seinen heiligen Einwohnern zu schertzen pflegen / worbey solche Gottsvergessene gleichwol die Grösse und Abscheulichkeit ihrer begehenden Sünd / ohn Zweifel auß Verblendung deß bösen Feinds / dannoch weder mercken / achten noch betrachten; Meine Esther nam alles viel bekannter und vor warhafftiger an / als ehemalen ihre Vor-Eltern die Warheit / so ihnen die Propheten / oder das H. Evangelium / so ihnen Christus selbst / und seine Apostel verkündiget; Sie sagte / vollbringe an mir / was dir der HErr befohlen hat / und dauchte sich schon in ihrem Sinn / neben ihrem künfftigen Sohn zu Jerusalem eine großmächtige Käiserin über die gantze Welt zu seyn.
Es beichtet einsmals ein Welscher unter andern auch diese Formalia : Bin ich auch auff das Kürbe mit die Leyrere lustig gesin! Was mehr? fragte der Beichtvatter: Hab ich auch mit ihm auff das Hew der gantze Nacht geschlaff! Was weiters? fragte der Beichtvatter ferners; Ehe / antwortet der Welsche / der übrig könt ihr ja wol selbst merck; also will ichs hier auch mit meiner Erzehlung machen; die Esther war willig / ich war von Begierden hitzig / das Bett war gedeckt / die Gelegenheit war vorhanden / die Abend-Demmerung war da / also / daß auch ein Schaf mercken kan / was wir weiters miteinander begiengen; Was soll ich dann ein langs und breits darvon erzehlen? Jch hatte halt ein süsse annehmliche Nacht / und gedachte am wenigsten daran / daß so eine kurtze schnöde Wollust die ewige Verdammnus nach sich schleppte / welches / wann ich mir solches / meiner Schuldigkeit nach / zu bedencken belieben lassen / mir solche wol verbittern / oder wol gar verleiden können.
Als ich mich nun die Nacht durch genugsam abgeramlet / gab ich der Esther zu vernehmen / da es Tag worden / daß ich nothwendig denselben Tag bey etlichen Beschneidungen gegenwärtig seyn müste / ich würde mich aber auff den Abend wieder bey ihr einstellen / erlabte mich darauff mit etwas von Confect , und einem Trunck Spanischen Wein / schiede bey ereignender Gelegenheit / mit Hinderlassung deß gewöhnlichen guten Geruchs von dannen / daheim außzuschlaffen / solches triebe ich etlich Täg und Nächte nacheinander / biß ich deß Handels müd / satt und überdrüssig / die gute Esther aber / wie durch solche Geschäfft zu geschehen pflegt / geschickt war / und demnach wir den letzten Morgen voneinander schieden / hinderliesse eines dem andern einen köstlichen Ring zur Gedächtnus.
Nach diesem dunckte sich Esther warhafftig keine Sau seyn / und nicht allein sie / sondern auch ihre Eltern prangten mit dem Heyl / das ihnen wiederfahren / als aber
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