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Das wunderbarliche Vogel-Nest

Das wunderbarliche Vogel-Nest

Titel: Das wunderbarliche Vogel-Nest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen
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eures so lang erwarteten Moschiachs zu seyn / Elias hat den Samen Davids zum Moschiach / seyt desselben Königs Lebzeiten im Paradeiß bisher verwahret / solchen deiner Tochter Esther den dritten Tag dieses auff heint eingestandenen Monats Elul (ist der Septembr.) beyzubringen / auff welchen Tag er sich seiner Gewohnheit nach unsichtbarlich in ihrer Schlaffkammer einfinden / und das Werck verrichten wird / wornach das Hauß Jacobs schon so viel hundert Jahr verlangt / und diß ists / das geschrieben stehet / Elias werde vor dem Moschiach erscheinen / derowegen sehe dahin / und sey bedacht / daß sich deine Tochter gegen ihm willig einstelle / du selbst aber wirst ihn die Zeit über / so lang er sich bey ihr auffhalten wird / zu tract irn wissen / wie einem so heiligen Propheten gebührt / in aller Maß du ihn auch bereits unter den Armen vielmal tract irt hast; Hiervon wirstu diese Belohn- und Ergötzung haben / daß du gleich nach deß Messiæ deines Enckleins Geburt / gleich dem Phœnix oder Adler verjüngert / nachmahlen ohne Mangel und Kranckheit im gelobten Land das Neunhundert und Dreyssigste Jahr weit überleben / vom Moschiach zu einem grossen Fürsten des Volcks gemacht werden / und aller deiner und deß Volcks Jsraels Feinden Untergang und Verderben / deine und der deinen Hochheit aber mit Lust sehen wirst.
    Eliezer war zimlich curiôs und vorwitzig / wolte derowegen auch einige Particularit äten wissen / wie es mit Einnehmung deß gelobten Lands hergehen möchte? Muste ihm derowegen in der geschwinde mehr daher lügen / wolte ich anderst meinen Credit bey ihm nicht verlieren / und zwar solche Sachen / die er gern höret / und die von allen Juden gewünscht werden; Sagte demnach zu ihm / es werde sich hier in dem Land / worinn Moschiach geboren würde / ein Krieg anfahen / und die gantze Welt anstecken und durchgehen; Franckreich werde wider Holland / der Römisch Käiser / Hispanien und Holland wider Franckreich / Schweden und Dennemarck widereinander / die Polen wider die Türcken / der Türck wider die Persianer / der Moscowitter wider die Tartern / und in Summa / je ein Volck wider das ander in der gantzen Welt kriegen / und sich solcher Gestalt gegeneinander abmatten / außmergeln und auffreiben / worzu auch Kranckheiten und Hungersnoth / deß Kriegs Nachfolger getreulich helffen würden / daß das Volck Jsrael / die indessen sich gewaltig vermehren / und von GOtt bewahret und gesegnet würden / sie gar leichtlich / und zwar gleichsam ohne alle Schwerdschläge überwinden / und zu Sclaven machen könten / allermassen sie den Völckern in der gantzen Welt all ihr Gold und Silber / ihre Klenodien und Edelgestein / ihre beste Haab und Güter von beweglichem Vermögen / als da seyen Haußrath / Kauffmanns-Wahren und dergleichen hinweg nehmen / und mit sich in das gelobte Land führen lassen würden; darauff beschlosse ich meine Auffschneiderey / und sagte dem Eliezer / es gezieme ihm vor dißmal hiervon mehrers nit zu wissen / er aber antwortet / deß HErrn Will geschehe in Erhöhung Jsraels / und dein Wort werde über sein Volck bestätigt.
    Hierauff machte ich mich in einem Augenblick wieder unsichtbar / bliese gegen dem Eliezer durch meinen Poma d'amber , und machte dardurch einen solchen starcken und lieblichen Geruch im gantzen Zimmer / daß der arme Schelm vor Freuden vermeynte / er wäre schon halber im Paradeiß / und diß war das rechte Sigill / so meine vorgebrachte Lügen vor eine Warheit bestättigte / dann gleich wie Eliezer etwan gehöret und gelesen haben mag / daß die böse Geister nach ihrer Erscheinung einen garstigen Höllischen Gestanck hinder sich lassen / also glaubte er gewiß und festiglich / daß hingegen die gute Engel mit Hinderlassung eines Paradisischen Geruchs abscheiden / und derowegen könte ich kein böser Engel oder falsche Erscheinung / sondern ich müste ein guter Geist seyn / als dessen Verkündigung auch so wol mit denen neulich gefundenen Zetteln in ihrer Synagog überein stimmete; Es ist nicht auszusprechen / was er diesem nach vor eine innigliche Hertzens-Freud bezeugte / und zwar warumb das nicht? Er sahe sich einen Großvatter deß Messiæ / und nach demselben war er in seiner Einbildung schon der gröste Fürst in der Welt / er war eines tausend-Jährigen Alters versichert worden / welches er / wie in einem Schlauraffen-Land / ohne alle Mühseligkeit zu beleben vermeynte / und nach demselbigen komme er ohne das / und zwar ohn allen Anstoß / und nicht wie eine

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